Der Chef der Jungen Union, Johannes Winkel, hat die öffentlichen Äußerungen von CDU-Altkanzlerin Angela Merkel kritisiert. „Es ist außergewöhnlich, wie oft sie sich in die Tagespolitik einmischt“, sagte der Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation dem „Spiegel“ laut Vorabmeldung vom Freitag. „Diese Wortmeldungen wären glaubwürdiger, wenn sie auch Selbstkritik üben würde.“

Winkel verwies in diesem Zusammenhang auf die in Merkels Amtszeit gewachsene Energieabhängigkeit von Russland und auf Merkels Ukraine-Politik: „Zuletzt der groß inszenierte Auftritt mit Viktor Orbán in Budapest und ihre Kritik an Polen. Viele fragen sich: Was genau will sie damit bezwecken?“

Zu Merkels möglichen Motiven sagte der JU-Chef: „Vielleicht hat sie ein schlechtes Gewissen, vielleicht versucht sie, ihren Eintrag in den Geschichtsbüchern zu retten.“ Ob das gelinge, wenn sich eine Altkanzlerin ständig in laufende Debatte einklinke, wage er zu bezweifeln, sagte Winkel. Klar sei aber: „Viele in der Union sind davon genervt.“

Winkel: Brauchen „richtige Reformwut“

Kritische Worte äußerte der JU-Chef auch zu Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und den Reformwillen der schwarz-roten Bundesregierung. Der frühere SPD-Kanzler Gerhard Schröder habe mit der Agenda 2010 seine politische Karriere aufs Spiel gesetzt, sagte Winkel. „Diesen Mut brauchen wir jetzt noch dringender als damals, weil wir nicht nur eine Wirtschaftskrise, sondern vor allem eine demografische Krise erleben werden.“

Bislang sehe er diesen Mut bei der Regierung von Friedrich Merz nicht, so Winkel. „Das Land braucht ja nicht nur den Mut zu einer Reform, sondern eine richtige Reformwut.“ Er nehme Merz den Willen zu großen Reformen ab, sagte Winkel. „Die offene Frage ist jetzt, ob er das mit der SPD umsetzen kann. Der Kanzler habe einen neuen Generationenvertrag versprochen. Da stehe er im Wort: „Merz konnte sich immer auf die Junge Union verlassen. Jetzt verlassen wir uns auf ihn.“

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