Das Zoll-Thema sorgt weiter für Unsicherheit an den Börsen. Trotzdem schließt der DAX knapp im Plus. Damit endet eine erfolgreiche Woche für den deutschen Leitindex - und ein erfreulicher Börsenmonat.
Der DAX hat zum Wochenabschluss moderat zugelegt. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg bis auf 24.181 Punkte verließ ihn nach einer insgesamt guten Woche am Ende aber etwas die Kraft. Dabei wurde der deutsche Leitindex ein wenig von Äußerungen von US-Präsident Donald Trump belastet. Er wirft China vor, sich nicht an eine Vereinbarung mit den USA im laufenden Handelsstreit zu halten: "Die schlechte Nachricht ist, dass China, was einige vielleicht nicht überrascht, seine Vereinbarung mit uns völlig gebrochen hat."
DAX schließt knapp unter 24.000 Punkten
Aus dem Handel ging der DAX schließlich knapp 0,3 Prozent höher bei 23.997 Zählern. Sein am Mittwoch erreichtes Rekordhoch steht bei rund 24.326 Punkten. Auf Wochensicht gewann das Börsenbarometer 1,6 Prozent. Noch besser verlief der zu Ende gehende Mai, dem meist der Ruf eines schlechten Monats für die Börse vorauseilt: Der Zuwachs beläuft sich auf 6,7 Prozent. Erstmals war der DAX über die runde Marke von 24.000 Punkte gestiegen. Nun liegt er wieder knapp darunter.
Hängepartie im Rechtsstreit um US-Zölle
Insgesamt steht das Hin und Her um die Rechtmäßigkeit der von US-Präsident Donald Trump betriebenen Zollpolitik weiter im Fokus der Anlegerinnen und Anleger. Nachdem am Mittwoch ein US-Bundesgericht den Großteil der verhängten Zölle für ungültig erklärt hatte, setzte gestern ein Berufungsgericht diese Blockade 30 Minuten vor US-Börsenschluss vorerst aus. Die Lage an den Finanzmärkten sei nach den Gerichtsentscheidungen rund um die Zollpolitik der US-Regierung unübersichtlich, schreiben die Fachleute der Landesbank Helaba.
Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd Lange, verwies darauf, dass das Berufungsgericht nicht per se positiv im Sinne der Zollpolitik Trumps entschieden habe. Es habe vielmehr die Zölle temporär stehen lassen und sich eine Zeit der Überprüfung gegeben: "Insofern ist das alles noch nicht ausgemacht", sagte Lange im Deutschlandfunk.
Beobachter des Geschehens schließen nicht aus, dass am Ende als letzte Instanz der Oberste Gerichtshof der USA entscheiden muss. "Bis zu diesem Urteil kann es allerdings dauern. Und so lange wird die handelspolitische Unsicherheit für die Börsen deutlich erhöht bleiben", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Der Supreme Court "könnte im Sinne Trumps urteilen. Falls nicht, könnte Trump versuchen, seine Zollpolitik auf anderen Wegen durchzusetzen", meinte Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank.
Inflationsrate in Deutschland unverändert
Nachdem weder gute Quartalszahlen des KI-Chip-Vorreiters Nvidia noch der US-Zollstreit für größere Bewegungen sorgten, richteten sich die Blicke der Investoren am Brückentag nach Christi Himmelfahrt auf die Inflationsdaten. Die Teuerungsrate in Deutschland verharrte im Mai bei 2,1 Prozent. Der Verbraucherpreisindex liege knapp oberhalb des Ziels der Europäischen Zentralbank (EZB), schrieb Ulrich Wortberg von der Helaba.
"Vor diesem Hintergrund dürften die Währungshüter darin bestärkt werden, dem Zinssenkungspfad weiter zu folgen, zumal die Inflation in anderen Ländern der Eurozone zum Teil weiter rückläufig war", so der Ökonom. Die Zinsentscheidung der EZB steht am kommenden Donnerstag an. Marktteilnehmer gehen fest davon aus, dass die Notenbank den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte senken wird.
Denn auch in Spanien, Italien und Frankreich ist die Inflation im Mai auf dem Rückmarsch - ein gutes Omen für den gesamten Euro-Raum. Die zu europäischen Vergleichszwecken berechnete Teuerungsrate (HVPI) sank in Spanien und Italien im laufenden Monat jeweils auf 1,9 Prozent, wie die Statistikämter der beiden Länder mitteilten. In Frankreich war der Preisauftrieb noch stärker abgeflaut: Laut den unlängst veröffentlichten Daten lag die Inflationsrate bei nur noch 0,6 Prozent.
