Wegen des Umgangs der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit dem Thema Kirchenasyl ist der SPD-Politiker Christian Lange einem Medienbericht zufolge aus der Kirche ausgetreten. Der 61-Jährige, der bis 2021 parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium war, kritisierte die kirchliche Praxis demnach als Missachtung rechtsstaatlicher Entscheidungen. In einem Brief an Bischöfin Kirsten Fehrs und die Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese (SPD) sprach er von einem „Signal, das ich als Demokrat und Jurist nicht hinnehmen kann“. Das berichtet „Bild“.

Hintergrund des Protests ist ein Fall von Mitte Juni, bei dem drei somalische Staatsangehörige nach mehrmaliger Zurückweisung an der polnischen Grenze Kirchenasyl erhielten. Der Berliner Bischof Christian Stäblein hatte die Männer persönlich getroffen und das Kirchenasyl als „Dienst für die Gesellschaft“ bezeichnet. Es erinnere an das Fundament der Barmherzigkeit.

Lange sieht das anders. Das Kirchenasyl konterkariere die Entscheidungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sowie die Urteile unabhängiger Gerichte. Im Jahr 2024 habe es 2386 gemeldete Kirchenasylfälle gegeben – lediglich in einem Fall habe das Bamf einen Härtefall anerkannt.

Zudem stört sich SPD-Politiker Lange dem Bericht nach an politischen Äußerungen der EKD. Insbesondere während des Bundestagswahlkampfs 2025 hätten sich Vertreter der Kirche, vor allem Bischof Stäblein, zu Gesetzesvorhaben geäußert und vor Mehrheiten mit Beteiligung von „Rechtsextremen“ gewarnt. Dies könne, so Lange, unbeabsichtigt zur Stärkung der politischen Ränder beitragen.

Die Folge für Lange: Nach lebenslanger Mitgliedschaft verlässt er die Kirche. Damit reiht er sich ein in eine wachsende Zahl von Menschen, die den Kirchen den Rücken kehren. Allein im Jahr 2024 traten rund 345.000 Personen aus der Evangelischen Kirche aus; im Jahr zuvor waren es rund 380.000. Von den insgesamt 37,8 Millionen Kirchenmitgliedern in Deutschland sind etwa 18 Millionen evangelisch.

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