Leica-Kameras sind begehrt und genießen bei Fotografen einen legendären Ruf. Das Unternehmen dahinter ist hochprofitabel. Trotzdem tut es sich beim Personal schwer.

Auch im teuren Produktionsland Deutschland lassen sich mit Luxusgütern noch sehr gutes Geschäfte machen. Voraussetzung dafür sind ein gut gepflegtes Image und das Versprechen hoher Qualität - wie das Beispiel des Herstellers Leica zeigt. Trotz massenhafter Fotografie mit Smartphones macht Leica mit teuren Kameras soviel Umsatz wie nie zuvor.

"Die Qualität des Images ist der wesentliche Wert", sagte Unternehmenschef Matthias Harsch bei einer Feier zu "100 Jahre Leica" am Stammsitz im mittelhessischen Wetzlar. Bei der Produktqualität liege Leica weit vorn; nur ganz wenige Kameras würden reklamiert.

Hoher Gewinn, hohe Rendite

Weit vorn liegt die Firma auf jeden Fall bei der Profitabilität. Der letzte im Bundesanzeiger veröffentlichte Jahresabschluss der Leica Camera AG nennt einen Umsatz von 385 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023/24. Nach Abzug von Kosten und Abschreibungen blieben rund elf Prozent des Umsatzes als Betriebsgewinn übrig. Zusammen mit zahlreichen Tochterunternehmen wird ein Konzernumsatz mit 614 Millionen gemeldet.

Jenseits der gesetzlich geforderten Angaben im Bundesanzeiger veröffentlicht das Privatunternehmen Leica nur wenige konkrete Geschäftszahlen, die noch dazu schwer einzuordnen sind. Das Management spricht von einer "Leica Camera Group", die nur einen Teil des Konzerns umfasst und für die es keine amtlichen Zahlen gibt. Ein Pressesprecher sagt, der Gruppen-Umsatz sei von 554 Millionen im Geschäftsjahr 2023/24 auf knapp 600 Millionen im jüngst abgelaufenen Geschäftsjahr gestiegen.

Wurzeln im 19. Jahrhundert

Die Geschichte des Unternehmens reicht tief ins 19. Jahrhundert. 1869 kaufte Ernst Leitz einen kleinen Hersteller von Mikroskopen in Wetzlar. Ernst Leitz entwickelte sowohl die optische Kompetenz als auch die feinmechanische. Denn die beste Optik nutzt wenig, wenn sie nicht genau geführt, fixiert und eingestellt werden kann - jenseits von Schwankungen durch Feuchtigkeit, Luftdruck und Erschütterungen. "Es ist nicht einfach, Dinge in hundertsten Millimetern aus Metall zu machen", sagte Aufsichtsratchef Andreas Kaufmann bei der Jubiläumsfeier. Anlass des Festes war die bei der Leipziger Frühjahrsmesse 1925 erstmals präsentierte Leitz Camera, kurz: Leica.

Vor 40 Jahren wurde der frühere Leica-Konzern gespalten. Es entstanden drei unabhängige Unternehmen. Eines war die Leica Camera AG. Vor 20 Jahren übernahm die österreichische Unternehmerfamilie Kaufmann das Unternehmen. Seit 2011 ist die amerikanische Investmentgesellschaft Blackstone mit 45 Prozent an Leica Camera beteiligt. Veröffentlichte Jahresabschlüsse zeigen, dass sich die Eigentümer den jährlichen Gewinn im Wesentlichen auszahlen lassen. Außerdem haben sie dem Unternehmen hochverzinsliche Kredite gegeben.

Heute präsentiert sich Leica auf einem neuen Campus vor den Toren Wetzlars mit Verwaltung, Fabriken, eigenem Hotel, einem Museum und Gastronomie. Rund 850 Menschen arbeiten dort. Noch einmal so viele produzieren am Standort in Portugal. Aufsichtsratschef und Eigentümer Andreas Kaufmann sagte, zu Optik und Feinmechanik sei noch eigene Kompetenz in der Elektronik gekommen. Leica entwickle seine Technik nach wie vor selbst.

Eigene Läden

Früher wurde nur über den Fachhandel verkauft. Mit dem Einstieg der österreichischen Unternehmerfamilie begann Leica, seine Produkte auch selbst direkt zu verkaufen. Ein Manager des französischen Luxuskonsumgüter-Unternehmens Hermès half den Wetzlarern auf die Sprünge. Heute betreibt Leica weltweit 120 Läden unter eigener Regie - neuerdings können auch die Reichen aus den früheren sowjetischen Kaukasusstaaten in ihren Hauptstädten direkt bei Leica kaufen.

Asien ist nach Europa und weit vor Nordamerika der wichtigste Markt. Fürs Image sind auch professionelle Fotografen wichtig, von denen zur 100-Jahr-Feier mehrere ihre Begeisterung teilten. In weltweit 28 Leica-Galerien werden Profifotos ausgestellt.

Ein Industriecluster in Wetzlar

Die Industrie- und Handelskammer berichtet, dass die insgesamt 50 Optikunternehmen in und um Wetzlar gut eine Milliarde Euro Jahresumsatz einsammeln. In Mittelhessen ist ein sogenanntes "Cluster" gewachsen: Unternehmen haben sich von Leica abgespalten, Mitarbeiter machten sich selbständig, Konkurrenten und Unternehmen aus verwandten Branchen siedelten sich an, um Personal abzuwerben. Über Generationen wurde Verständnis für besonders sorgfältige, exakte Arbeit an kleinsten Bauteilen tradiert.

Doch auch Branchenführer Leica tut sich beim Personal mittlerweile schwer. In der Heimatregion sei starker Wettbewerb um qualifiziertes Personal spürbar, heißt es im Geschäftsbericht. Der Hinweis auf "stark monetär geprägte Maßnahmen" umschreibt, dass die Belegschaft mehr haben will. Die Verbundenheit zu Arbeitgebern nehme in der jüngeren Generation ab.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.