Bereits als Friedrich Merz bei schwüler Sommerhitze kurz vor Mittag am Weißen Haus vorfuhr, zeigte der US-Präsident ein betont freundliches Gesicht. Welche Botschaft er an Deutschland hätte, rief ein Reporter aus einem Pulk Dutzender Journalisten vor dem West Wing. „Ich liebe die Deutschen!“, rief Trump zurück und schüttelte Merz die Hand.
Im Vorfeld des Antrittsbesuchs des Bundeskanzlers war in Washington weniger hohe Erwartung als Nervosität zu spüren gewesen. Würde die US-Seite in Person von Vizepräsident J.D. Vance die spontane Konfrontation suchen, wie bei der Sicherheitskonferenz in München? Oder könnte Trump den Kanzler wegen des deutschen Handelsüberschusses angehen?
Nichts davon geschah. Was weniger an Merz lag, der im Oval Office die meiste Zeit schweigend auf der rechten Seite des Präsidenten saß. Sondern an den vielen amerikanischen Nachrichten des Tages. Allen voran jener, dass Trump eine Untersuchung angeordnet hat, ob sein Vorgänger Joe Biden noch amtsfähig war. Bidens Umfeld habe den geistigen Zustand des Demokraten verschleiert, so der Vorwurf.
„Haben Sie Biden gesagt?“, spornte Trump während der Pressekonferenz mit Merz eine Reporterin an, weitere Fragen zum Thema zu stellen. Auch Elon Musk kam zur Sprache. Vergangene Woche war er noch der engste und wichtigste Berater, jetzt wegen Trumps Steuerpaket sein größter Kritiker. Er wisse nicht, ob „die großartige Beziehung mit Elon noch besteht“, sagte Trump. Er sei „sehr enttäuscht“.
Überschwänglich bekundet Trump die Freundschaft zu Merz
Zwischendurch gab der US-Präsident immer wieder auch seinem Gast Aufmerksamkeit. Überschwänglich bekundete Trump seine Nähe zu Merz. „Ich bin mit dir befreundet“, sagte er. Als die Frage nach dem Verbleib der US-Truppen im Land aufkam, gab sich Trump handzahm. In Trumps „Make America Great Again“-Lager wird häufig die Forderung nach einem Abzug laut, was für Deutschland sicherheitspolitisch und wirtschaftlich fatal wäre. „Wenn ihr sie mögt, lassen wir sie da“, so Trump. „No problem.“ Die Beziehungen der USA zu Deutschland seien schließlich „sehr wichtig“.
Hinsichtlich der neuen deutschen Militärausgaben fand Trump lobende Worte, um dann einen fragwürdigen Witz zu platzieren. Eine zu starke Aufrüstung Deutschlands könnte manche unruhig stimmen. „Es wird einen Punkt geben, wo wir sagen: Bitte keine weitere Bewaffnung“, sagte Trump und klopfte Merz auf den Oberschenkel. Subtext: Nur Spaß, wir beiden verstehen uns ja. Dem Kanzler mag es in diesem Moment an diesem Ort recht gewesen sein.
Merz hielt sich bewusst zurück. Nur ganz am Ende des Gesprächs musste der CDU-Chef klarstellen, wer im Krieg in der Ukraine Täter ist und wer Opfer. „Die Ukraine greift nur militärische Ziele an, keine Zivilisten, keine Energieinfrastruktur. Das ist der große Unterschied.“ Trump wollte davon nichts hören, er ging auch nicht auf Fragen ein, wann er endlich Druck auf Putin machen wird. „Die Deadline dafür ist in meinem Kopf“, sagte Trump lediglich. Trump gab auch nicht preis, ob er die Sanktionen des US-Senats gegen Putin unterstützt. Die Vorlage sei „sehr hart“, er werde sie sich zu gegebener Zeit anschauen und entscheiden.
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