Erneut hat es bei russischen Luftangriffen auf die Ukraine in der Nacht Tote und Dutzende Verletzte gegeben. In der ostukrainischen Stadt Charkiw wurden Medienberichten zufolge bei einem heftigen Drohnenangriff mindestens zwei Menschen getötet, mehr als 50 Menschen wurden verletzt.

Die Attacke folgt auf eine Reihe massiver Luftangriffe der vergangenen Tage. Vor diesem Hintergrund treibt die EU neue Sanktionen gegen Russlands Ölsektor voran. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert die westlichen Industrieländer dabei auf, ihre Preisobergrenze für russisches Öl zu halbieren.

Die Öl-Preisobergrenze soll Russlands Einnahmen aus Ölexporten begrenzen, ohne die weltweite Energieversorgung zu gefährden. Westliche Staaten dürfen russisches Öl nur kaufen, wenn der Preis diese Obergrenze nicht überschreitet.

Kinder unter den Verletzten

Erst in der Nacht zum Montag hatte Russland die benachbarte Ukraine mit dem seit Kriegsbeginn zahlenmäßig größten Drohnenangriff überzogen. Vor wenigen Tagen war auch der bislang heftigste Angriff auf Charkiw mit mehreren Toten und zahlreichen Verletzten gemeldet worden.

Bei den neuerlichen Angriffen diese Nacht waren unter den Verletzten auch acht Kinder, wie das Portal „Kyiv Independent“ unter Berufung auf den Bürgermeister Ihor Terechow meldete. Er berichtete etwa von getroffenen Wohnhäusern, Spielplätzen und Geschäften sowie einem größeren Brand. Der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine zufolge wurden auch Gebäude von Unternehmen beschädigt.

EU stellt neue Sanktionen vor – Selenskyj fordert mehr

Die Preisobergrenze für russisches Öl liegt derzeit bei 60 Dollar pro Barrel. Selenskyj will diese halbieren. „Jeder unserer Partner weiß, welcher Preisdeckel nötig ist – 30 Dollar (pro Barrel), nicht mehr“, sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. Selenskyj bezog sich auf den Vorschlag der EU-Kommission, die Preisobergrenze auf 45 Dollar zu senken.

Die Halbierung würde nach Ansicht Selenskyjs Russland tatsächlich unter Druck setzen, Frieden zu suchen. Andere Motive verstehe Moskau nicht. Er sei im Bilde darüber, dass der Westen derzeit über einen Preiskompromiss verhandle. „Schluss mit den Kompromissen gegenüber Russland“, jeder dieser Kompromisse verzögere den Frieden, sagte Selenskyj.

Die EU-Kommission hatte zuvor neue Sanktionen gegen Russland vorgeschlagen, die den Energie- und Bankensektor der Atommacht treffen sollen. Allerdings müssen die Mitgliedsländer den Maßnahmen noch zustimmen. Die Regierung der Slowakei hat schon Widerstand gegen das 18. Sanktionspaket angekündigt. Bratislava stört sich am geplanten Aus für den Import von Gas, Öl und Kernbrennstoffen.

G-7-Treffen gilt als richtungsweisend

„Die Ölpreisobergrenze ist eine Maßnahme der G-7-Koalition, daher werden wir Ende dieser Woche oder Anfang nächster Woche beim G-7-Gipfel in Kanada darüber beraten, wie wir gemeinsam vorgehen wollen“, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Das Gipfeltreffen der sieben westlichen Industrienationen (G 7) findet am 15. bis 17. Juni in Kanada statt. Mitglieder der „Gruppe der Sieben“ sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA. Auch US-Präsident Donald Trump wird erwartet.

Ukraine und Russland tauschen zweite Gruppe Kriegsgefangener aus

Gut eine Woche nach den Waffenruhegesprächen in Istanbul tauschten Russland und die Ukraine nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten erneut Kriegsgefangene aus. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, dass gemäß den russisch-ukrainischen Vereinbarungen vom 2. Juni in Istanbul „die zweite Gruppe russischer Soldaten zurückgekommen“ sei. Weder zum Ort des Austauschs noch zur genauen Anzahl der Soldaten machten Moskau und Kiew zunächst nähere Angaben.

Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte, mit dem Austausch am Dienstag seien „unsere verletzten und schwer verwundeten Krieger aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt“. Der Austausch, der am Montag begonnen hatte, werde fortgesetzt. „Wir tun alles, was wir können, um jede einzelne Person, die sich in Gefangenschaft befindet, zu finden und zurückzubringen.“

Bei dem Gefangenenaustausch vom Dienstag handelt es sich um die zweite Stufe einer Vereinbarung, die bei Gesprächen zwischen Kiew und Moskau bei den jüngsten Verhandlungen in Istanbul vor gut einer Woche getroffen worden war. Die Vereinbarung verpflichtet beide Seiten zur Freilassung von mehr als tausend Gefangenen.

Konkret sah die Absprache vor, dass alle verletzten Soldaten und alle unter 25 Jahren ausgetauscht würden, auf jeder Seite mehr als tausend Soldaten. Russland hatte zudem zugesagt, die Überreste von 6000 getöteten ukrainischen Soldaten zu übergeben.

Es wäre demnach der größte Gefangenenaustausch seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022. Allerdings schien die Vereinbarung in den vergangenen Tagen infrage zu stehen, da beide Seiten sich gegenseitig beschuldigten, den Austausch zu vereiteln.

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