Zwei Angreifer haben am berühmten Bondi Beach in Sydney mindestens zwölf Menschen erschossen. Auch einer der Angreifer wurde nach Behördenangaben von der Polizei getötet, der andere festgenommen. Die Behörden leiteten einen massiven Rettungseinsatz an dem Strand in der australischen Metropole ein. Laut Polizei gab es mindestens 29 Verletzte, darunter zwei Polizisten.
Ziel der Attacke war eine jüdische Chanukka-Veranstaltung. An diesem Sonntag beginnt das achttägige Lichterfest. „Schüsse bei einer Chanukka-Veranstaltung“, schrieb die jüdische Organisation Australian Jewish Association auf X. „Wir haben so oft davor gewarnt, dass es so kommen würde.“
Regierungschef spricht von Terror gegen Juden
Die australischen Behörden werten die Tat als antisemitischer Anschlag. „Dieser Angriff zielte darauf ab, die jüdische Gemeinde Sydneys am ersten Tag von Chanukka anzugreifen“, erklärte der Regierungschef des australischen Bundesstaats New South Wales, Chris Minns. Der Polizeichef von New South Wales, Mal Lanyon, bezeichnete die Attacke vor Journalisten als „terroristischen Vorfall“.
Einem Bericht des „Sydney Morning Herald“ zufolge wurde mindestens ein mutmaßlicher Angreifer von Schüssen der Polizei getroffen, zwei Verdächtige wurden nach Angaben der Polizei festgenommen.
Ein Augenzeuge berichtete, er habe zwei schwarz gekleidete Schützen mit halbautomatischen Gewehren am Strand gesehen. Die Menschen sollten das Gebiet meiden und den Polizeianweisungen Folge leisten, warnte die Polizei.
Die Polizei identifizierte „Daily Mail“ zufolge einen der mutmaßlichen Täter als Naveed Akram aus Bonnyrigg im Südwesten Sydneys. Der 24-Jährige wurde am Tatort angeschossen, festgenommen und befindet sich derzeit in Polizeigewahrsam, wo er von Rettungskräften behandelt wird. Sein Wohnhaus in Bonnyrigg wird aktuell von der Polizei durchsucht.
Augenzeugen berichteten von mehr als 50 Schüssen auf die Teilnehmer der Veranstaltung zum jüdischen Lichterfest. „Alle rannten los. Zwei Polizisten lagen neben mir auf dem Boden, überall war Blut“, sagte ein Betroffener.
Ein Augenzeuge wurde vom „Herald“ mit den Worten zitiert: „Ich habe mindestens zehn Menschen am Boden und überall Blut gesehen.“ Ein Sprecher von Ministerpräsident Anthony Albanese erklärte, man sei sich der angespannten Sicherheitslage bewusst. Er rief die Bevölkerung dazu auf, den Anweisungen der Polizei zu folgen.
Der Angriff ereignete sich bei einer Veranstaltung am Strand, sagte Alex Ryvchin, einer der Leiter des Exekutivrats des australischen Judentums, dem Sender Sky News. „Wenn wir auf diese Weise gezielt angegriffen wurden, dann hat das ein Ausmaß, das sich keiner von uns je hätte vorstellen können“, sagte er. Auch sein eigener Medienberater sei bei dem Angriff verletzt worden.
Auf der Plattform X kursierenden Videos, wie Menschen am Strand auseinanderliefen, während Schüsse und Polizeisirenen zu hören waren. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Aufnahmen zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Der Angriff ereignete sich fast auf den Tag genau elf Jahre nach der Geiselnahme in einem Lindt-Café in Sydney. Damals hatte ein einzelner Bewaffneter 18 Menschen als Geiseln genommen. Zwei der Geiseln starben, der Täter wurde getötet.
Politiker reagieren in ersten Stellungnahmen entsetzt und schockiert
Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog hat nach den Schüssen an Sydneys Bondi Beach von einem Anschlag auf die jüdische Gemeinde gesprochen. „In genau diesen Momenten sind unsere Schwestern und Brüder in Sydney, Australien, von abscheulichen Terroristen angegriffen worden – bei einem äußerst grausamen Angriff auf Juden, die sich versammelt hatten, um am Bondi Beach die erste Chanukka-Kerze zu entzünden“, sagte Herzog nach Angaben seines Büros in Jerusalem.
„Unsere Herzen sind bei ihnen“, sagte Herzog. „Das Herz der gesamten Nation Israel setzt in diesem Augenblick einen Schlag aus, während wir für die Genesung der Verletzten beten, für sie beten und für jene beten, die ihr Leben verloren haben.“
Der Präsident sagte weiter: „Wir wiederholen unsere Warnungen immer wieder gegenüber der australischen Regierung, um Maßnahmen einzufordern und gegen die enorme Welle des Antisemitismus zu kämpfen, die die australische Gesellschaft heimsucht.“
Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen
Der israelische Außenminister Gideon Saar hat mit scharfer Kritik an der australischen Regierung auf die tödlichen Schüsse am jüdischen Lichterfest reagiert. „Ich bin entsetzt über den mörderischen Schussangriff bei einer Chanukka-Veranstaltung in Sydney, Australien“, schrieb Saar in einem Post auf der Plattform X.
„Dies sind die Folgen der antisemitischen Randale auf den Straßen Australiens in den vergangenen zwei Jahren, die durch die antisemitischen und aufrührerischen Aufrufe ‚Globalisiert die Intifada‘ vorangetrieben wurde, die man heute umgesetzt hat“, sagte Saar. Mit Intifada sind zwei Palästinenseraufstände gegen die israelische Besatzung gemeint, bei denen in der Vergangenheit auch zahlreiche Israelis bei Terroranschlägen getötet worden waren.
Der israelische Außenminister forderte: „Die australische Regierung, die unzählige Warnsignale erhalten hat, muss endlich zur Vernunft kommen!“
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, erklärte im Onlinedienst X, er sei „entsetzt und traurig über den Terrorangriff“ auf die Chanukka-Feier in Sydney - „eine verwerfliche Tat des Hasses, die durch nichts auf der Welt gerechtfertigt werden kann.“
„We stand with Sydney“ – Zentralrat erschüttert über Attacke
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat bestürzt auf die Nachrichten vom Angriff in Australien mit vielen Toten reagiert. Die Berichte hätten viele Menschen erschüttert, auch wenn die Hintergründe noch unklar seien, schrieb der Zentralrat auf der Plattform X. „In diesen schweren Stunden sind wir in Gedanken bei den Betroffenen, den Verletzten und den Angehörigen der Opfer“, hieß es. Der Zentralrat versah den Post mit einer Kerze in schwarz-weiß und dem Schriftzug „We stand with Sydney“.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 ist eine weltweite Welle von Antisemitismus zu beobachten, darunter Angriffe auf Juden und Synagogen, bei der Israel-Kritik teils in Hass gegen Juden umschlägt.
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