Wenn alles nach Plan läuft, wird CDU-Chef Friedrich Merz kommende Woche zum Kanzler gewählt und die neue Bundesregierung vereidigt. Damit endet auch die Kanzlerschaft von Olaf Scholz. Im Interview mit MDR AKTUELL zieht der Journalist und Autor des Buches "Olaf Scholz: Der Weg zur Macht", Lars Haider, eine Bilanz seiner Kanzlerschaft.

Haider beschreibt Olaf Scholz als überzeugten Sozialdemokraten, der fachlich sehr präzise arbeite und seine rhetorischen Schwächen durch Fleiß ausgleiche. Wie viele Politiker war auch Scholz laut Haider weniger ein Gestalter als ein Getriebener. Er habe vor allem die Versäumnisse der Merkel-Ära korrigieren müssen – etwa bei Bundeswehr, Infrastruktur und Klimapolitik.

Politik ohne Emotionen

Gescheitert ist Scholz laut Haider aber daran, seine Inhalte verständlich zu vermitteln. Zwischen Scholz und der Bevölkerung habe es ein grundlegendes Kommunikationsproblem gegeben: "Das Kernproblem zwischen Olaf Scholz und dem Volk war, dass sie sich nicht verstanden haben."

Scholz habe Politik ohne Emotionen betrieben – was dazu geführt habe, dass viele seine Entscheidungen nicht verstanden hätten, obwohl er sie konsequent umgesetzt habe. "Er hat fest daran geglaubt, dass er so sein muss, wie er sein Politikerleben lang war: nüchtern, sachlich, emotionslos. Und das hat ihm nicht gutgetan", sagt Haider.

Erst gegen Ende seiner Amtszeit habe Scholz eine emotionalere Seite gezeigt – zu spät, um noch etwas zu verändern. Haider zufolge hat Scholz' sachliche und distanzierte Art ihn in Krisenzeiten für viele unnahbar gemacht. Wie sein politisches Erbe letztendlich beurteilt werde, sei jedoch noch offen.

MDR (jst)

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