• Die neue Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag auf eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden geeinigt.
  • Sachsen-Anhalts Umweltminister Willingmann hat einen Vorschlag, wie diese aussehen könnte.
  • In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind Zehntausende Gebäude hochwassergefährdet.

Hauseigentümerinnen und -eigentümer sollen sich künftig verpflichtend gegen Hochwasser, Starkregen, Hagel oder andere sogenannte Elementarschäden absichern. Dafür macht sich unter anderem Sachsen-Anhalts Umweltminister Armin Willingmann (SPD) stark – nicht nur regional, sondern bundesweit. "Es braucht eine solche Pflichtversicherung für alle", sagte er MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch.

Auf der Umweltministerkonferenz, die seit Mittwoch und noch bis Freitag im saarländischen Orscholz stattfindet, wollen die SPD-geführten Umweltministerien einen entsprechenden Antrag einbringen und diskutieren, wie ein Sprecher des sachsen-anhaltischen Ministeriums dem MDR sagte.

Neue Bundesregierung will Pflichtversicherung gegen Elementarschäden

Die neue Regierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat im Koalitionsvertrag verabredet, dass neu abgeschlossene Versicherungen für Wohngebäude künftig immer eine sogenannte Elementarschadenversicherung enthalten müssen. Auch für Bestandskundinnen und -kunden sollen Versicherungen bis zu einem Stichtag den erweiterten Schutz gegen Elementarschäden aufnehmen müssen. Wer sich trotzdem nicht versichert, soll keine staatliche Hilfe bei Flutschäden mehr bekommen. Details sind noch offen.

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kommt das laut einer aktuellen Befragung des Meinungsbarometers MDRfragt überwiegend positiv an. Zwei von drei Befragten (65 Prozent) gaben an, sie fänden die neuen Pläne gut. Deutlich weniger Befragte (25 Prozent) lehnen das Vorhaben ab. An dem Stimmungsbild haben sich mehr als 20.000 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beteiligt. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, aber aussagekräftig für Meinungstendenzen im MDR-Sendegebiet.

Willingmann schlägt solidarisches Versicherungsmodell vor

Sachsen-Anhalts Umweltminister Willingmann warnt vor einer trügerischen Sicherheit: "Die Zeiten, in denen nur Menschen an Flüssen mit Überflutungen rechnen mussten, sind vorbei" so der der SPD-Politiker. Auch abseits der großen Ströme nehme die Gefahr durch Extremwetter deutlich zu. Deswegen schlägt er ein solidarisches Versicherungsmodell vor, bei dem das Risiko auf viele verteilt wird. Dadurch würden auch die Beiträge sinken.

Das Landesumweltministerium, so Willingmann, sehe als möglichen Richtwert rund 150 Euro pro Jahr. Derzeit müssten Hausbesitzerinnen und -besitzer für eine Elementarversicherung je nach Gefahrenlage zwischen 60 und knapp 1.000 Euro im Jahr zahlen.

Sachsen, Sachsen-Anhalt, und Thüringen: Zehntausende Gebäude hochwassergefährdet

Sachsen hat einer Untersuchung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zufolge bundesweit den höchsten Anteil der von Hochwasser gefährdeten Gebäude. Demnach sind rund 35.000 Adressen im Freistaat betroffen, was einem Anteil von 2,89 Prozent entspricht. Knapp dahinter liegt laut GDV-Zahlen Thüringen mit 2,69 Prozent. Dort sind demzufolge mehr als 20.000 Adressen hochwassergefährdet. In Sachsen-Anhalt gelten laut GDV etwa 9.000 Gebäude gefährdet (1,07 Prozent).

Die Hochwasserschäden der vergangenen Jahre sind immens, sagt Sachsen-Anhalts Umweltminister Willingmann: 2002 und 2013 richteten Hochwasser von Elbe und Saale jeweils Schäden von bis zu zwei Milliarden Euro an. Zuletzt verursachten kleinere Fluten wie 2017 an Ilse und Holtemme zweistellige Millionenschäden.

Trotz großer Anstrengungen beim Hochwasserschutz bleibe ein Risiko. "Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz", sagte Willingmann MDR SACHSEN-ANHALT. Deshalb sei es wichtig, dass sich alle absicherten – verpflichtend.

MDR (Stephan Schulz, Fabienne von der Eltz)

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