Israel hat nach eigenen Angaben eine neue Militäroffensive im Gazastreifen eingeleitet. Die israelische Armee erklärte in der Nacht zum Samstag, am Freitag „umfassende Angriffe“ lanciert und Soldaten verlegt zu haben, um die Kontrolle über weitere Teile des Palästinensergebiets zu erlangen.
„Das ist Teil der ersten Etappen der ‘Gideons Streitwagen‘ und der Ausweitung der Offensive im Gazastreifen“, erklärte die Armee. Ziel sei es, „alle Kriegsziele zu erreichen, einschließlich der Befreiung der Geiseln und des Siegs über die Hamas“.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zu Wochenbeginn angekündigt, die israelischen Streitkräfte würden in den kommenden Tagen „mit voller Kraft“ im Gazastreifen vorrücken. „In den nächsten Tagen werden wir mit voller Kraft vorgehen, um den Einsatz abzuschließen“, sagte Netanjahu vor Reservisten. Dies bedeute die „Zerschlagung“ und „Zerstörung“ der radikalislamischen Terrororganisation Hamas.
„Truppen setzen ihre operativen Aktivitäten gegen die Terrororganisationen im Gazastreifen fort, zerstören terroristische Infrastrukturanlagen und eliminieren Terroristen“, hatte das israelische Militär am Freitag bereits mitgeteilt.
Die Ausweitung der Offensive erfolgte nun kurz nach dem Ende der Reise von US-Präsident Donald Trump durch die Golfstaaten Saudi-Arabien, Katar und Vereinigte Arabische Emirate. Am Freitag wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde des Gazastreifens bei israelischen Angriffen mindestens hundert Menschen getötet. Die Terrorgruppe unterscheidet bei ihren Angaben nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten.
Die israelischen Streitkräfte teilten mit, sie hätten innerhalb von 24 Stunden „mehr als 150 Terrorziele“ im gesamten Gazastreifen getroffen. Israelischen Medienberichten zufolge hat die israelische Armee ihre Angriffe im Gazastreifen zuletzt weiter verstärkt, nachdem das Sicherheitskabinett Anfang Mai einen Plan verabschiedet hatte, der eine „Eroberung“ des Gebiets vorsieht.
Unterdessen bestätigte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz am Freitag, dass die bisherigen Angriffe im Gazastreifen in dieser Woche dem mutmaßlichen Anführer des bewaffneten Arms der Hamas gegolten haben.
Mohammed al-Sinwar soll nach dem Tod seines älteren Bruders, des Hamas-Anführers Jihia al-Sinwar, das Kommando über die Kassam-Brigaden übernommen haben. Zu seinem Schicksal lagen zunächst weiter keine Informationen vor.
Israel hatte seine massiven Angriffe im Gazastreifen Mitte März nach einer zweimonatigen Waffenruhe wieder aufgenommen. Bereits seit dem 2. März blockiert die israelische Regierung zudem die humanitären Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Nach eigenen Angaben will Israel damit Zugeständnisse der Hamas erzwingen, die weiterhin Dutzende israelische Geiseln in ihrer Gewalt hat.
Ausgelöst worden war der Gazakrieg durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Terrorgruppe Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 53.100 Menschen getötet.
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk warf Israel am Freitag angesichts der verstärkten Angriffe im Gazastreifen „ethnische Säuberun“" vor. Die jüngste „Bombenwelle“ und die Blockade humanitärer Hilfe für die Bevölkerung des Palästinensergebiets deuteten darauf hin, dass dort „eine permanente demografische Verschiebung“ vorangetrieben werden solle.
Dies verstoße gegen das Völkerrecht und sei „gleichbedeutend mit ethnischer Säuberung“, erklärte Türk. Dieser „Wahnsinn"“müsse beendet werden.
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