Nach zuvor einer Reihe schwächerer Konjunkturdaten wurden neue Jobdaten in New York heute mit Erleichterung aufgenommen. Aktien waren gefragt, Verluste gab es aber am Rentenmarkt.

Anders als zuletzt haben die Aktienindizes der Wall Street zum Wochenschluss ihre Gewinne verteidigt und schlossen allesamt im Plus. Dabei gewann der Leitindex Dow Jones am Ende 1,05 Prozent auf 42.761 Punkte. Der marktbreite S&P 500-Index rückte 1,03 Prozent vor auf genau 6.000 Zähler und die Technologiebörse Nasdaq gewann 1,2 Prozent hinzu. Der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 0,99 Prozent.

Getragen wurde der Aufschwung heute von Erleichterung über zumindest stabile Daten vom Arbeitsmarkt, die Rezessionsängste verdrängten. Zudem stand die Schlammschlacht zwischen Präsident Trump und Tesla-Chef Musk weiter im Interesse der Anleger.

Atempause nach Daten vom Arbeitsmarkt

Frische Impulse für die Börse kamen vom neuen Arbeitsmarktbericht. Dieser erwies sich im Mai zumindest auf den ersten Blick robust. Denn die US-Wirtschaft hat im Mai etwas mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet.

Außerhalb der Landwirtschaft kamen 139.000 Stellen hinzu, wie das Arbeitsministerium heute in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit 126.000 neuen Stellen gerechnet. Der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten wurde allerdings um insgesamt 95.000 Stellen nach unten revidiert.

"Dieser Bericht gibt Anlass zu einem erleichterten Aufatmen", sagte Scott Ladner, Chefanleger bei Horizon Investments. "Viele hatten wirklich befürchtet, dass die Zahlen den Beginn eines Abschwungs am Arbeitsmarkt und damit auch in der Wirtschaft zeigen könnten. Aber der Bericht entsprach ziemlich genau den Erwartungen, und das verschafft uns zumindest für einen Monat eine kleine Atempause."

Übergeordnet bleibt der Markt im Spannungsfeld neuer Zinshoffnungen nach zuletzt schwachen Konjunkturdaten, aber auch einer weiterhin unberechenbaren Zollpolitik der Regierung. Dies sorgt derzeit für einen unsteten Handelsverlauf am US-Aktienmarkt. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) hat bereits mehrfach betont, die Füße still zu halten, bis die Folgen der Zölle für die Inflation absehbarer werden.

Ranghohe Vertreter der USA und China werden sich nach Angaben von US-Präsident Donald Trump am Montag in London zu weiteren Handelsgesprächen treffen. Am Rentenmarkt gab es deutliche Verluste. Im Gegenzug stiegen die Renditen stark an, zehnjährige Staatsanleihen warfen zuletzt 4,52 Prozent ab.

Autoaktien gefragt

Gefragt bei den Einzelwerten waren unter anderem Aktien aus der Automobilbranche. Ford und General Motors legten um rund 1,5 und ein halbes Prozent zu.

China hatte Insiderangaben zufolge den Export von Seltenen Erden an große US-Autobauer vorübergehend erlaubt. Von den erteilten Lizenzen seien zumindest einige für sechs Monate gültig, sagten Insider. Eine der beiden erklärte, dass die Zulieferer von General Motors, Ford und Stellantis am Montag die Freigabe für die Ausfuhr einiger Seltener Erden erhalten hätten.

Tesla erholt sich nach Kurssturz

Auch das zerrüttete Verhältnis des Präsidenten zu Elon Musk beschäftigte die Märkte. Nach der anhaltenden und heftigen Kritik von Musk hatte Trump gestern mit finanziellen Konsequenzen für deren Unternehmen gedroht. "Der einfachste Weg, in unserem Haushalt Milliarden und Milliarden Dollar einzusparen, ist, Elons Regierungs-Subventionen und -Verträge zu kündigen", schrieb der Präsident.

