Die Bundesbürger beenden das Jahr in einer gespaltenen Stimmung. So schätzt es der Meinungsforscher Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen im Interview mit dem „Tagesspiegel“ ein. „Die Deutschen bewerten ihre persönliche Lage überwiegend positiv. Das gilt ebenso für ihre eigene wirtschaftliche Situation – wenn auch etwas weniger stark als vor fünf oder zehn Jahren“, sagte Jung der Zeitung.
„Fragt man jedoch nach der ökonomischen Lage Deutschlands, sehen wir eine pessimistische Bewertung und sehr negative Erwartungen für die Zukunft“, fügte Jung hinzu. Die Deutschen sorgen sich demnach um die wirtschaftliche Situation des Landes, weil „die sich langfristig auf sie selbst auswirken kann“.
Nach Einschätzung des Demoskopen beendet Friedrich Merz (CDU) das erste Kalenderjahr seiner Kanzlerschaft mit ungewöhnlich geringen Zustimmungswerten und ohne Kanzlerbonus. „Seit Monaten messen wir immer wieder neue Tiefstwerte für die Zufriedenheit mit der Arbeit von Friedrich Merz“, sagte Jung. Zudem seien seine Sympathiewerte negativ, wie schon vor der Bundestagswahl.
Auf der Plus/Minus‑Fünf‑Skala lägen Merz‘ Durchschnittswerte fast durchweg im negativen Bereich. „Merz polarisiert stark: Die noch verbliebenen Unionsanhänger beurteilen ihn gut, aber die Mehrheit negativ. Vom Amt des Bundeskanzlers hat er bisher nicht nennenswert profitieren können“, sagte Jung.
Im ZDF-Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen von Dezember kommt Merz auf der Plus/Minus‑Fünf‑Skala auf eine Zustimmung von minus 0,6. Das vom Meinungsforschungsinstitut Forsa erhobene RTL/ntv-Trendbarometer stellte zuletzt einen Anstieg der Zustimmungswerte von Merz fest – allerdings auf niedrigem Niveau. 25 Prozent der Bürger sind demnach mit Merz‘ Arbeit zufrieden, zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche.
Boris Pistorius sei „ungewöhnlich populär“
Anders sehe das bei Boris Pistorius (SPD) aus, sagte Jung: „Es gibt nur einen beliebten deutschen Politiker, das ist Verteidigungsminister Boris Pistorius.“ Pistorius sei „ungewöhnlich populär, zumal im Vergleich mit Merz, anderen SPD-Politikern wie Lars Klingbeil und erst recht zu den geringen Zustimmungswerten für die SPD“.
Im ZDF-Politbarometer von Dezember kommt Pistorius auf der Plus/Minus‑Fünf‑Skala auf eine Zustimmung von plus 1,8; mit großem Abstand folgt ihm Außenminister Johann Wadephul (CDU, plus 0,6). Die SPD liegt in der Sonntagsfrage bei 14 Prozent. Bei der Bundestagswahl im Februar hatte sie 16,4 Prozent der Stimmen bekommen.
Mit Blick auf die hohe Zustimmung für die AfD sagte Jung, es gebe „keine objektive Obergrenze für die AfD, genauso wie es keine Untergrenze gibt“. Steige die Zufriedenheit mit der Regierung oder erhole sich die Wirtschaft, wirke sich das auch auf die Werte der AfD aus. „Ein Großteil des AfD-Zuspruchs hat Protestcharakter. Rechtsextreme Positionen sind ein Teil, aber nicht der Hauptgrund für diese aktuell hohen Werte“, sagte Jung.
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