Jeder vierte Zugewanderte denkt laut einer Studie darüber nach, Deutschland wieder zu verlassen. Vor allem gut Ausgebildete haben solche Pläne. Betroffen sind Branchen wie IT, Finanz- und Versicherungsdienstleistung.
Rund 26 Prozent der nach Deutschland eingewanderten Personen erwägen dauerhaft auszureisen. Drei Prozent, also 300.000 Menschen, haben bereits konkrete Auswanderungspläne, wie aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Basis einer repräsentativen Online-Befragung von Eingewanderten in Deutschland hervorgeht.
Als Hauptursachen für ihre Absichten nennen die Befragten politische Unzufriedenheit, persönliche Gründe, steuerliche Belastungen und Bürokratie. Besonders Migrantinnen und Migranten aus Europa möchten in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Polen wird am häufigsten als Zielland der Ausreisewilligen genannt, gefolgt von Rumänien. Auch einige europäische Nicht-EU-Staaten wie die Türkei und die Ukraine gehören zu den häufigen Auswanderungszielen. "Bei Weiterwanderung stehen die Schweiz, die USA und Spanien im Fokus", teilte das IAB mit.
Eine knappe Mehrheit der Eingewanderten (57 Prozent, rund 5,7 Millionen Personen) plant dagegen, dauerhaft in Deutschland zu bleiben.
Vor allem gut Ausgebildete haben Abwanderungspläne
"Gerade die für Erwerbs- oder Bildungszwecke zugezogenen, besser gebildeten, wirtschaftlich erfolgreicheren sowie sprachlich besser integrierten Migranten denken überdurchschnittlich häufig über eine Ausreise nach oder äußern konkrete Abwanderungspläne", erklärte IAB-Forscher Lukas Olbrich - "also genau jene, die Deutschland dringend für die Fachkräftesicherung benötigt".
Besonders betroffen seien die "wissensintensiven Dienstleistungsbranchen" wie IT, Finanz- und Versicherungsdienstleistung. Hier sagten laut der Studie zwischen 30 und 39 Prozent der befragten Migranten, dass sie Deutschland womöglich den Rücken kehren wollten.
Die genannten Hauptgründe für Auswanderungspläne äußerten sowohl Arbeitsmigranten als auch sogenannte Bildungs- und Familienzuwandernde. "Geflüchtete nennen zusätzlich Diskriminierungserfahrungen als wichtigen Grund", so die Forscher.
"Abwanderungsabsichten entstehen nicht zufällig"
Für Menschen, die in ihr Herkunftsland zurückkehren möchten, stehen laut der Studie besonders soziale Faktoren im Vordergrund. Die am häufigsten genannten Gründe für eine Rückkehr sind demnach persönliche Bindungen an Partner, Familienangehörige und Freunde. Für diejenigen, die in ein anderes Land als ihr Herkunftsland abwandern wollen, sind auch berufliche Motive und die wirtschaftliche Lage im Zielland wichtig.
"Abwanderungsabsichten entstehen nicht zufällig", erläuterte IAB-Forscherin Katia Gallegos-Torres. "Sie sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels individueller Motive, persönlicher Merkmale wie Geschlecht, Alter und Bildung, der sozialen und wirtschaftlichen Integration sowie der gesellschaftlichen Akzeptanz."
Für die Studie wurden zwischen Dezember 2024 und April 2025 den Angaben zufolge rund 50.000 Migrantinnen und Migranten online befragt.
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