Der niederländische Sozialwissenschaftler und Migrationsforscher Ruud Koopmans kritisiert die schnelle Einbürgerung von Migranten und weist auf langfristige demografische Folgen hin. „Man muss darüber nachdenken, ob man Flüchtlingen so schnell Zugang zur deutschen Staatsangehörigkeit bieten sollte. Wenn sie deutsche Staatsangehörige sind, gibt es keine Begrenzung für Familienmigration. Dann ist jede Möglichkeit, diese Migrationsströme noch zu steuern, vergangen“, sagte er in einem Interview mit dem „Cicero“. „Diese schnelle Einbürgerung kann man auf Dauer als demografische Zeitbombe betrachten“.
Zwar ist die sogenannte „Turbo-Einbürgerung“ nach drei Jahren durch eine Reform der schwarz-roten Koalition gekippt worden. Doch noch immer ist eine Regeleinbürgerung nach fünf Jahren möglich. Vorausgesetzt werden unter anderem ein rechtmäßiger Aufenthalt in Deutschland, die eigenständige Sicherung des Lebensunterhalts, ausreichende Deutschkenntnisse und das Bekennen zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Bewerber dürfen zudem nicht wegen einer Straftat verurteilt worden sein.
„Wir haben nahezu eine Million syrische Flüchtlinge in Deutschland. Es ist notwendig, sich Gedanken zu machen, welche Konsequenzen das für die Zukunft hat“, sagte Koopmans. Unter den Zugereisten gebe es eine Überrepräsentation von Männern, die ihre Heiratspartner größtenteils im Herkunftsland suchen würden: „Heirat ist in diesen Gesellschaften auch ein ökonomisches Geschäft zwischen Familien, und das Ticket nach Europa ist ein wichtiges Tauschmittel“.
Koopmans verwies auf Daten über die demografische Entwicklung unter Gastarbeitern aus der Türkei oder aus Marokko. „Von 1973, dem Jahr des Anwerbestopps, bis heute hat sich diese Gruppe zahlenmäßig versechs- bis versiebenfacht. Wenn wir das Gleiche für die Syrer annehmen – und es gibt keinen Grund, das nicht anzunehmen –, dann haben wir in 50 Jahren sieben Millionen Syrer oder syrischstämmige Bürger in Deutschland“, sagte Koopmans bei „Cicero“. Da seien Menschen aus Herkunftsländern wie Afghanistan oder dem Irak noch nicht eingerechnet.
Die Idee des Flüchtlingsschutzes sei, dass Menschen Schutz geboten werde, solange die Schutzgründe vorlägen. Der Migrationsforscher plädierte dafür, die Einbürgerung erst zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen. „Wenn das nach zehn Jahren immer noch der Fall ist, muss man irgendwann sagen: Okay, die Leute sind jetzt so lange hier, dass wir ihnen eine dauerhafte Perspektive bieten müssen“, so Koopmans. „Aber dies schon nach fünf Jahren zu tun, halte ich für falsch.“
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