Kurz nachdem die private Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) erste Hilfsgüter im Gazastreifen verteilt hat, haben die Vereinten Nationen Kritik an deren Arbeitsweise geäußert. „Es ist eine Ablenkung von dem, was wir wirklich brauchen“, sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha), Jens Laerke, am Dienstag in Genf. Die UNO habe keinerlei Informationen darüber, ob tatsächlich Hilfsgüter durch die GHF verteilt worden seien. Aktuellen Aufnahmen aus dem Gazastreifen zeigen jedoch, dass genau das am Dienstag passiert ist.
Nach Ende einer elfwöchigen Blockade durch Israel war erstmals wieder humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangt. Laut Ocha-Sprecher Laerke braucht es nun vorrangig „ein sicheres Umfeld und eine schnellere Erleichterung der Genehmigungen und endgültigen Freigaben für all die Hilfsgüter, die wir direkt vor der Grenze haben und die dort hinein gelangen müssen“.
Die von den USA unterstützte GHF war im Zuge des zunehmenden internationalen Drucks auf Israel wegen seiner Blockade von Hilfslieferungen in den Gazastreifen gegründet worden. Die UNO und internationale Hilfsorganisationen kritisierten die GHF jedoch wegen der vermeintlichen Umgehung der UNO und erklärten, nicht mit der US-Stiftung zusammenzuarbeiten.
Der neu gegründeten US-Stiftung wurde zudem vorgeworfen, einseitig mit Israel zu kooperieren, ohne Palästinenser an der Verteilung von Hilfsgütern zu beteiligen. UN-Beamte äußerten die Befürchtung, die Hilfsgüter der GHF könnten „als Waffe eingesetzt“ werden, indem eingeschränkt werde, wer diese erhalte.
Die US-Stiftung nahm ihre Arbeit im Gazastreifen nach eigenen Angaben am Montag inmitten von Drohungen seitens der islamistischen Hamas auf. Die Palästinenserorganisation setze alles daran, die Arbeit der Stiftung zu blockieren und der Bevölkerung des Gazastreifens den Zugang zu Verteilungsstellen der GHF zu versperren, erklärte die Stiftung.
Auch seit Ende der Blockade ist das Ausmaß der Hilfen, die in den Gazastreifen gelangen immer noch „sehr, sehr weit“ von dem entfernt, was tatsächlich benötigt werde, erklärte die Sprecherin des UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA), Juliette Touma, am Dienstag. Mindestens 500 bis 600 Lastwagen pro Tag mit Lebensmitteln, medizinischer Hilfe, Kraftstoff, Wasser und anderen grundlegenden Hilfsgütern seien notwendig, um die katastrophale Situation in dem Küstenstreifen zu lindern.
Die US-Regierung hingegen begrüßt die neu angelaufene Verteilung von Hilfsgütern durch die Stiftung. Man spreche aber nicht für die GHF, betonte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, wiederholt auf Nachfragen in Washington. Zugleich hob sie die Bedeutung der bislang eingetroffenen Hilfslieferungen hervor.
Kritik vonseiten der Vereinten Nationen und internationaler Hilfsorganisationen, die GHF sei nicht unabhängig und agiere im Interesse Israels, bezeichnete Bruce als „bedauerlich“. Es sei „die Höhe der Heuchelei“, sich darüber zu beklagen, wer die Hilfe bringe oder wie sie organisiert sei.
Auf Fragen zu möglichen politischen Motiven oder einem Zusammenhang mit israelischen Umsiedlungszielen ging Bruce nicht ein. Die Befürchtung, die Logistik könne darauf abzielen, Menschen gezielt aus dem Norden des Gazastreifens in den Süden zu drängen, kommentierte sie mit den Worten: „Das ist kein Projekt des US-Außenministeriums.“ Sie wolle nicht spekulieren, was die Stiftung tun werde, und verwies für weitere Informationen an die GHF.
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