Es war ein friedlicher Tag in Basel, seit dem frühen Morgen bereiteten sich die Stadt und zehntausende ESC-Fans aus 37 Ländern auf das große Finale des Musikwettbewerbs am Abend vor. Doch zwei Stunden vor dem Finale trafen sich vor einer großen Eurovision-Party in der Baseler Innenstadt am Barfüsserplatz mehrere hundert propalästinensische Demonstranten. Die Beamten gingen am späteren Abend von 500 Teilnehmern aus. Einige Menschen zündeten Fackeln mit buntem Rauch. Die Polizei sei auf alle möglichen Szenarien eingestellt, sagte ein Sprecher. Angesichts der geopolitischen Lage und der Teilnahme Israels habe man auch mit Protest gerechnet.
Schnell wuchs der Zug an, auch Mitglieder des schwarzen Blocks gesellen sich dazu und zünden Bengalos. Alle Teilnehmer skandieren Sprüche wie „From the River to the sea“, „Free Palestine“ und „Internationales Solidarität“. Ein älterer Mann mit Israel-Flagge wurde von mehreren Demonstranten verbal und körperlich attackiert und dann vom Interventionsteam weggeführt. Solidarität mit ihm zeigte niemand. Und wer jetzt noch eine israelische Flagge dabei hatte, versteckte sie schnell. Wer sich – ausgerechnet hier beim offiziellen Public Viewing – als Fan der israelischen Sängerin Yuval Raphael zu erkennen gab, musste um seine Gesundheit fürchten.
Die nicht genehmigte, aber seit Langem angekündigte Demonstration setzte sich dann auch in Bewegung, vorbei am Marktplatz, über die Eisengasse, vor der mittleren Brücke war Schluss. Die Polizei sperrte den Durchgang, drohte per Durchsagen den Einsatz von „Reizstoffen und anderen Zwangsmittel“ an. Auch der Einsatz eines Wasserwerfers wurde angedroht.
Eine israelische und eine USA-Flagge wurden verbrannt, auf den Resten wurde herumgetrampelt. Seit etwa 19:15 Uhr fuhren so gut wie keine Bahnen und Busse mehr von der Innenstadt zum ESC. Die Demonstranten blockierten mit ihrer Demo – wohl eher unwissentlich – auch die Straße. Die Polizei marschierte daraufhin stärker auf – rund 1300 Polizisten sind in Basel, um den ESC zu sichern. Die Uniformierten begannen mit Personenkontrollen in der Demo.
Es gab weitere Deeskalationsvorschläge. Das fruchtete nach einiger Zeit: Gegen 20:30 Uhr bog die Menge ab und entfernte sich vom Zentrum. Über die Johanniterbrücke ging es auf die andere Rheinseite. Die Polizei ließ die Demonstranten sich müde laufen. Mehrere Demonstranten stürmten eine Blockade, die Polizei versprühte Reizgas. Doch am Ende wurden es immer weniger Menschen, die Polizei hatte nach eigenen Angaben die Situation die ganze Zeit über im Griff.
Manche ESC-Besucher, verschreckte Touristen und Gastronomen sehen das anders. Die Demo hätte gar nicht stattfinden dürfen, heißt es. Zumal Basel eine Kundgebung gegen Antisemitismus einige Tage zuvor komplett verboten hatte. Dass nun Israel-Fans bei diesem ESC, der unter dem Motto „United By Music“ steht, ihre Flaggen aus Angst um ihre körperliche Unversehrtheit verstecken müssen, bleibt für viele völlig unverständlich.
Israelische Sängerin meistert Auftritt souverän
Zwischen Buh-Rufen und energischem Applaus hat die israelische Vertreterin Yuval Raphael ihren Auftritt beim Eurovision Song Contest (ESC) in Basel souverän über die Bühne gebracht. Mit Start ihres Songs „New Day Will Rise“ waren Buh-Rufe und zwischenzeitlich auch Pfiffe aus dem Publikum zu hören. Doch auch schallender Applaus füllte die Halle, am Ende des Auftrittes lächelte Raphael stolz. Neben Israel-Flaggen war im Publikum auch mindestens eine Palästina-Flagge zu sehen.
Während im Saal die Musikparty mit anderen Acts weiterging, heizte sich die Lage auf den Straßen Basels weiter auf. Israels Vertreterin Raphael sah sich in Basel immer wieder Kritik ausgesetzt – wegen der Offensive ihres Landes im Gazastreifen. Der Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen mit zehntausenden Todesopfern wurde ausgelöst durch eine Terrorwelle der Hamas im Oktober 2023. Yuval Raphael überlebte diese Anschläge als Besucherin des Nova-Musikfestivals, stundenlang versteckt unter Leichen.
Schon im vergangenen Jahr hatten Proteste gegen Israels Teilnahme den ESC in Malmö überschattet.
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