Der US-Friedensplan für die Ukraine sorgt nicht nur politisch, sondern auch sprachlich für Kritik.

Der britische „Guardian“ hat die Formulierungen des 28-Punkte-Papiers untersucht und kommt zu dem Schluss, dass Teile des Textes ursprünglich auf Russisch verfasst worden sein könnten. Mehrere Wendungen wirkten im Englischen auffallend „hölzern“ und „klobig“, auf Russisch seien dies hingegen gängige Redewendungen.

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Als Beispiel nennt das Blatt die Passivformel „It is expected“ („Es wird erwartet“), die im Englischen schwerfällig wirke, während die russische Entsprechung „ozhidayetsya“ eine übliche Redewendung sei.

Weitere auffällige Begriffe seien „neodnosnaschnosti“ („ambiguities“, Mehrdeutigkeiten) und „zakrepit“ („to enshrine“, verankern), die sich im Englischen nahezu wörtlich wiederfänden. Der Entwurf sei demnach in Miami bei einem Treffen des Putin-Gesandten Kirill Dmitrijew mit Trumps Vertrautem Steve Witkoff entstanden.

Politisch sieht der Plan weitreichende Zugeständnisse Kiews vor. Die Ukraine soll Gebiete endgültig an Russland abtreten, ihr Militär verkleinern und auf einen Nato-Beitritt verzichten. Die US-Regierung drängt laut dpa darauf, dass Kiew bis Donnerstag ein Rahmenabkommen im Grundsatz akzeptiert. Andernfalls steht demnach der Abbruch der amerikanischen Unterstützung im Raum.

„Wir verlieren entweder unsere Würde oder einen Schlüsselpartner“, sagt Selenskyj

Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte zwar grundsätzlich jede Initiative zur Beendigung des Krieges, sprach zugleich aber von einem der „schwierigsten Momente“ in der Geschichte seines Landes. Es stehe vor der Entscheidung, entweder seine Würde zu verlieren oder die USA als Schlüsselpartner. Ohne Unterstützung der größten Militärmacht, die Waffen an die Ukraine verkauft und Daten für die Kriegsführung gegen Russland bereitstellt, würde eine Fortsetzung des Abwehrkampfs gegen die Invasoren deutlich erschwert.

Selenskyj stimmt sich eng mit der EU-Spitze ab, die am Rande des G-20-Gipfels der führenden Industrie- und Schwellenländer über den US-Plan und mögliche Gegenvorschläge berät. Kritiker werten den Entwurf als faktische Kapitulationserklärung, weil er zentrale Maximalforderungen Moskaus – von der Gebietsabgabe bis zur Begrenzung des Heeres – in einem Abkommen festschreiben würde.

US-Vizepräsident J.D. Vance stellte in der Nacht einen ukrainischen Sieg gegen Russland unterdessen offen infrage. Es sei eine „Fantasie“ zu glauben, Kiew könne allein durch mehr Geld, Waffen oder zusätzliche Sanktionen gewinnen, sagte er. Jeder Plan müsse die ukrainische Souveränität wahren und zugleich für beide Seiten akzeptabel sein.

In Kiew wächst damit der Druck, eigene Friedensvorschläge vorzulegen, die territoriale Integrität und westliche Unterstützung verbinden. Die sprachliche Analyse des „Guardian“ verstärkt zugleich die Debatte, wessen Handschrift in dem US-Papier tatsächlich überwiegt – die der Regierung in Washington oder die des Kreml.

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