"Ich habe noch nie gesehen, dass zwei Menschen dieses Kalibers sich so bösartig streiten", sagt Chaim Siegel, Chefanalyst bei dem New Yorker Finanzdienstleister Elazar Advisors. "Das kann für keine Seite gut sein."

Die Reaktion der Börsen folgte prompt: Die Tesla-Aktie brach gestern um rund 14 Prozent ein und löschte damit über 150 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung aus - der größte Wertverlust in der Geschichte der Tesla-Aktie. Der Kurssturz des Elektroauto-Pioniers zog auch die großen Indizes wie den S&P 500, den Nasdaq 100 und den Nasdaq Composite in die Tiefe - hier hat die Tesla-Aktie ein großes Gewicht.

Heute erholte sich der Titel in New York aber erst einmal wieder um 3,67 Prozent. Musks Engagement für Trump hatte das Unternehmen zuletzt stark belastet und für sinkende Absatzzahlen gesorgt. Gleichwohl ging die Schlammschlacht zwischen Trump und Musk heute weiter.

DAX legt Rallypause ein

Die DAX-Anleger sind zum Wochenschluss keine größeren Risiken mehr eingegangen. Zu Bestmarken reichte es nicht, der deutsche Leitindex bleibt damit aber in Reichweite seines erst gestern markierten Rekordhochs bei 24.479 Punkten. Er bewegte sich heute in einer engen Bandbreite zwischen 24.214 und 24.340 Punkten und ging am Ende bei 24.304 Punkten um 0,1 Prozent leicht tiefer aus dem Handel. Der gestrige Schlusskurs lag bei 24.323 Zählern.

Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor stärker 0,84 Prozent und fiel wieder unter die Marke von 31.000 Punkten. Trotz des Pfingstfeiertages wird an der Frankfurter Börse am Montag gehandelt, es ist allerdings von geringeren Umsätzen auszugehen.

Im Ausblick bleibt das Gebahren von Präsident Trump und seiner Zollpolitik natürlich an erster Stelle der Themenliste der Börsen und sorgt dort immer wieder für Nervosität und Unsicherheit. Gleichzeitig hält es aber auch die Erwartungshaltung hoch, dass es doch noch zu einer tragfähigen Einigung kommen wird und da kann es sich eben kein Anleger leisten, abseits zu stehen. Kursrückgänge sind daher im DAX immer wieder zu Zukäufen genutzt worden, von stärkerer Abgabeneigung ist trotz allem nichts zu spüren.

Die Luft könnte dünner werden für den DAX

Nach der überlegenen Kursentwicklung in dieser Woche mit einem Kurszuwachs beim DAX von weiteren knapp 1,3 Prozent werden viele Experten aber nunmehr etwas vorsichtiger. Es mehren sich die Stimmen, dass die Luft knapper wird für den deutschen Leitindex. Dieser hat im laufenden Jahr schon um 22 Prozent zugelegt hat und damit andere wichtige Indizes weltweit klar in den Schatten gestellt.

Während der DAX sein Rekordhoch gestern auf fast 24.500 Punkte hochgeschraubt hat, kann der US-Leitindex Dow Jones in diesem Jahr noch nicht einmal Gewinne aufweisen.

"Der DAX ist seit einigen Monaten außer Rand und Band", schrieb heute der DZ-Bank-Analyst Sören Hettler in einem Strategiepapier. Der Index bewege sich mittlerweile im "teuren" Bereich und berge daher zunehmende Rückschlagrisiken. Stolpersteine gebe es reichlich, allen voran ausgehend von der Politik des US-Präsidenten Donald Trump.

Nahles: US-Zollpolitik kostet 90.000 Jobs

Stolpersteine hat auch die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles ausgemacht, angesichts der Trumpschen Zollpolitik. Sie geht von dramatischen Folgen der US-Handelspolitik für den deutschen Arbeitsmarkt aus. "Wir müssen davon ausgehen, dass uns die Zölle 90.000 Jobs binnen eines Jahres kosten", sagte Nahles der Süddeutschen Zeitung laut Vorabmeldung von heute.

