• Wer sich für ein Verbot von privatem Feuerwerk ausspricht, begründet das meist mit dem Schutz von Rettungskräften und Polizei.
  • Wer weiter privat Böller und Raketen möchte, argumentiert häufig mit "Tradition".
  • Für zwei von drei Befragten sind große und öffentliche Feuerwerke zum Jahreswechsel eine echte Alternative.

"Es gibt leider viel zu viele Idioten, die nicht einfach friedvoll feiern können. Sie nutzen den Tag, um Vandalismus auszuüben oder auch Rettungskräfte anzugreifen. Aufgrund solch eines Verhalten ist es verständlich, dass es Überlegungen gibt, dies zu verbieten. Mal abgesehen von der Belastung für Tiere und Umwelt", schreibt Thomas. Der 43-jährige MDRfragt-Teilnehmer aus dem Landkreis Leipzig fasst in seinem Kommentar kurz und knapp zusammen, wie sehr viele Befragte auf die Diskussion über ein mögliches Böllerverbot blicken. Diese Debatte beschäftigt offenbar sehr viele Menschen in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt: Fast 25.000 MDRfragt-Teilnehmer haben bei der aktuellen Befragung mitgemacht. Eine deutliche Mehrheit würde dem Vorbild der Niederlande und dem Vorschlag der Initiative "Böller Ciao" folgen und das private Böllern zum Jahreswechsel in Zukunft verbieten lassen.

  • 6 von 10 Befragten (61 Prozent) wären dafür, dass zu Silvester keine privaten Böller, Raketen oder Feuerwerksbatterien mehr gezündet werden dürfen.
  • Bei Frauen ist der Zuspruch für den Stopp von privatem Feuerwerk im Vergleich höher: 7 von 10 Teilnehmerinnen (70 Prozent) sind für ein Verbot, bei den Männern 5 von 10 Teilnehmern (52 Prozent).

Im Dezember 2023 zeigte ein MDRfragt-Stimmungsbild mit mehr als 27.000 Teilnehmenden ein anderes Ergebnis: Eine knappe Mehrheit der Befragten (53 Prozent) sprach sich damals gegen ein Böllerverbot aus. Für ein Böllerverbot stimmte etwas weniger als die Hälfte der damaligen Befragten (45 Prozent).

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Aus Sicht vieler Befürworter von privatem Feuerwerk gehörten das Krachen und Leuchten zum Start in ein neues Jahr einfach dazu. Mehr als zwei Drittel dieser Befragten (69 Prozent) gaben in der Befragung 2023 "Tradition" als Grund für ihre Haltung zu Böllern und Raketen an.

Zum Jahreswechsel wird traditionell Feuerwerk gezündet, sagen Verbots-Gegner.

Auch in der aktuellen Umfrage argumentieren viele Feuerwerksanhänger mit dem "Erhalten einer Tradition": 8 von 10 Befragten (79 Prozent) haben das als wichtigsten Grund für ihre Haltung zu Feuerwerk angegeben. Für sehr viele ist das Abbrennen von Feuerwerk auch Ausdruck persönlicher Freude und Freiheit. Tim (17) aus Leipzig kommentiert: "Es ist das Beste im Jahr für mich." Danny (65) aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld findet: "Silvesterfeuerwerk ist eine Tradition, die mehr Anerkennung verdient hat und mit nichts wie Drohnenshows ersetzt werden kann!" Marietta (43) aus dem Landkreis Bautzen beschreibt, wie ihr das Feuerwerk am Silvesterabend "Kraft gibt": "Ich liebe es, zu Silvester die Raketen am Himmel zu bewundern. Ich steh am Abend immer wieder länger auf dem Feld und schaue auf das Feuerwerk der umliegenden Orte. Das ist tatsächlich so etwas wie Balsam für meine Seele."

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Böller-Aus schützt Rettungskräfte, finden Unterstützer eines Verbots.

Ein Böllerverbot in der Silvesternacht schütze die Menschen, die im Einsatz für andere sind: Polizei, Rettungskräfte und Feuerwehr etwa. Das finden 8 von 10 Befragten (84 Prozent), die sich ein Feuerwerks-Aus wünschen. Weniger Brände, weniger Sachbeschädigung, weniger Stress für Haus- und Wildtiere sind ebenfalls häufige Argumente für ein privates Böllerverbot. "Ich habe Katzen, die jedes Jahr fast sterben vor Angst und stundenlang zitternd und eng an den Boden gedrückt unter den Sofas sitzen und die Welt nicht verstehen", beschreibt Fan (53) aus dem Landkreis Görlitz die Folgen der Silvesterkracherei für ihre Haustiere. Katja (45) aus Dresden begründet ihren Wunsch nach einem Böllerverbot so: "Wir sind schon mehrfach mit Böllern beworfen worden. Das macht mir Angst und mein Hund hat Panik."

