Der ehemalige iranische Kronprinz Reza Pahlavi fordert das iranische Volk erneut auf, die Islamische Republik und deren Regime zu stürzen. „Das ist unser Berliner-Mauer-Moment“, sagte Pahlavi am Montag auf einer Pressekonferenz in Paris. Alle Anzeichen sprächen dafür, dass das Regime kurz vor dem Zusammenbruch stünde. Er habe sichere Informationen darüber, so Pahlavi weiter, dass Ajatollah Ali Chamenei und sein engster Kreis bereits die Flucht vorbereite.

Sein Sprecher kündigte den 64 Jahre alten Exil-Oppositionellen als Kronprinzen Reza Pahlavi an. Der Sohn des früheren Schahs hat nach dessen Sturz den Iran mit 18 Jahren verlassen und seither das Land nie wieder betreten. Sein Appell an die Iraner ist auch einer an die westlichen Demokratien. Kein Staat dürfe das Regime weiter unterstützten, nur ein Regimesturz werde die Region langfristig befrieden können.

Iran stehe am Scheideweg, aber Pahlavi hofft, dass ein Blutbad vermieden werden könne und ein friedlicher Übergang möglich sei. Dafür müsse auch der Westen sorgen, indem er klar gegen das Regime Position bezieht. Appeasement hält er für falsch, weil die erfolgreiche Bombardierung der atomaren Produktionsstätten keine Garantie dafür sei, dass sich das Regime nicht wiederbewaffne oder sich eine Atombombe kaufe.

Auf die Frage, ob er die Bombardierung der Atomanalagen und die jüngsten Angriffe auf ein Hauptquartier der Revolutionswächter und das berüchtigte Evin-Gefängnis gutheiße, antwortete Pahlavi, dies seien „positive Elemente“. Alles helfe, was das Regime schwäche.

Letzteres fürchte sich nicht vor den USA oder Israel, sondern vor dem Aufstand des Volkes. Deshalb seien auch Internetverbindungen und sogar Telefonleitungen gekappt worden. „Dies ist kein Krieg gegen das Volk, sondern gegen das Regime“, so Pahlavi. „Dem iranischen Volk wird dadurch geholfen“, die Angriffe bezeichnete er als „eine Chance für das Volk“.

Pahlavi kündigte an, in den nächsten Tagen einen „Nachrichtenkanal für Militär- und Sicherheitsleute sowie das Personal der Polizei“ schaffen zu wollen, mit dessen Hilfe man sich direkt mit ihm in Verbindung setzen könne. „Es gibt eine stetig wachsende Zahl von Nachrichten von Leuten, die mit dem Regime brechen und sich uns anschließen wollen“, sagte er in Paris.

Pahlavi betonte, er stehe mit vielen Menschen im Irak im Kontakt. Militärs suchten das Gespräch mit ihm genauso wie Fabrikarbeiter oder Mütter, die aus der Hauptstadt Teheran fliehen. „Die Mehrheit der Iraner ist für den Sturz des Regimes“, so Pahlavi.

Nach 45 Jahren im Exil sieht er sich als Mann einer zukünftigen Übergangsregierung. Er strebe keine politische Macht an, betonte er, sehe sich aber „als Diener des iranischen Volkes“. Die Neugründung des Irans müsse folgende Prinzipien respektieren: territoriale Integrität, Freiheit, Gleichheit und die klare Trennung von Religion und Staat.

Wiederaufbauplan für den Iran

Man müsse den Umsturz allerdings antizipieren und die ersten Schritte für eine Demokratisierung vorbereiten. In einem „nationalen Gipfel“ werde man eine Roadmap für die demokratische Transition gemeinsam entwickeln müssen. Auch ein Referendum müsse man ins Auge fassen.

In den nächsten Tagen werde er ebenfalls einen wirtschaftlichen Wiederaufbauplan für die ersten 100 Tage veröffentlichen, an dem zahlreiche Experten und Investoren mitgearbeitet hätten. Der Iran biete „ein hohes Investitions- und Wachstumspotential“.

Dem britischen Regierungschef Keir Starmer und dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron riet Pahlavi, sich nicht vom Regime einschüchtern zu lassen. Sie sollten dem iranischen Volk und dessen Bestreben nach Freiheit vertrauen. Auf Friedrichs Merz Urteil, die Amerikaner machten die „Drecksarbeit für uns“, ging er nicht ein.

Pahlavi zeigte sich außerordentlich optimistisch. Im Gegensatz zu den Aufständen der vergangenen zehn Jahre, die allesamt niedergeschlagen wurden, sei das Regime dieses Mal „entmannt worden“, so Pahlavi. „Es steht vor dem Zusammenbruch.“ Wenn das Regime der Ayatollah überlebte, wäre das für die Menschen im Iran fatal. Das Regime würde sich am Volk rächen. Bereits jetzt seien Oppositionelle ohne Prozess hingerichtet worden.

Martina Meister berichtet im Auftrag von WELT seit 2015 als freie Korrespondentin in Paris über die französische Politik.

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