Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut mit massiven Luftangriffen überzogen und in der Hauptstadt Kiew nach ukrainischen Angaben mindestens drei Menschen getötet. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Freitag, Moskau habe mit mehr als 400 Drohnen und 45 Raketen angegriffen. Dem Kreml zufolge handelt es sich bei den Angriffen um eine "Reaktion" auf die ukrainischen Drohnenangriffe auf Stützpunkte tief in russischem Staatsgebiet am Wochenende.

Nach Angaben des Innenministers Ihor Klymenko wurden in Kiew drei Rettungskräfte bei einem Einsatz getötet. Sie seien getroffen worden, als sie Menschen nach einem Angriff halfen, erklärte Klymenko. Er fügte hinzu, neun Menschen seien verletzt woren, Ärzte kämpften um ihr Leben. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatte am Morgen die Opferzahlen mit vier Toten und 20 Verletzten angegeben.

Nach Angaben der ukrainischen Rettungsdienste wurde Kiew in der Nacht von Russland mit „Drohnen und ballistischen Raketen“ angegriffen. Dabei seien mehrere Stadtteile getroffen worden. Die Angriffe lösten demnach mehrere Brände aus, unter anderem in einem Wohngebäude, ziviler Infrastruktur und einem Hangar. Durch den Beschuss wurden auch Bahngleise in der Region Kiew beschädigt, die ukrainische Bahn warnte vor Verspätungen.

Mehrere Angriffe trafen auch die westukrainische Stadt Luzk in der Region Wolyn und die Regionen Lwiw und Ternopil. „Heute hat der Feind den bisher massivsten Luftangriff auf unsere Region ausgeführt“, erklärte der Chef der Militärverwaltung von Ternopil, Wjatscheslaw Negoda. Bei dem Angriff auf Luzk wurden nach Behördenangaben fünf Menschen verletzt. Insgesamt wurden nach Angaben Selenskyjs mindestens 49 Menschen verletzt.

Kiew meldete erneut „erfolgreiche“ Angriffe auf zwei russische Militärflugplätze

Gleichzeitig meldete Kiew am Freitag erneut „erfolgreiche“ nächtliche Angriffe auf zwei russische Militärflugplätze. Dabei handelt es sich der ukrainischen Armee zufolge um „den Flugplatz Engels in der Region Saratow“, auf dem „sich feindliche Flugzeuge konzentrieren“ sowie den Luftwaffenstützpunkt Dyagilewo in der Region Rjasan, von dem aus „Raketenangriffe auf ukrainisches Gebiet unterstützt wurden“.

In Russland wurden unterdessen in der Nacht zum Freitag bei ukrainischen Angriffen drei Menschen in der westlichen Region Tula verletzt, wie örtliche Behörden mitteilten. Der Bürgermeister von Moskau, Sergei Sobjanin, erklärte, die russische Luftabwehr habe eine Drohne abgeschossen, die auf dem Weg in die Hauptstadt gewesen sei. An dem abgewehrten Angriffsversuch auf Moskau seien insgesamt „zehn feindliche Drohnen“ beteiligt gewesen.

Kiew rief nach den massiven nächtlichen Angriffen seine internationalen Verbündeten auf, Druck auf Russland auszuüben, damit es die Angriffe einstellt. Selenskyj forderte ein „entschlossenes Handeln“: „Wer keinen Druck ausübt und dem Krieg mehr Zeit gibt zu töten, macht sich mitschuldig und ist mitverantwortlich“, schrieb der Präsident in einem Onlinedienst.

„Der nächtliche Angriff Russlands auf Zivilisten zeigt einmal mehr, dass der internationale Druck auf Moskau so schnell wie möglich verstärkt werden muss“, erklärte seinerseits der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha.

Ukraine setzte Geheimdienst-Schlag gegen russische Luftwaffe

Bei einem Überraschungsangriff hatte der ukrainische Geheimdienst am Wochenende nach monatelanger Vorbereitung mehrere russische Militärflugplätze attackiert, von denen zuvor regelmäßig Kampfflugzeuge zu Angriffen gegen die Ukraine gestartet waren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feierte den Angriff seines Geheimdienstes SBU als „absolut brillanten Erfolg“. Es sei die weitreichendste Operation der Ukraine im bisherigen Kriegsverlauf gewesen.

Vom SBU hieß es, insgesamt seien bei den Angriffen, darunter sogar einer bei Irkutsk im fernen Sibirien, mehr als 40 Maschinen im Gesamtwert von sieben Milliarden Dollar (6,1 Milliarden Euro) zerstört worden. Russland habe damit 34 Prozent seiner strategischen Bomberflotte verloren, die Marschflugkörper absetzen können.

Anhand veröffentlichter US-Satellitenbilder ließ sich diese hohe Zahl nicht bestätigen. Die Aufnahmen zeigen aber mehrere zerstörte oder zumindest beschädigte Kampfbomber der Typen Tupolew Tu-95 und Tu-22. Moskau hat diese Flugzeuge für konventionelle Angriffe auf die Ukraine eingesetzt; sie gehörten aber auch zur luftgestützten nuklearen Abschreckung Russlands.

Das russische Militär sprach lediglich von ein paar beschädigten Flugzeugen bei Murmansk und Irkutsk und bezeichnete die Angriffe als Terrorakt.

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