- In Gera und Ilmenau waren in den letzten Jahren bereits testweise automatisiert fahrende Kleinbusse unterwegs.
- Ebenfalls in Ilmenau wird nun ein neues Fahrzeug getestet, das komplett ohne Fahrer und schneller als bisher fahren können soll.
- Thüringen, Bayern und Sachsen wollen das Dreiländereck Vogtland-Oberfranken zur Modellregion für autonomes Fahren im ÖPNV machen.
Es ist Tagesordnungspunkt 4.6 dieser Verkehrsministerkonferenz, den Andreas Bühl, CDU-Fraktionschef im Thüringer Landtag, besonders im Blick hat. Überschrieben ist er mit "Autonomes Fahren des öffentlichen Personennahverkehrs in Modellregionen". Dabei wird es diesmal hauptsächlich um Ballungszentren gehen: Hamburg empfiehlt sich, München ebenso.
In einem zweiten Schritt soll der ländliche Raum ins Blickfeld genommen werden. Thüringen wäre dann gern dabei: "Aus meiner Sicht ist die einzige Chance, wie wir ein adäquates Angebot hinbekommen, das auch individuell abrufbar ist, diese Rufbus-Systeme über autonom fahrende Busse", so Bühl.
Thüringen hat Erfahrung mit fahrerlosen Shuttle-Bussen
Thüringen hat in diesem Bereich Erfahrungen: In Gera war über Monate der Elektro-Shuttle-Bus Emma in der Innenstadt unterwegs, mit maximal 15 Stundenkilometern auf einer Runde mit vier Haltestellen. Noch länger – vier Jahre nämlich – lief Projekt Camil in Ilmenau. Automatisiert fahrende Kleinbusse, integriert in den Taktplan der Verkehrsbetriebe. 18 Stundenkilometer schnell. Unterwegs rund um den Campus der Technischen Universität. In Gera wie in Ilmenau waren Fahrzeuge mit Automatisierungs-Level 2 im Einsatz. Das heißt: Kein Lenkrad im Bus, aber ein Operator mit Joystick, der im Notfall eingreifen konnte.
In den Modellregionen sollen Fahrzeuge mit Automatisierungs-Level 4 getestet und eingesetzt werden. Den Unterschied erklärt Matthias Hein, Direktor des Thüringer Innovationszentrums Mobilität (kurz ThIMo) in Ilmenau: "Höhere Fahrautomatisierung bedeutet zum einen, dass komplexere Verkehrsbereiche durch automatisiertes Fahren adressiert werden können – in diesem Fall eine ampelgeregelte Kreuzung. Und dass höhere Fahrgeschwindigkeiten möglich sind – in diesem Fall bis zu 60 Kilometern pro Stunde – und perspektivisch kein Fahrer mehr an Bord sein muss, auch kein Operator."
Tests mit hochautomatisiertem Forschungsfahrzeug in Ilmenau
Was einfach klingt, braucht eine längere Vorbereitung. Für die Fahrzeuge. Für die Strecken. Deshalb ist in Ilmenau seit Jahren ein Kleinbus stationiert. Der P:Mover – ein umgebauter VW-Transporter mit Rechenzentrum im Kofferraum und einer Software, die Level-4-Fahrten auf zwei Strecken durch die Stadt ermöglicht. Dafür hat der Wagen mehr als ein Dutzend Kameras an Bord, Laserfächer für die Entfernungsmessung zu möglichen Hindernissen und Radarsensoren für eine detaillierte Ausmessung der Umgebung.
Carsten Schauer, Forschungsreferent im Innovationszentrum kümmert sich um den Bus: "Die Fahrzeuge können nicht einfach automatisiert auf der Straße unterwegs sein. Die benötigen erstmal eine genaue digitale Karte, um sich zurecht zu finden. GPS-Ortung reicht fürs automatisierte Fahren erstmal noch nicht, weil wir schon sehr genau wissen müssen, wie der Abstand zum Fahrbahnrand oder dem Gegenverkehr ist, um dort zügig und ohne ständige Bremsmanöver unterwegs zu sein." Doch schon ein Zweig, der die Sicht auf ein Verkehrsschild beeinträchtig, kann die Fahrt stoppen. Oder eine Tagesbaustelle. Oder Radfahrer mit plötzlichem und nicht angezeigtem Richtungswechsel. Oder ein Auto, das am Straßenrad leicht quer geparkt ist.
Dreiländereck Vogtland-Oberfranken will Modellregion werden
Kinderkrankheiten, händelbar, sagt Matthias Hein vom ThIMo. "Ich hoffe, dass wir das in drei bis fünf Jahren erleben werden. Die Weichen sind gestellt. Wichtig ist, dass wir jetzt die Zeit nicht verpassen, eine Start-Investition zu bekommen, um solche Flotten an den Start zu bekommen."
Womit wir wieder bei Andreas Bühl sind, dem CDU-Fraktionschef im Thüringer Landtag. Zusammen mit seinen Kollegen in Bayern und Sachsen macht er sich für die Anerkennung einer Modellregion im Dreiländereck Vogtland-Oberfranken unter Federführung der TU Ilmenau stark. Bundesmittel in Millionenhöhe könnten so in den Aufbau, die Umsetzung und die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens im ÖPNV fließen. Einen Namen hat das Projekt schon: Mozart.
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