Kokain ist illegal – trotzdem gehört es zu den meistkonsumierten Drogen in Deutschland. Die Substanz gilt als „Partydroge“. Im Jahr 2000 fanden sich Spuren von Kokain sogar im Deutschen Bundestag. Die Preise sind dazu noch in vielen Ländern laut Statistiken der Vereinten Nationen deutlich nach unten gegangen: Kokain ist inzwischen offenbar keine Droge der Elite mehr.
Ähnlich wie bei Cannabis fordern Politiker immer wieder, den Konsum teilweise zu legalisieren. Karl Lauterbach (SPD) plädierte 2020 dafür, auch harte Drogen wie Marihuana und Kokain zu entkriminalisieren. Junge Liberale aus Hessen stellten 2025 ähnliche Forderungen: Die Begründung: Der Konsum von Rausch- und Betäubungsmitteln sei „eine Frage der Selbstbestimmung“. Auch im Ausland gab es immer wieder Vorstöße. Femke Halsema etwa, Bürgermeisterin der Stadt Amsterdam, schlug 2024 vor, Kokain in Apotheken zu verkaufen.
Im Alternativen Drogen- und Suchtbericht des Bundesverbandes für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik „akzept“ des JES Bundesverbandes (Junkies, Ehemalige, Substituierte) und der Deutschen Aidshilfe warnen Drogenexperten nun vor gesundheitlichen Risiken. Sie sprechen sich für mehr Prävention und einen Ausbau von Drogenkonsumräumen aus, bringen aber auch neue Modelle wie sogenannten Mikrohandel und eine Entstigmatisierung ins Spiel.
Kokain ist ein weißes Pulver, das aus dem südamerikanischen Koka-Strauch gewonnen wird. Einige Konsumenten inhalieren und spritzen die Substanz. Crack ist eine Sonderform; sie wird geraucht. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen zählt die illegale Droge zu den „schnellsten abhängig machenden Substanzen“ – mit Langzeitfolgen. Der Deutsche Caritasverband etwa warnt vor Depressionen, Angststörungen, Organschäden sowie körperlicher Schwächung.
In Drogenkonsumräumen können Kokain, Crack und andere Substanzen vom Schwarzmarkt schon jetzt unter Aufsicht konsumiert werden. Einige Drogenberater fordern, deren Befugnisse auszubauen. „Drogenkonsumräume könnten Konsumenten unter regulierten Bedingungen und medizinischer Konsultation eine zuvor festgesetzte Dosis an ,sauberem‘ Kokain zur Verfügung stellen“, sagt Dirk Schäffer, Co-Autor und Referent für Drogen und Strafvollzug bei der Deutschen Aidshilfe.
Crack-Konsum steigt besonders in Großstädten
In der ambulanten Betreuung sind laut Suchtbericht aktuell sechs Prozent aller Konsumenten hauptsächlich abhängig von Kokain; in stationären Einrichtungen sind es zwischen sechs und sieben Prozent. Aus Praxisberichten lässt sich demnach feststellen, dass der Crack-Konsum in Deutschland ansteigt: Besonders Großstädte seien betroffen. Genauere bundesweite Zahlen sind nicht verfügbar. Aus dem Jahrbuch 2025 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen geht allerdings hervor, dass Kokain und Crack neben Amphetaminen und Ecstasy in Deutschland zu den am meisten gekauften Drogen zählen.
Einige Drogenberater fordern deshalb, den Erwerb und Besitz geringer Mengen zu entkriminalisieren oder ihn von einer Straftat zu einer Ordnungswidrigkeit herabzustufen. „Da der Konsum unter Strafe steht, unabhängig von der Menge, nehmen viele Menschen aus Angst vor Abweisung viel zu spät Hilfe in Anspruch“, sagt Schäffer. Die strafrechtliche Prohibition habe ihre Ziele verfehlt. „Sie hat die gesundheitliche und soziale Lage von Menschen, die psychotrope Substanzen wie etwa Kokain oder Crack konsumieren, deutlich verschlechtert. Das ist für uns ein Zeichen, dass wir anders vorgehen müssen.“
Momentan fehlt es laut Bericht oft an speziell auf Kokainsucht ausgerichteten Hilfsangeboten wie Rauchzelten und Safer-Use-Materialien – das heißt Pfeifen, Siebe und Löffel. Die meisten Konsumenten beziehen ihre Drogen außerdem über Dealer. Kokain wird dann teilweise mit Heroin gemischt.
Keine Drogentherapie ohne Krankenversicherung
Experten fordern deshalb, das Hilfsangebot zu erweitern. Immer mehr Menschen hätten keine Krankenversicherung, so der Alternative Drogen- und Suchtbericht. Eine Therapie könnten sie sich deshalb nicht leisten. Um Konsum in der Öffentlichkeit zu verhindern, solle der Konsum in Hilfseinrichtungen für den privaten Konsum erlaubt werden.
Gegenstimmen gibt es unter anderem von der Polizeigewerkschaft: Seit der Teillegalisierung von Cannabis sei der Handel mit härteren Substanzen laut Kontrollen angestiegen. Zu beobachten sei, dass „sich die Organisierte Kriminalität einfach an die Gegebenheiten anpasst und kein Dealer dieser Stadt nur mit Cannabis herumläuft“, mahnt Berlins GdP-Landesvizevorsitzende Thorsten Schleheider, Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité. Die Gewerkschaft warnt deshalb davor, illegale Drogen zu legalisieren und fordert zudem, die Teillegalisierung von Cannabis zurückzunehmen.
Auch Politiker sprechen sich gegen eine Legalisierung aus. Der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) warnt laut Medienberichten vor einem „Boom bei Kokain, Crack und synthetischen Drogen“. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CDU) fordert ein „hartes Vorgehen des Rechtsstaats gegen Schmuggler, Produzenten und Dealer“. Inzwischen steigen die Zahlen von Drogendeals mit Kokain weiter an.
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