- Große Teile der Ukraine sind zerstört, besonders im Ostteil des Landes. Viele Menschen wurden zur Binnenmigration gezwungen.
- Eine Gesetzesänderung ermöglicht es jungen Männern bis 22 Jahren, aus der Ukraine auszureisen. Dies war bisher verboten.
- Seitdem steigt die Zahl der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland an. Viele kommen zunächst in Gemeinschaftsunterkünften unter.
Ihor But sitzt auf seinem Bett in einer Flüchtlingsunterkunft in Böhlen bei Leipzig. Gerade spricht der 22-Jährige mit seiner Mutter über Videochat. Fast täglich telefonieren sie miteinander.
Große Teile der Ostukraine zerstört
Ursprünglich kommt Ihor aus der östlichen Region Dnipropetrowsk. Weil die Frontlinie immer näher an sein Dorf heranrückt, musste die Familie bereits schon einmal ihr Zuhause verlassen und innerhalb des Landes umziehen, wie Ihor berichtet: "Dort wo ich früher gelebt habe, ist einfach gar nichts mehr. Es ist einfach alles zerstört. Die Eisenbahnverbindung ist zerstört. Man kann dort kaum noch hinfahren."
Neue Regelung: Ausreiseverbot für junge Männer gelockert
Seine Mutter ist froh, dass Ihor jetzt in Sicherheit ist, erzählt sie am Telefon. Ihren Mann, Ihors Stiefvater, hat sie bereits durch den Krieg verloren: "Ich habe Ihor nach Deutschland geschickt, weil wir schon seinen Stiefvater begraben mussten. Mein Mann hat die Geburt seines jüngsten Sohnes nicht miterleben können. Deshalb habe ich Ihor nach Deutschland geschickt, damit wenigstens er nicht zur Armee muss."
Bis vor kurzem hätte Ihor die Ukraine gar nicht auf legalem Weg verlassen können. Für wehrtüchtige Männer ab 18 Jahren galt bisher ein Ausreiseverbot. Im Sommer wurde das Gesetz aber gelockert. Jetzt dürfen Männer zwischen 18 und 22 Jahren ins Ausland fahren.
Kein Asylbewerberstatus: Ukrainer dürfen Wohnung beziehen
Sein Zimmer in der Unterkunft in Böhlen teilt sich Ihor mit zwei anderen Männern, ebenfalls Ukrainer. Ihors Mitbewohner Artur kommt aus derselben Region und ist auch 22 Jahre alt.
Nachdem die Ausreiseregeln gelockert wurden, packte Artur gleich seine Koffer, erzählt er: "Kurz bevor der Krieg losging, bin ich 18 Jahre alt geworden. Die Hälfte meiner Freunde ist damals ausgereist. Die meisten sind im Ausland geblieben, studieren oder arbeiten. Ich war die ganze Zeit mit ihnen in Kontakt und ich wollte auch die Ukraine verlassen."
Seit dem Herbst kommen so wieder deutlich mehr Ukrainer nach Deutschland. Wie Artur und Ihor werden sie häufig erst einmal auf Gemeinschaftsunterkünfte verteilt. Nach dem Gesetz gelten ukrainische Kriegsflüchtlinge aber nicht als Asylbewerber und dürfen deshalb auch von Anfang an eine Wohnung beziehen.
Jobcenter hilft bei Wohnungsvermittlung
Aus Sicht der Kommunen sind sie also eigentlich nicht auf einen Platz in der Unterkunft angewiesen, erklärt Brigitte Laux, Sprecherin des Landkreises Leipzig: "Wir wollen an sich diese Flüchtlingsunterkünfte für die Asylbewerber freihalten. Die Kapazitäten brauchen wir einfach. Wir wissen natürlich auch, dass es jemand, der frisch hier ist, nicht ohne weiteres schafft sich eine Wohnung zu besorgen, aber da kann das Jobcenter auch helfen."
Eine eigene Wohnung, das wünscht sich auch Ihor. Schon bald hat er seinen Termin beim Jobcenter.
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