- Bundeskanzler Friedrich Merz setzt bei der Rentensicherung auf betriebliche Altersversorgung
- Betriebsrenten sind im Osten wegen kleinerer und häufig nicht tarifgebundener Unternehmen weniger verbreitet
- Ifo-Vize Joachim Ragnitz sieht im Bundestagsgesetz zu Betriebsrenten keinen großen Wurf
Erst Anfang der Woche hat Friedrich Merz seine Forderungen noch mal unterstrichen. In der ZDF-Sendung "Was nun?" sagte der Kanzler, dass die Rentenkommission noch im ersten Halbjahr 2026 "Vorschläge unterbreiten soll, wie wir zu einem neuen Gesamtversorgungsniveau kommen, das neu gewichtet wird zwischen privater, betrieblicher Altersversorgung – kapitalgedeckt – und der gesetzlichen Rentenversicherung."
Im Osten bei Betriebsrenten viel Luft nach oben
Merz fordert das, weil im Bereich der betrieblichen Altersversorgung (bAV) noch viel Luft nach oben ist – ganz besonders im Osten. Laut dem Alterssicherungsbericht der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr verfügt in den alten Bundesländern rund die Hälfte der Arbeitnehmer über eine bAV-Anwartschaft. Im Osten liegt der Anteil bei unter 30 Prozent. Anwartschaft bedeutet, dass die Beschäftigten in eine solche Altersversorgung eingezahlt und entsprechende Ansprüche haben.
Ragnitz: Betriebe im Osten kleiner und weniger tarifgebunden
Wie ist das Ost-West-Gefälle zu erklären? Die bAV spiele besonders in kleineren Unternehmen vor allem aus Kostengründen eine untergeordnete Rolle, sagt Joachim Ragnitz, Vize-Chef des ifo-Instituts in Dresden: "Und da es im Osten eben viele, viele kleinere Unternehmen gibt, viel mehr als es im Westen der Fall ist, folgt daraus, dass diese betriebliche Altersvorsorge im Westen relativ stark verbreitet ist, im Osten aber ganz, ganz wenig – bestenfalls bei den etwas größeren Betrieben und im öffentlichen Dienst hier." Ragnitz ergänzt, es sei in der Tat so, dass das Absicherungsniveau der Rentner im Osten auch deswegen so niedrig sei, weil diese zusätzlichen Rentenanwartschaften fehlten.
Dazu kommt, dass eine bAV in der Regel an einen Tarifvertrag gekoppelt ist, im Osten aber viel weniger Unternehmen an einen Tarif gebunden sind.
Heimische Wirtschaft zeigt sich offen für mehr Betriebsrente
Die heimische Wirtschaft zeigt sich aber offen, wenn es darum geht, die betriebliche Altersvorsorge auszubauen. Sebastian Schenk spricht von einem wichtigen Werkzeug, um die Renten für die Beschäftigten abzusichern. Schenk ist Geschäftsführer des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes der Wirtschaft für Sachsen-Anhalt. Er sagt: "Für die Unternehmen sehe ich da insofern Potenzial, als dass man sich natürlich zumindest für die interessierten Arbeitnehmer als interessanter Arbeitgeber präsentieren kann, wenn man vielleicht auch eine besonders gute bAV anbieten kann". Man könne sich dann im Ringen um eine Fachkraft zumindest ein klein wenig abgrenzen vom einen oder anderen, der auch um diese Fachkraft konkurriere.
Ragnitz sieht Gesetz zu Betriebsrenten nicht als großen Wurf
Schenk sagt, er stelle in den Unternehmen aber auch immer wieder fest, dass das Interesse unter den Beschäftigten nicht besonders groß sei. Um das Interesse bei Unternehmen und Beschäftigten zu steigern, hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das die Betriebsrenten stärken soll. Es soll kleineren Unternehmen den Zugang erleichtern, den Beschäftigten mehr Sicherheiten verschaffen und sie besser steuerlich fördern.
Für ifo-Forscher Ragnitz ist das aber nicht der große Wurf: "Das sind eher technische Anpassungen, die darauf hinauslaufen, dass man ein bisschen mehr Förderung kriegt und das letzten Endes die Bürokratie, die mit betrieblicher Altersvorsorge verbunden ist, abgebaut wird." Sein Fazit: "Ehrlich gesagt, kann ich mir schlecht vorstellen, dass das wirklich viel bringt und dass das dann tatsächlich zu einer viel stärkeren Verbreitung führen wird – gerade im Osten."
Dafür bräuchte es deutlich mehr Förderung, für die aber eigentlich kein Geld da sei, sagt Ragnitz.
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