"Das Problem ist dieser Mangel an Planbarkeit, das schadet uns massiv", fuhr Nahles fort. "Das hindert die Unternehmen daran, Investitionen zu tätigen, Menschen einzustellen und auszubilden." Sie fügte hinzu: "Die erratische Handelspolitik der USA belastet den deutschen Arbeitsmarkt."

Keine neuen Zinssignale

Die US-Jobdaten waren am Nachmittag natürlich auch auf dem heimischen Parkett ein wichtiges Thema. Auf den ersten Blick falle der US-Arbeitsmarktbericht für den Mai stark aus, konstatierte Analyst Thomas Altmann von QC Partners in einer ersten Reaktion. Der zweite Blick offenbare jedoch, dass die Werte für März und April nach unten revidiert worden seien. Damit sei der aktuelle Bericht zwar solide, aber kein Grund zur Freude. Und er zeige keine sehr starke Dynamik am US-Arbeitsmarkt.

"Der Arbeitsmarktbericht Mai liefert der US-Notenbank Fed keine Vorlage, um in Bälde zu Leitzinssenkungen zu schreiten. Dagegen spricht auch der beschleunigte Anstieg der Stundenlöhne", so Dirk Chlench von der LBBW.

Die Fed beließ den Leitzins zuletzt im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent. Der nächste Zinsentscheid steht am 18. Juni an. Das US-Konjunkturbild hat sich laut Fed zuletzt leicht eingetrübt, wie jüngst aus dem "Beige Book", dem Konjunkturbericht der Fed, hervorging.

Dollar macht etwas Boden gut

Der Euro hat anfänglich höhere Verluste gegen den Dollar zwar mittlerweile aufgeholt, neigt aber weiterhin zur Schwäche. Dies auch weil die US-Arbeitsmarktdaten keine unmittelbaren Hinweise auf Zinssenkungen bieten. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 4,2 Prozent.

Zuletzt gab der Euro im US-Handel knapp 0,4 Prozent nach auf 1,1396 Dollar. Insgesamt hat der Euro seine deutlichen Kursgewinne vom Donnerstag, als die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, das Ende des geldpolitischen Zyklus angedeutet hatte, fast wieder komplett abgegeben. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1411 (Donnerstag: 1,1423) Dollar fest.

Gebremst wurde der Euro zum Wochenschluss auch durch schwache Konjunkturdaten aus Deutschland. Der eskalierende Zollstreit mit den USA hat die deutsche Exportwirtschaft und die deutsche Industrieproduktion im April gebremst.

Rheinmetall am DAX-Ende

Unter den Einzelwerten tendierten Rüstungswerte nach den starken Avancen zuletzt schwächer. Rheinmetall hielten im DAX am Ende die rote Laterne. Die unmittelbare Tendenz dürfte weiter von Fortschritten bei den Verhandlungen um ein Ende des Ukraine-Krieges bestimmt werden.

Gewinne und Verluste gingen ansonsten quer durch alle Branchen. Tagesbester waren Hannover Rück, auch Infineon stiegen im Sog der steigenden Nasdaq.

Renk und Hensoldt rutschen ans MDAX-Ende

Nach einer Herunterstufung bildeten Renk- und Hensoldt die Schlusslichter im MDAX. Die Aktien des Panzergetriebe-Herstellers, dessen Kurs sich seit Jahresbeginn mehr als vervierfacht hat, fielen um 6,0 Prozent. Die Analysten von Exane BNP Paribas haben die Titel auf "Underperform" von "Neutral" heruntergesetzt. Hensoldt gaben 6,4 Prozent nach und standen am MDAX-Ende.

