Patrick Graichen, Ex-Staatssekretär von Robert Habeck (Grüne) im Wirtschaftsministerium, arbeitet an seiner Rückkehr in die Klima- und Energiepolitik. Graichen, der als Kopf hinter dem umstrittenen Heizungsgesetz galt und über die sogenannte Trauzeugen-Affäre stolperte, sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Interessierte Kreise arbeiten schon daran, uns zurück in die Gasabhängigkeit zu bringen und das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 infrage zu stellen. Da kann ich nicht einfach an der Seitenlinie stehen und zuschauen.“ Weltweit gebe es derzeit einen Rollback in der Klimapolitik. „Wir sind jetzt in der Phase: ‚Das Imperium schlägt zurück.‘“, so Graichen.

Graichen galt als einer der Architekten der grünen Energiepolitik in der Ampel-Koalition. Weil er an der Auswahl eines engen Freundes für den Chefposten der Deutschen Energie-Agentur beteiligt war, entließ Habeck ihn im Mai 2023.

Zwei Jahre lang hielt Graichen sich anschließend aus der Öffentlichkeit fern. Mittlerweile sitzt er im Aufsichtsrat des ukrainischen Stromnetzbetreibers Ukrenergo. „Inzwischen beschäftige ich mich wieder mit Klima- und Energiepolitik und denke über ein Buch nach“, sagte Graichen. Letzteres solle sich auch um den Kampf „sauberer Strom gegen dreckiges Gas“ drehen. „Der Job ist erst erledigt, wenn die Erderhitzung gestoppt ist.“

Erstmals sprach der Ex-Staatssekretär auch über die „Trauzeugen-Affäre“, die letztendlich zu seiner Entlassung führte. „Ich hatte einen Tunnelblick“, sagte Graichen im Interview mit der SZ. „Im Nachhinein würde ich sagen: Selbst wenn du 18 Stunden am Tag arbeitest, musst du immer wieder drei Schritte zurücktreten und dich fragen: Was mache ich hier eigentlich gerade?“

Graichen war seinerzeit an der Berufung eines neuen Chefs für die Deutsche Energie-Agentur beteiligt gewesen. Später stellte sich heraus, dass es sich bei dem Kandidaten um seinen Trauzeugen handelte. „Das war mein persönlicher Fehler“, räumte Graichen nun ein. Wegen des Vorwurfs der Vetternwirtschaft und des wachsenden politischen Drucks entließ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ihn schließlich. „Letztlich war das Ziel, Robert Habeck zu stürzen – oder zumindest ihn massiv zu schwächen“, so Graichen rückblickend.

Graichen galt damals auch als Kopf hinter sogenannten Heizungsgesetz, dessen erster Entwurf bundesweit für Empörung sorgten. Er sei durchgestochen worden, während die Ampel noch über Förderprogramme für den Heizungstausch verhandelt habe, so Graichen. „Der zentrale Fehler war sicherlich, dass wir als kalte Technokraten rüberkamen.“ Wochenlang habe die Ampel in einem „kommunikativen Limbo“ festgehangen, weil die FDP die Förderung blockiert habe.

Inzwischen sei er über diese Zeiten hinweg, sagte Graichen jetzt der SZ. Für ihn sei es damals ein Absturz gewesen, aufgefangen habe ihn seine Familie. „Die schlaflosen Nächte sind jedenfalls vorbei.“

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