- Neue AKW der vierten Generation sind nicht vor 2030 realistisch.
- Die SPD lehnt Atomkraft wegen Sicherheitsrisiken, hoher Kosten und der Notwendigkeit staatlicher Subventionen ab.
- Betreiber haben kein Interesse mehr an neuen AKW, da sie nicht ins erneuerbare Stromnetz passen.
Egal ob Politik oder Forschung, die erste Antwort auf die Frage unserer Hörerin fällt immer gleich aus. Frank Uekötter, Professor für Technikgeschichte an der Universität Bochum und Autor eines Buches über die Geschichte der Atomkraft in Deutschland, bringt es so auf den Punkt: "Diese Reaktoren gibt es im Moment noch nicht. Alles, wovon wir reden, sind Planungen, Gedankenspiele. Es gibt keinen Reaktor, der in Betrieb wäre. Es gibt auch keinen, der in den nächsten fünf Jahren in Betrieb gehen wird." Das liege daran, dass es sehr lange bräuchte, um solch ein Atomkraftwerk zu errichten.
Neue AKW nicht vor 2030
Das weiß auch Lars Rohwer, sächsischer CDU-Abgeordneter im Bundestag mit Schwerpunkt Energie, und dämpft deshalb die Erwartungen – obwohl seine Partei grundsätzlich an der Option Kernenergie festhält und auf die Forschung zu genau diesen Kraftwerken der vierten Generation setzt. "Wir haben die Sicherheitsstandards in unserem Land aus guten Gründen. Wenn man die realistischen Zahlen anguckt, war mal davon die Rede, dass wir das schnell bekommen", sagt Rohwer.
Laut Rohwer schätzt mittlerweile niemand mehr, dass diese neuen AKW vor 2030 entstehen könnten: "Deswegen ist es nicht so realistisch, das gleich heute in einen Energiemix zu nehmen".
Hohe Kosten für den Staat
Abgesehen davon würde der Koalitionspartner SPD bei einem Wiedereinstieg in die Atomkraft nicht mitmachen. Deren energiepolitische Sprecherin Nina Scheer nennt eine ganze Reihe von Gründen dafür. Zum Beispiel das Risiko, das die Technologie mit sich bringt: "Man kann damit auch Waffen herstellen oder es als schmutzige Bomben verwenden. Man müsste im Grunde genommen einen eigenen Sicherheitsapparat dafür aufbauen".
Und das würde den Staat viel Geld kosten. Genau wie beispielsweise die Endlagerung des Atommülls und die Versicherung – auch bei modernen Reaktoren. Laut Scheer braucht es eine staatliche Übernahme von Kosten, um Atomenergie bezahlbar zu halten.
Die tatsächlichen Kosten seien aber deutlich höher, sagt Scheer: "Deswegen trügt der Schein mit der günstigen Atomenergie. Atomenergie ist nachgewiesenermaßen die teuerste Form der Stromgewinnung".
Inkompatibel mit dem Stromnetz
Auch für die Betreiber, sagt Technikhistoriker Uekötter. Deshalb hätten die auch seit den 80er-Jahren gar keine Lust mehr, neue Kraftwerke zu bauen. Und inzwischen passten die auch gar nicht mehr an das Stromnetz, das man in Deutschland gerade entwickle.
Kernenergie sei immer da stark, wo sie einen großen Grundlastanteil habe – Kraftwerke, die 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche liefen. Solche Kraftwerke brauche man nicht, wenn der meiste Strom aus erneuerbaren Energiequellen komme.
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