Hunderte Werke von Kunstgrößen wie Andy Warhol oder Pablo Picasso aus der Sammlung der Bayer AG werden versteigert. Ihr Gesamtwert wird auf mehr als 4,5 Millionen Euro geschätzt.

"Mein Herz blutet bei jedem Bild", sagt Thomas Helfrich und schaut nachdenklich auf die Werke und Skulpturen. Seit zehn Jahren leitet er die Kulturabteilung der Bayer AG. Nun trennt sich das Unternehmen von einem großen Teil der Sammlung: Hunderte Werke aus der firmeneigenen Kunstsammlung kommen unter den Hammer. "Ich bin schon ein wenig traurig, freue mich aber für die Sammler und Sammlerinnen, die in der Zukunft ein sehr schönes Kunstwerk bei sich zu Hause haben werden."

Das Team um Helfrich hat entschieden, welche Werke Bayer verlassen werden. "Wir haben geschaut, welche Kunstwerke haben eher einen repräsentativen Charakter und welche Kunstwerke inspirieren und lösen Innovationen aus." Letztere sollen bei Bayer bleiben. Der Auftakt: Eine prestigeträchtige Auktion beim Kölner Auktionshaus Van Ham. Das geschätzte Volumen: mehr als 4,5 Millionen Euro.

Neue Arbeitswelten, fehlende Bürowände

Es ist wie eine Reise durch die Kunstgeschichte: Max Beckmanns leuchtendes Stillleben "Orchideen" oder Andy Warhols ikonisches Porträt von Nastassja Kinski. Die Kunstsammlung war von Anfang an Teil des Plans, den Standort für Fachkräfte attraktiv zu machen. Bayer, einst Vorreiter im Aufbau von Unternehmenssammlungen, trennt sich von Teilen seines Erbes.

"Natürlich brauchen wir immer Geld", sagt Helfrich leicht ironisch. "Aber damit lösen wir nicht die Probleme des Konzerns." Moderne Arbeitswelten hätten die Rolle der Kunst im Büro verändert. "Nach der Pandemie sind viele Großraumbüros sehr leer geblieben. Die Menschen machen weiter häufig Homeoffice. Es fehlen einfach einige Wände für Kunst in den offenen Büros", erklärt er.

Ikonen unter dem Hammer

Es bleiben auch Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die Bayer in den letzten Jahren gefördert hat, sowie die unternehmenshistorische Sammlung. Heute sammelt Bayer noch immer, aber anders: "Wir wollen gezielt junge Künstlerinnen und Künstler fördern", sagt Helfrich. Die Auktion schafft dafür finanzielle Spielräume. "Mit dem Erlös fördern wir Kunst und Kultur direkt - etwa über unser großes Festival, das jährlich stattfindet."

Große Summen, großes Erlebnis

Markus Eisenbeis, Chef des Auktionshauses Van Ham, kennt die Spannung, die solch eine Auktion mit sich bringt: "Da geht es um große Summen - das ist automatisch elektrisierend. Es ist immer ein Erlebnis." Am Abend werden die sehr aufwendig ausgewählten Werke versteigert. "Aber wir haben natürlich auch den Onlinesale. Auch da kann jeder fündig werden in einem Rahmen von 500 bis 5000 Euro. Entscheidend ist, dass jedes Werk die passende Bühne bekommt", sagt Eisenbeis.

Die Werke wurden einzeln angeschaut und beurteilt, geprüft auf Zustand und Echtheit. "Wir klären, ob das Werk in Ausstellungen war. War das Werk bei prominenten Menschen zu Hause? Erst dann können wir über Werte sprechen." Besonders stolz ist er auf die beiden Warhol-Werke. "Zwei große Gemälde eines Andy Warhols in einer deutschen Auktion zu haben, das ist schon außergewöhnlich. Sie wurden von ihm extra für Bayer geschaffen."

Kunstgeschichte als Sammlungspolitik

Andere Werke: Ernst Wilhelm Nays farbstarkes "Rot im Zentrum" (geschätzt: 400.000 bis 600.000 Euro), Henry Moores organisch-abstrakte Bronze "Three Part Object" (150.000 bis 250.000 Euro) und eben Warhols Kinski-Porträt (300.000 bis 500.000 Euro). Die Sammlung selbst ist ein Spiegel der Kunstgeschichte nach 1900. Werke von Künstlern wie Max Beckmann, Joan Miró oder Kippenberger zeigen, wie weit Bayer einst sammelte, um Räume lebendig zu machen.

Eisenbeis sieht in der Entscheidung Bayers ein Signal: "Wir werden von Menschen von verschiedensten Kontinenten gefunden und kontaktiert. Man kann ein Schnäppchen machen oder lehnt sich manchmal etwas hinaus über das eigene Limit. Es ist immer ein Abenteuer", sagt Eisenbeis. Es bleibe immer offen, wie die Reise bei einer Kunstauktion ausgehe.

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