• Der Handwerkerbonus wurde 2006 eingeführt, um das Handwerk zu entlasten und Schwarzarbeit einzudämmen.
  • Der Bundesrechnungshof fordert, die Subvention abzuschaffen. Begründung: Der Bonus sei teuer und bringe wenig.
  • Die mitteldeutschen Handwerkskammern laufen gegen die Pläne Sturm. Der Bonus befördere legale Arbeit und sei ein Investitionsbonus für Verbraucher.

Matthias Stenzel ist Chef einer Gebäudereinigungsfirma im Saalekreis. Zirka fünf Prozent seines Umsatzes macht er mit Aufträgen in Privathaushalten – vor allem mit Fensterputzen. Obwohl eine Abschaffung des sogenannten Handwerkerbonus‘ für seine Firma nicht existenzbedrohend wäre, sagt er: "Für uns wäre es ein Schlag ins Gesicht, wenn man diesen Bonus wieder abschafft."

Außerdem, so Stenzel: "Ich denke mal, dass Anbieter in die Schwarzarbeit gehen, wenn man das abschafft." Gerade kleine Unternehmen seien dann möglicherweise versucht zu sagen: "Okay, dann machen wir das halt ohne Mehrwertsteuer."

Handwerkerbonus 2006 zur Unterstützung eingeführt

Worum geht’s? Privathaushalte können beim Finanzamt jedes Jahr bis zu 6.000 Euro für Handwerksleistungen geltend machen – Achtung: Das betrifft nur die Lohnkosten der Handwerker – und bis zu 20 Prozent der Summe an Steuern sparen, also maximal 1.200 Euro.

Eingeführt wurde die Regelung 2006. Das Kabinett "Merkel I" wollte damals das Handwerk unterstützen und Schwarzarbeit bekämpfen.

Bundesrechnungshof: Handwerkerbonus kostet viel und nutzt wenig

Der Bundesrechnungshof sagt nun, die Steuerermäßigung sei milliardenschwer und bringe nichts, so Präsident Kay Scheller: "Sie verfehlt ihr Ziel, Handwerk und Mittelstand zu stärken und die Schwarzarbeit zu reduzieren. Wir als Bundesrechnungshof haben überwiegend Mitnahmeeffekte festgestellt." Außerdem komme es zu erheblichen Mängeln beim Gesetzesvollzug.

Ein "Weiter so" könne es nicht geben. Allein 2024 habe der Fiskus auf Einnahmen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro verzichtet. Einzelne Steuerpflichtige würden aber nur wenig entlastet.

Bundesregierung prinzipiell offen für Streichung

Bei der Bundesregierung stößt der Rechnungshof auf offene Ohren. Eine Expertenkommission des Bundesfinanzministeriums kam im vergangenen Jahr zu einem ähnlichen Ergebnis.

Ob und wann sich die Bundesregierung dem Handwerkerbonus annehmen will, teilt das Ministerium auf Anfrage des MDR nicht mit. Eine Sprecherin verwies lediglich auf im Koalitionsvertrag vereinbarte Themen wie Subventionsabbau, Steuervereinfachung und Bürokratierückbau. 

Handwerkskammern: Abschaffung des Bonus wäre fatales Signal

Eine stichprobenartige Befragung bei mitteldeutschen Handwerkskammern zeichnet ein eindeutiges Bild: Die Abschaffung des Handwerksbonus wird abgelehnt. Außerdem: Länder wie Österreich hätten den Handwerkerbonus erst wieder eingeführt. 

Burghard Grupe, Hautgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, sprich von einem fatalen Signal des Rechnungshofs: "Der Bonus befördert legale Aufträge, energetische Modernisierung und dämmt Schwarzarbeit ein. Das ist nicht nur eine Subvention. Das ist ein Investitionsbonus für Verbraucher." Volker Lux von der Handwerkskammer Leipzig bemängelt eine isolierte Betrachtungsweise. Positive Wirkungen des Bonus – etwa bei Gewerbesteuer oder Binnennachfrage – fielen hinten runter: "Also wenn ich das meinen Betrieben erzähle, dann geht da richtig die Post ab."

Mit Sachpolitik habe das Ganze wenig zu tun, sagt Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle und für die CDU im Magdeburger Landtag. Er wolle das Thema beim Besuch von Bundeskanzler Merz im Januar ansprechen. Insgesamt würden mehr Aufträge an die Betriebe herangetragen – vor allem bei klimagerechter Sanierung, sagt Thomas Malcherek von der Handwerkskammer Erfurt.

Bund der Steuerzahler: Entlastung an anderer Stelle als Ausgleich

Und der Bund der Steuerzahler stellt klar: Sollte der Handwerksbonus abgeschafft werden, dann brauche es für die Verbraucherinnen und Verbraucher anderweitige Entlastungen. So fordert Daniela Karbe-Geßler, Expertin für Steuerrecht und -politik beim Steuerzahlerbund, dass der Verbraucher nicht nur einseitig ohne Entlastungen belastet werden dürfe. Eine grundsätzliche Einkommensteuerreform sei hier das Mittel der Wahl.

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