VW unter Druck - Bericht über Investitionskürzungen

Die Aktien von Volkswagen sind am Nachmittag nach einem Medienbericht über Investitionskürzungen unter Druck geraten. Zuvor mit weniger als 0,9 Prozent im Minus liegend, weiteten sie ihren Abschlag auf bis zu 2 Prozent aus und schlossen letztlich 1,72 Prozent leichter. Auch die Titel der Sportwagentochter Porsche AG und der VW -Beteiligungsgesellschaft Porsche SE itten mit Abschlägen von bis zu zwei Prozent.

Die "Wirtschaftswoche" berichtete am Freitag über eine Vorstandssitzung, in der Finanzvorstand Arno Antlitz mit der Bekanntgabe umstrittener Investitionskürzungen für Entrüstung gesorgt habe. Besonders hart soll es demnach die Kernmarke VW mit ihren Investitionen bis 2030 treffen.

Deren Marken-Chefs sollen noch in der Runde gesagt haben, dass ihre Renditeziele damit nicht erreichbar seien. Die Premium-Tochter Audi ist dem Bericht zufolge auch vom Rotstift betroffen. Wie es unter Berufung auf Teilnehmer hieß, soll im Investitionsplan das geplante US-Werk von Audi nicht berücksichtigt sein.

Fraport-Aktie auf Drei-Jahres-Hoch

Dagegen waren Fraport-Aktien nach einer Hochstufung gefragt und stiegen auf den höchsten Stand seit Februar 2022. Die Analysten der Deutschen Bank strichen die Verkaufsempfehlung für die Titel und setzten die Bewertung hoch auf "Hold". Risiken wie zum Beispiel der mangelnde Kapazitätsausbau der Fluggesellschaften seien bereits bekannt, heißt es in der Kurzstudie.

Broadcom muss Tribut zollen

Nach dem jüngsten Rekordlauf der Aktien von Broadcom reicht den Anlegern heute auch ein positiver Quartalsausblick des Halbleiterkonzerns zunächst nicht mehr aus. An der US-Technologiebörse Nasdaq fiel der Aktienkurs zuletzt um 3,3 Prozent auf 251,23 Dollar. Am Mittwoch hatten sie mit 265,43 Dollar eine weitere Bestmarke aufgestellt. Seit dem Zwischentief Anfang April hatten sich die Titel im Wert nahezu verdoppelt.

Broadcom übertraf mit dem Ausblick auf das laufende Quartal die durchschnittliche Markterwartung knapp. Der Konzern geht von Erlösen von rund 15,8 Milliarden Dollar aus. Allerdings gab es unter den Experten auch deutlich zuversichtlichere Schätzungen, die um bis zu 1 Milliarde Dollar höher lagen. Broadcom gehört wie Nvidia in den Augen vieler Anleger zu den großen Profiteuren des Ausbaus von KI-Rechenzentren.

Delta Air Lines warnt vor Folgen der US-Zölle

Delta Air Lines hat vor gravierenden Folgen der US-Zollpolitik für die amerikanische Fluglinie und ihre Kunden gewarnt. Die erwogenen Zölle auf importierte Flugzeuge und Teile könnten die Fluggesellschaft dazu zwingen, keine weiteren Flugzeuge aus ausländischer Produktion zu kaufen und Flüge zu streichen. Delta hat eigenen Angaben zufolge 2023 und 2024 insgesamt 47 Jets von Airbus erhalten.

UBS kritisiert Schweizer Politik-Vorgaben

Die schweizerische Großbank UBS übt heftige Kritik an einzelnen Maßnahmen des Bundesrats zur Stabilisierung der Banken. Sie lehnt die vorgeschlagene Erhöhung der Kapitalanforderungen "entschieden" ab. Denn diese sei "extrem", teilte UBS am Freitagabend in Zürich mit. Die Änderungen würden zu Kapitalanforderungen führen, die weder verhältnismäßig noch international abgestimmt seien.

Bei einer Umsetzung müsste UBS rund 42 Milliarden Dollar an zusätzlichem harten Kernkapital (CET1) vorhalten. Davon würden 24 Milliarden bei UBS AG anfallen und zusätzliche 18 Milliarden wären für die übernommene Credit Suisse nötig, hieß es weiter.

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