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Bei der aktuellen Befragung waren mehr als 1.000 Menschen dabei, die in Silvesternächten arbeiten oder aus anderen Gründen mit Feuerwerk zu tun haben. Viele von ihnen haben geschildert, welche negativen Folgen privat gezündetes Feuerwerk für sie selbst und andere hat: "Ich bin Polizistin und wurde mit Raketen und Böllern beworfen. Ich erlebe es immer wieder, dass Raketen und Böller in Menschenmengen geworfen werden", schreibt Ramona (43) aus dem Landkreis Meißen. Tina (40) aus Dresden arbeitet in einer psychiatrischen Klinik: "Für die allermeisten psychisch kranken Menschen sind die von Feuerwerk ausgehenden Reize eine zusätzliche schwere Belastung, die vermieden werden könnte. Die Patienten werden im Genesungsprozess erheblich ausgebremst."

Lucas (27) ist bei der Freiwilligen Feuerwehr: "Wenn ich von meiner Wohnung zum Einsatz aufbreche, muss ich mangels PKW mit dem Fahrrad Slalom um ausgebrannte oder noch zündende Batterien und Raketen fahren und aufpassen, dass mir niemand einen Böller vor das Rad wirft. In letzter Zeit fahre ich an diesem Tag schon eher zur Wache und treffe mich mit anderen Kameraden, bevor das Feuerwerk startet." Stefan (38) aus dem Landkreis Nordhausen arbeitet in einem Krankenhaus und ist "froh, wenn ich Silvester keinen Dienst habe. Verletzte, Verrückte, Betrunkene, auf Drogen usw., verzichte ich sehr gern drauf. Ein Feuerwerk ist schön aber diese vielen Stunden elendiges, sinnloses Knallen sind nicht mehr zeitgemäß."

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Öffentliches Feuerwerk für alle findet viel Zuspruch.

"Ein zentrales Feuerwerk, gerne auch als 'Leucht-Drohnen-Show' ist sicherer, umweltfreundlicher und stellt die Gier nach Feuerwerk bei vielen Menschen zufrieden", findet Emanuel (45) aus dem Landkreis Nordhausen. So wie er können sich fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) große öffentliche Feuerwerke statt privater Pyrotechnik vorstellen.

  • 7 von 10 Frauen befürworten öffentliche Silvestershows, aber nur 5 von 10 Männern (54 Prozent).
  • Bei allen Befragten über 65 Jahren sind 7 von 10 Teilnehmer dafür. Bei den Befragten unter 30 sprechen sich 6 von 10 (56 Prozent) für große Feuerwerke aus.

Eine wirklich perfekte Alternative zum Feuerwerk vor dem Haus und auf der Straße sind öffentliche Shows aber nicht, schreiben zahlreiche Befragte: "Ich finde solche Angebote schwierig: Man muss seine Planung danach ausrichten. Was machen Menschen in kleinen Orten? Wer bezahlt das Ganze?", fragt sich Henriette (45) aus Dresden. Ähnliche Bedenken hat Uwe (46) aus Gera: "Zentrale Feuerwerke müssten Kommunen oder Veranstalter zahlen, und da wissen wir doch, dass das nicht funktioniert. Außerdem gibt es nicht annähernd genug verfügbare Pyrotechniker zum Jahreswechsel". Auch große öffentliche Feuerwerke seien immer noch eine Belastung für Umwelt und Tiere, findet Lisa (32) aus Leipzig: "Aber als Kompromiss, finde ich das persönlich händelbarer als wenn jeder Trottel rumballert."

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Über diese Befragung

Bei der Befragung „Böllerverbot oder Feuer frei: Was wünschen Sie sich zu Silvester?“ vom 12. bis 17. Dezember 2025 haben 24.553 Menschen teilgenommen.

Bei MDRfragt können alle mitmachen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt wohnen.
Unser Ziel ist es, die Vielfalt der Argumente sichtbar zu machen. Die Kommentare der Teilnehmenden helfen uns, die Gründe für unterschiedliche Positionen und das gesamte Meinungsspektrum abzubilden.

Wir ziehen keine Stichprobe, sondern laden alle Interessierten ein, ihre Meinung einzubringen. Deshalb sind die Ergebnisse strenggenommen nicht repräsentativ. Aber: An den Befragungen beteiligen sich jeweils zehntausende Menschen aus den drei Bundesländern. MDRfragt wird zudem wissenschaftlich begleitet und überprüft. Die Ergebnisse werden nach bewährten Methoden gewichtet – anhand soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht und Bildungsgrad – und so an die tatsächliche Bevölkerungsverteilung in Mitteldeutschland angepasst. Dadurch sind die Ergebnisse aussagekräftig für die Stimmung im Sendegebiet. Durch Rundungen ergeben die Prozentwerte bei einzelnen Fragen nicht immer exakt 100.

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