Greta Thunberg mal ganz privat: Die schwedische Aktivistin hat die Boulevardzeitung „Aftonbladet“ zum Interview empfangen und zeigt dabei auch erstmals ihr Zuhause. Die mittlerweile 22 Jahre alte Klimaaktivistin, die zuletzt vor allem als radikale Unterstützerin der Palästinenser auffiel, lebt mittlerweile in einer Wohngemeinschaft.

Zahlreiche Fotos zeigen Thunberg im Kreise ihrer Freunde und entspannt mit Wollsocken auf dem Sofa sitzend, im Hintergrund sind Topfpflanzen zu sehen und ein – offenbar selbstgebautes – Regal aus Holz-Paletten. Doch das Gespräch mit der Schwedin ist alles andere als heimelig. Thunberg formuliert in dem Interview schwerste Vorwürfe gegen Israel und die israelische Armee: Sie sei nach ihrer Festsetzung auf dem Segelschiff „Madleen“ und bei der anschließenden, fünftägigen Inhaftierung von israelischen Soldaten beschimpft und körperlich angegangen worden.

Als Beweis präsentiert Thunberg den Journalisten ihren Koffer, der von den Israelis beschmiert worden sein soll: Auf Englisch stehen dort unter anderem die Worte „Whore“ (Hure), auch ein Penissymbol und der Davidstern sind zu sehen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aussagen und Behauptungen der 22-Jährigen nicht, in den sozialen Medien wie etwa bei X, BlueSky oder Instagram werden sie dennoch bereits zitiert und kommentiert.

„Im Flur liegt ihr roter Koffer. Jemand hat mit großem schwarzem Filzstift ‚Hure Greta‘ draufgeschrieben“

Im Juni 2025 war die Schwedin an Bord eines internationalen Teams von Aktivisten, die mit der „Madleen“ die Küste von Gaza erreichen wollten, zuvor aber von der israelischen Marine abgefangen wurden. Das Bündnis „Freedom Flotilla Coalition“, das für die Organisation der Schiffsreise verantwortlich war, sprach damals von einem eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht.

Der Artikel, der schon in der Überschrift Gewaltvorwürfe formuliert („Sie haben mich jedes Mal getreten, wenn die Flagge mein Gesicht berührte“), beginnt direkt mit der Präsentation des Koffers. „Im Flur liegt ihr roter Koffer. Jemand hat mit großem schwarzem Filzstift ‚Hure Greta‘ draufgeschrieben.“ Um den Text herum: eine israelische Flagge und ein erigierter Penis. Der Koffer wurde von israelischen Soldaten auf dem Boot konfisziert – und ihr so ​​zurückgegeben. Sie lacht. „Die sind wie Fünfjährige!“, heißt es in dem Text.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs berichtet die 22-Jährige über angebliche Beleidigungen, Demütigungen und eine Behandlung, die nicht internationalen Standards entsprochen haben soll. Wörtlich sagt Thunberg über die Soldaten, in deren Gewahrsam sie war: „Sie packten mich, rissen mich zu Boden und warfen eine israelische Flagge über mich.“ Und: „Sie zogen mich sehr brutal in eine Ecke (...) ‚Ein besonderer Platz für eine besondere Dame‘, sagten sie. Und dann hatten sie ‚Lilla hora‘ (Kleine Hure) und ‚Hora Greta‘ (Hure Greta) auf Schwedisch gelernt, Worte, die sie ständig wiederholten.“

Eine weitere Passage des „Aftonbladet“-Artikels liest sich so: In der Ecke, in der Greta saß, sollen die Polizisten eine Flagge aufgehängt haben. „Die Flagge war so platziert, dass sie mich berühren würde. Als sie flatterte und mich berührte, riefen sie ‚Fass die Flagge nicht an‘ und traten mir in die Seite. Nach einer Weile wurden meine Hände mit Kabelbindern sehr fest gefesselt. Eine Gruppe von Wachen stellte sich auf, um Selfies mit mir zu machen, während ich so dasaß.“

Neben den übergriffigen Selfies, die sie nicht gewollt habe, sei sie, so behauptet Thunberg weiter, mehrfach gezwungen worden, ihre Kleidung auszuziehen. Dabei seien auch Filmaufnahmen von ihr – gegen ihren Willen – angefertigt worden. Zudem seien sie und ihre Mitstreiter in Zellen eingesperrt worden, Wasser und Nahrung sei ihnen verweigert worden.

Ihr Fazit mündet in eine politisch motivierte Anklage: „Das zeigt: Wenn Israel vor den Augen der ganzen Welt einen bekannten Weißen mit schwedischem Pass so behandeln kann, stellen Sie sich nur vor, was sie hinter verschlossenen Türen mit Palästinensern machen.“

Vorwürfe lassen sich nicht unabhängig verifizieren

„Aftonbladet“ hat nach eigenen Angaben versucht, die Angaben von Thunberg zu verifizieren und dazu auch das schwedische Außenministerium angefragt. In der Stellungnahme, die die Zeitung daraufhin erhielt, wurde eine in Teilen „brutale Behandlung“ der Aktivisten eingeräumt, weitere Details aber nicht genannt.

Das Ministerium spiele den Vorfall offenbar herunter, schlussfolgert Lisa Röstlund, die Autorin des Textes. Sie habe deshalb noch mit drei weiteren Mitgliedern der Flottille gesprochen. Die hätten, so schreibt die „Aftonbladet“-Autorin, Thunbergs Aussagen weitgehend bestätigt und auch ebenfalls verschiedene Formen von Missbrauch betont. „Wir haben auch mit Angehörigen gesprochen. Alle stehen dem Verhalten der schwedischen Botschaftsmitarbeiter äußerst kritisch gegenüber“, schreibt die Autorin wörtlich.

Eine offizielle Stellungnahme der israelischen Armee (IDF) gibt es bisher nicht, auch auf dem offiziellen Account der israelischen Regierung bei X ist es still.

Andere Medien haben die neuen Vorwürfe der Schwedin bisher nicht aufgegriffen, nur die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“ hat die Interview-Aussagen in einem Artikel zusammengefasst. Anfang Oktober hatte Greta Thunberg erstmals öffentlich ihre angeblich schlechte Behandlung durch die Israelis beklagt. Bereits damals hatte sie von Ungeziefer in ihrer Zelle gesprochen, sowie über Hunger und Durst während ihrer Inhaftierung geklagt. Die Vorwürfe trafen auf breites Medieninteresse, die israelische Zeitung „Haaretz“ hatte berichtet, ebenso WELT.

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