Tschechiens Wirtschaft wächst, vor allem mit der Produktion von Autos und Maschinen. Eine Belastung ist gerade die hohe Abhängigkeit vom Nachbarn Deutschland - wo die Konjunktur lahmt.

In Tschechien läuft es einfach - oder besser gesagt: die Autos rollen nur so vom Band. Im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Pkw, was ein Rekord war. 2024 war Tschechien das einzige Land in Europa, das in der Auto-Produktion wuchs. Überall sonst herrschte Flaute.

"Tschechien ist ein ganz traditionelles Industrieland", sagt Christian Rühmkorf von der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer. "Das reicht tatsächlich zurück bis in die Habsburger Zeit. Aber enorm wichtig ist eben die Automobilindustrie. Tschechien verfügt über wirklich hervorragend ausgebildete Ingenieurinnen und Ingenieure."

Lange Tradition im Autobau

Auf knapp 120 Jahre Autobau-Tradition kann das Land mit seiner eigenen tschechischen Automarke Skoda blicken. Es ist also fast so lange dabei wie Deutschland. Dazu kommen große Werke von Hyundai aus Südkorea oder Toyota aus Japan. "Wir haben auch alle wichtigen großen Automobilzulieferer hier, teils auch mit mehreren Werken", sagt Gerit Schulze, Direktor für Tschechien bei Germany Trade and Invest, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes.

Auch sonst steht Tschechien wirtschaftlich besser da als viele andere EU-Länder. Bei zwei Prozent liegt das Wachstum - was doppelt so viel ist wie der EU-Schnitt. Im Land herrscht Vollbeschäftigung. Und sogar die Staatsfinanzen sind im Lot. Tschechien hat sich abseits der Wahrnehmung vieler zu einem Top-Industriestandort gemausert.

Zu abhängig von Deutschland?

Aber: nicht alles läuft rund. Christian Rühmkorf sieht Probleme bei den Investitionen. "Die Investitionen sinken seit Jahren. Ganze 43 Prozent der Industrieunternehmen wollen 2025 weniger investieren. Und das gefährdet natürlich langfristig die Wettbewerbsfähigkeit."

Das Land ist auch enorm abhängig von der deutschen Wirtschaft - rund ein Drittel aller Exporte gehen in das westliche Nachbarland. Experte Schulze von Germany Trade and Invest bringt es auf den Punkt: "Die tschechische Wirtschaft sagt immer: Wenn Deutschland einen Schnupfen hat, dann bekommt die tschechische Wirtschaft eine Grippe."

Löhne unter dem EU-Schnitt

Das heißt: Die lahme Konjunktur in Deutschland bremst auch Tschechien aus. Deshalb versucht das osteuropäische Land seit Längerem, neue Märkte zu erschließen, besonders in Asien - Skoda etwa in Vietnam und Indien.

Noch immer verdienen die Menschen in Tschechien im EU-Vergleich eher wenig, im mittel 1500 Euro Brutto im Monat. Doch das wird sich ändern, glaubt Gerit Schulze. Aber dazu brauche es auch mehr Hightech: "Das ist eben nicht möglich mit einfachen Lagerhallen oder Montagelinien, wie sie in der Vergangenheit hier in Tschechien gebaut wurden, sondern dafür braucht Tschechien mehr Hochtechnologie, mehr Wertschöpfung und hat dafür eigentlich auch ganz gute Voraussetzungen."

"Breiter Konsens für offene Märkte"

Auch politisch könnte sich bald was ändern: Bei der heute beginnenden Parlamentswahl deutet sich ein Regierungswechsel an. Die rechtspopulistische Partei ANO des früheren Ministerpräsidenten und Unternehmers Andrej Babis liegt in den Umfragen vorne.

Große wirtschaftliche Umbrüche erwarten die Experten aber nicht. Christian Rumkorf sagt: "Grundsätzlich gibt es in Tschechien wirklich einen breiten Konsens für offene Märkte, für EU-Integration und Investitionsfreundlichkeit, und daran dürfte sich eigentlich wenig ändern."

Tschechien bleibt also ein Industrie-Wunderland im Herzen Europas - mit Chancen, aber auch Baustellen für die Zukunft.

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