US-Vizepräsident J.D. Vance und die Nahost-Gesandten Washingtons sehen die Waffenruhe im Gazastreifen trotz einer Reihe von Verstößen am vergangenen Wochenende auf einem guten Weg. Die Feuerpause laufe besser, als er erwartet habe, sagte Vance am Dienstag bei einem Besuch in Israel. Mit Blick auf die in der Waffenruhevereinbarung verankerte, aber schleppend verlaufende Rückgabe von toten Geiseln durch die Hamas bat er Israel um „ein kleines bisschen Geduld“.

„Einige dieser Geiseln sind unter Tausenden Pfund Trümmern begraben. Von einigen Geiseln weiß niemand, wo sie sich befinden“, sagte Vance bei einer Pressekonferenz. „Ein Großteil dieser Arbeit ist sehr schwer“, erklärte er mit Blick auf Fragen zu den nächsten Schritten und verwies unter anderem auf den Aufbau einer internationalen Schutztruppe für den Gazastreifen. Er sei jedenfalls zuversichtlich, dass es einen dauerhaften Frieden geben könne, sagte Vance. Sollte die Hamas allerdings die Zusammenarbeit verweigern, werde sie vernichtet werden.

Auch der US-Nahost-Gesandte Steve Witkoff sagte mit Blick auf die Waffenruhe, die Erwartungen, wo man zum jetzigen Zeitpunkt sein würde, seien übertroffen worden. Die US-Vertreter besuchten am Dienstag ein neues Zentrum für zivile und militärische Zusammenarbeit in Israel, das nach Darstellung Washingtons eine zentrale Rolle in Donald Trumps Friedensplan einnehmen soll.

Vance traf sich in Israel unter anderem mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Berichten, wonach er eilig in die Region gereist sei, weil das Waffenruheabkommen am Wochenende durch Angriffe im Gazastreifen gefährlich ins Wanken geraten war, widersprach der US-Vizepräsident. „Mein Besuch hatte nichts mit den Ereignissen der vergangenen 48 Stunden zu tun.“

Neben Witkoff hielt sich auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, einer der Architekten des Waffenruheabkommens weiter in der Region auf. Kushner sagte bei der Pressekonferenz, Israel und die Hamas müssten nach zwei Jahren Krieg den Übergang zum Frieden schaffen. Verschiedene Verstöße gegen die Waffenruhe würden vor diesem Hintergrund bei vielen Leuten schnell Hysterie verursachen.

Auch der ägyptische Geheimdienstchef Hassan Raschad war am Dienstag in Israel, um mit Witkoff, Netanjahu und anderen über die Umsetzung der Waffenruhe zu sprechen.

Die Hamas hatte zugesagt, bis Anfang vergangener Woche alle 28 toten Geiseln zu übergeben. Bisher hat sie jedoch erst 13 freigegeben und erklärt, die anderen seien wegen der Zerstörungen im Gazastreifen nur schwer zu finden. Am Dienstag teilte sie mit, sie habe zwei weitere Leichen entdeckt und wolle diese noch am Dienstag übergeben.

Trump drohte der Hamas am Dienstag unterdessen erneut mit der Auslöschung durch regionale Truppen. Zahlreiche Verbündete im Nahen Osten und den angrenzenden Gebieten hätten sich bereit erklärt, „mit einer starken Streitmacht in den Gazastreifen zu gehen und die Hamas zu erledigen, sollte diese weiterhin gegen ihre Vereinbarung mit uns verstoßen“, schrieb der Präsident am Dienstag in seinem Onlinedienst Truth Social.

Hamas-Chefunterhändler Chalil al-Hajja versicherte, die Hamas wolle den Krieg „ein für allemal“ beenden. „Seit dem Tag, an dem wir das Abkommen von Scharm el Scheich unterzeichnet haben, waren wir entschlossen und verpflichtet, es bis zum Ende durchzuziehen“, sagte er im ägyptischen Fernsehen.

Beide Seiten sagen, sie wollen Waffenruhe wieder einhalten

Katar, einer der wichtigsten Vermittler, warf Israel indessen Verstöße gegen die Waffenruhe vor. Außerdem weite es seine Siedlungen im besetzten Westjordanland aus, kritisierte Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Thani. Katar sei aber zu weiteren Vermittlungen bereit, solange die Waffenruhe im Gazastreifen halte.

Dort waren bei einem Angriff mit einer Panzerfaust zwei israelische Soldaten getötet worden. Die Hamasführung beteuerte, sie habe damit nichts zu tun. Israel reagierte mit Angriffen, bei denen laut palästinensischen Angaben 45 Menschen getötet wurden, darunter Frauen und Kinder. Inzwischen versichern beide Seiten, sie hielten die Waffenruhe wieder ein.

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