US-Inflation flaut ab - doch Bürger steigern Konsumausgaben kaum
An der Wall Street sorgen das juristische Tauziehen um die US-Zölle und die Aussagen von Trump derweil für mehr Verunsicherung als am deutschen Aktienmarkt. Die US-Börsen starteten allesamt moderat im Minus und verharrten dort zum DAX-Schluss. Auch die abebbende US-Inflation konnte daran nichts ändern.
Außerdem haben die US-Bürger ihre Ausgaben im April kaum erhöht. Sie steigerten die Konsumausgaben im April um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Handelsministerium mitteilte. Der private Konsum gilt als Schwungrad der US-Wirtschaft, die zuletzt allerdings den Rückwärtsgang einlegte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im ersten Quartal und damit den ersten Monaten der laufenden Amtszeit von US-Präsident Trump zurück - und zwar um aufs Jahr hochgerechnet 0,2 Prozent.
Umsatz im Einzelhandel gesunken
Der deutsche Einzelhandel hat im April überraschend Umsatzeinbußen erlitten. Der Umsatz nahm um 1,2 Prozent zum Vormonat ab, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Real, also inflationsbereinigt, ergab sich ein Minus von 1,1 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Im März war das Geschäft allerdings besser gelaufen als gedacht. Das Statistische Bundesamt revidierte die Daten nun: Demnach verzeichnete der Einzelhandelsumsatz gegenüber Februar nach Revision der vorläufigen Ergebnisse einen Zuwachs von real 0,9 Prozent (ursprünglich minus 0,2 Prozent) und nominal ebenfalls von 0,9 Prozent (ursprünglich minus 0,1 Prozent).
"Aufgrund der kräftigen Aufwärtsrevision des Vormonats ist der Umsatzrückgang halbwegs verkraftbar", kommentiert Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Gegenüber April 2024 verbuchten die Einzelhändler außerdem ein reales Wachstum von 2,3 Prozent. Hier hatten Fachleute nur ein Plus von 1,8 Prozent erwartet. "Gegenüber dem Vorjahresmonat steht immerhin noch ein klares Plus", so Krüger. Dennoch sei der Auftakt ins zweite Quartal für den deutschen Einzelhandel "ziemlich verkorkst" ausgefallen, sagt Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank.
Zinsrückgang im Euroraum schiebt Kreditvergabe an
Unterdessen schieben die rückläufigen Zinsen im Euroraum die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen an. Die Geldhäuser in der 20-Länder-Gemeinschaft reichten im April binnen Jahresfrist 2,6 Prozent mehr Darlehen an Firmen aus, wie die EZB mitteilte. Das ist der stärkste Anstieg seit Juni 2023. Im März hatte das Wachstum noch bei 2,4 Prozent gelegen. Die niedrigen Zinsen ließen auch die Privathaushalte mehr Kredite nachfragen. Die Banken vergaben an sie 1,9 Prozent mehr Darlehen als ein Jahr zuvor.
Ölpreise geben etwas nach
Die Ölpreise geben nach. Damit steuern die Ölnotierungen auf die zweite Verlustwoche in Folge zu. Am Wochenende wird eine neuerliche Produktionserhöhung des Öl-Förderverbundes Opec+ erwartet. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete zuletzt 61,98 Dollar und damit 17 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 18 Cent auf 60,78 Dollar.
Die Ölverbund Opec+ hatte auf einer Online-Sitzung von beteiligten Ölministern am Mittwoch zunächst noch keine Entscheidung getroffen. Analysten erwarten, dass eine Kerngruppe aus acht Ländern am Samstag die weitere Strategie festlegen wird. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg will Opec+ die Fördermenge um mehr als 411.000 Barrel ausweiten. Man wolle so Marktanteile zurück erobern, hieß es unter Berufung auf Kreise. Im Mai und Juni hatte Opec+ ihre Förderung um jeweils 411.000 Barrel je Tag angehoben.
IG Metall: Umbaupläne bei Thyssenkrupp gefährden mehr als 20.000 Jobs
Die Umbaupläne von Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez könnten nach Einschätzung der IG Metall jeden fünften Arbeitsplatz beim Industriekonzern kosten. "Bei den Plänen könnten mehr als 20.000 Beschäftigte auf der Strecke bleiben", sagte der Zweite Vorsitzende der IG Metall und Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, Jürgen Kerner, der Süddeutschen Zeitung. Es gehe nur um Gewinnmaximierung und die Interessen der Aktionäre, die Interessen der Beschäftigten spielten für Lopez keine Rolle, kritisierte er. Lopez will alle Sparten verselbstständigen, verkaufen, an die Börse bringen oder Partner ins Boot holen.
