Um 14 Uhr begann am Freitag der Showdown in der CDU: Weil sich der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert nach 50 Jahren aus der Politik zurückzieht und den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) abgibt, sucht der parteinahe Thinktank eine neue Leitung.
Dabei war schon vor Wochen bekannt geworden, dass sich zwei Politiker um den Job bewerben wollen: der CDU-Innenpolitiker Günter Krings (56) und die frühere CDU-Bundesvorsitzende, Verteidigungsministerin und saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (63).
Merz vs. Merkel
Doch im Kern geht es bei der Top-Personalie noch um sehr viel mehr, nämlich um eine Richtungsentscheidung: Merz oder Angela Merkel. Krings war zuvor von CDU-Parteichef und Kanzler Friedrich Merz vorgeschlagen worden. Krings ist Vorsitzender der CDU-Landesgruppe NRW im Deutschen Bundestag. Kramp-Karrenbauer wiederum gehört schon länger dem KAS-Vorstand an, steht bis heute politisch Merkel sehr nah.
Dass es um viel geht, zeigt auch, dass Merz trotz eines vollen Terminkalenders als Kanzler für die Sitzung extra anreiste, um seinen Kandidaten durchzusetzen. Zuvor hieß es aus CDU-Kreisen, dass es 70 zu 30 für Kramp-Karrenbauer stehen könnte.
Doch wenn Merz kommen sollte, könnte es eine knappe Sache werden. Denn niemand wolle den Kanzler und Parteichef öffentlich beschädigen, in dem man seinem Personalvorschlag nicht folgt, hieß es. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollen der ebenfalls anwesende CDU-Fraktionschef Jens Spahn sowie Generalsekretär Carsten Linnemann bereits vor der Sitzung einigen Parteifreunden ins Gewissen geredet haben. Ab 15 Uhr sollen sich die Kandidaten vorstellen, ein Ergebnis wird für Freitagnachmittag erwartet.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist bundesweit und im Ausland in 111 Städten aktiv. Sie ging aus der bereits 1955 gegründeten „Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit“ hervor. Seit 1964 trägt sie Namen des ersten Bundeskanzlers. Ziel ist die Förderung freiheitlicher Demokratie und Sozialer Marktwirtschaft. Sie fördert Begabte und journalistischen Nachwuchs. Frühere Vorsitzende waren etwa Alfred Müller-Armack, der „Vater der Sozialen Marktwirtschaft“, Hans-Gert Pöttering oder Bernhard Vogel.
Lars Petersen ist Leiter National im Investigativ-Team von WELT, Business Insider Deutschland und Politico Deutschland und kümmert sich seit Jahren um Machtkämpfe und Affären hinter den Kulissen von Wirtschaft und Politik. Sie haben Hinweise für ihn? Dann melden Sie sich gerne beim Autor, auch vertraulich – per E-Mail oder über den verschlüsselten Messenger Threema (WTJPZ7PN)
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.