Volkswagen verhandelt direkt mit US-Regierung über Zoll-Deal
Der Wolfsburger Autobauer Volkswagen verhandelt mit dem US-Handelsministerium über die Beilegung des Zollstreits und bietet im Gegenzug weitere Investitionen in den USA an. "Ich war selbst in Washington und wir sind seitdem in regelmäßigem Austausch", sagte Konzern-Chef Oliver Blume der Süddeutschen Zeitung. Primärer Ansprechpartner sei der US-Handelsminister, "aber letztlich gehen die Themen auch über den Tisch des US-Präsidenten". Blume betonte, er spreche dort für den VW-Konzern, aber er habe immer Lösungen im Blick, die generell angewendet werden könnten.
EssilorLuxottica übernimmt Augenkliniken von Optegra
Der für seine Marke Ray-Ban bekannte Brillenhersteller EssilorLuxottica expandiert mit einem Zukauf in den Bereich der Augenheilkunde. Der französisch-italienische Konzern habe mit dem Finanzinvestor MidEuropa eine Vereinbarung zur Übernahme der Augenkliniken von Optegra geschlossen, teilte er mit. Die Optegra-Gruppe betreibt ein Netzwerk von über 70 Augenkliniken und Diagnosezentren in Großbritannien, Tschechien, Polen, der Slowakei und den Niederlanden unter den Marken Optegra, Lexum und Iris. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht. Der Abschluss wird noch für dieses Jahr erwartet.
Bei kriselnder BayWa schrumpft das Geschäft
Der Münchner Agrarkonzern BayWa bekommt die Krise auch im operativen Geschäft zu spüren. Der Umsatz schrumpfte im ersten Quartal um neun Prozent auf 4,7 Milliarden Euro, wie die BayWa mitteilte. Der Konzern begründete den Rückgang mit "Sondereffekten im Zuge der laufenden Transformation". Durch den Abbau von bisher rund 700 Stellen und Standortschließungen sowie einer Konzentration auf margenstärkere Produkte werde sich aber die "Ertragsqualität deutlich verbessern", wenn man die Effekte aus dem tiefgreifenden Umbau ausklammere. Zahlen nannte die BayWa zur Ertragslage nicht.
Solarhersteller Meyer Burger stoppt Produktion in den USA
Der auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt tätige Solarhersteller Meyer Burger stellt seine Solarmodulproduktion in den USA ein. Das Unternehmen sehe sich aufgrund fehlender finanzieller Mittel gezwungen, seine noch im Hochlauf befindliche Solarmodulproduktion in den USA zu stoppen, teilte es mit. Den 282 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei gekündigt worden. "Die Zukunft des Standorts ist offen", hieß es weiter. Gerade erst wurde die Fertigung im US-Bundesstaat Arizona mit in Deutschland hergestellten Solarzellen aufgebaut. Meyer Burger befindet sich in Gesprächen zur Restrukturierung mit Anleihegläubigern. Betroffen seien zwei Wandelanleihen, die 2027 und 2029 fällig sind.
Laborausrüster Stratec startet mit Ergebnissprung ins Jahr
Der Laborausrüster Stratec ist mit einem Umsatz- und Ergebnisplus ins Jahr gestartet. Der Konzernumsatz kletterte im ersten Quartal auf 60,4 Millionen Euro von 53,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie die Firma mitteilte. Vor dem Hintergrund anziehender Testvolumen habe sich insbesondere das Geschäft mit Serviceteilen und Verbrauchsmaterialien sehr dynamisch entwickelt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sei auf 5,4 Millionen Euro von 2,9 Millionen Euro gestiegen. Das bereinigte Konzernergebnis kletterte auf 3,2 Millionen Euro. Der Ausblick für 2025 wurde bestätigt.
Roche erneut mit positiven Daten zu MS-Medikament Fenebrutinib
Der Pharmakonzern Roche hat erneut positive Daten zu Fenebrutinib vorgelegt, einem Mittel zur Bekämpfung von Multipler Sklerose. Das Mittel habe die Krankheitsaktivität und Behinderungsprogression bei Studienteilnehmern bis zu 96 Wochen lang fast komplett unterdrückt, teilte Roche heute mit. Die neuesten Ergebnisse aus der Phase-II-Studie wurden auf der Jahrestagung des Consortium of Multiple Sclerosis Centers (CMSC) in der US-Stadt Phoenix vorgestellt.
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