Während die Tech-Rally weitergeht, taten sich die Standardwerte des Dow Jones zur Wochenmitte schwer. Der DAX konnte sich trotz der schwelenden Zollsorgen etwas stabilisieren.

Die US-Börsen haben sich zur Wochenmitte uneinheitlich präsentiert. Während der marktbreite S&P-500-Index mit einem neuen Rekordstand aufwarten konnte, stand der Dow Jones leicht unter Druck und ging 0,02 Prozent tiefer bei 44.484 Punkten aus dem Handel.

Die Standardwerte reagierten empfindlich auf enttäuschende Daten vom US-Arbeitsmarkt. Nach Berechnungen des Dienstleisters ADP hat die US-Privatwirtschaft im Juni entgegen dem erwarteten Aufbau Stellen abgebaut. Die Beschäftigungslage spielt eine wichtige Rolle für die US-Geldpolitik. Der offizielle Arbeitsmarktbericht der US-Regierung wird bereits morgen veröffentlicht, da die Vereinigten Staaten am Freitag ihren Unabhängigkeitstag feiern.

Anders als die anderen großen Indizes verharrt der Dow Jones noch weit unter seinem Rekordstand aus dem vergangenen Dezember bei 45.014 Punkten.

Die Technologietitel setzten ihre Rally fort. Der Nasdaq 100 schloss 0,73 Prozent höher bei 22.641 Punkten. Händler begründeten dies auch mit dem Handelsabkommen mit Vietnam.

"Big Beautiful Bill" gut für Aktien, schlecht für Anleihen

Im Blick haben Investoren auch Trumps geplantes Steuer- und Ausgabenpaket, das nach der Zustimmung im Senat wegen der zahlreichen Änderungen noch einmal zurück ins Repräsentantenhaus muss. Einerseits hoffen viele Marktteilnehmer auf positive Effekte wegen der verlängerten Steuererleichterungen.

Kritiker verweisen dagegen auf eine massive Beschleunigung der US-Verschuldung, was den Anleihemarkt zu belasten droht. Die Haushaltsexperten des Kongresses schätzen, dass das Haushaltsdefizit in den nächsten zehn Jahren um mehr als zwei Billionen Dollar steigen wird, wenn es keine wesentlichen Änderungen bei dem Gesetz gibt.

DAX etwas stabilisiert

Nach zwei Tagen mit deutlichen Verlusten konnte sich der DAX zur Wochenmitte leicht erholen. Der deutsche Leitindex schloss 0,49 Prozent höher bei 23.790 Punkten. Viel mehr als eine technische Reaktion auf die vorherigen Verluste konnten die Marktteilnehmer aber nicht ausmachen. Immerhin konnte der DAX damit aber die gleitende 21-Tage-Linie bei etwas unter 23.745 Punkten wieder überwinden. Diese Linie signalisiert den kurzfristigen Trend.

Zwischenzeitlich hatten die enttäuschenden ADP-Daten vom US-Arbeitsmarkt den DAX sogar leicht ins Minus gedrückt.

Sorgen wegen Trump-Zöllen

Auch die Sorgen angesichts des nahenden Fristendes für die von Donald Trump geplanten Zölle begrenzten die Kursgewinne.

Der US-Präsident hatte sich zuletzt widersprüchlich geäußert, ob die Frist vom 9. Juli für die Aushandlung eines Handelsabkommens mit der EU möglicherweise verlängert wird. Am Donnerstag startet die nächste Verhandlungsrunde mit EU-Vertretern in Washington. "Noch überwiegt die Erwartung, dass Trump jetzt noch einmal Druck macht und ihn dann wieder herausnimmt, um einen Deal anzustreben", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets.

Zur Vorsicht mahnt das Beispiel Japan: So hatte Trump erst gestern eine Verlängerung der Frist vom 9. Juli explizit ausgeschlossen. Er bezweifelte erneut, dass mit Japan eine Einigung erzielt werde. Dagegen verkündete der Präsident einen "Deal" mit Vietnam.

Euro wieder unter 1,18 Dollar

Nach seinem jüngsten Höhenflug gab der Euro etwas nach und verlor am späten Abend 0,1 Prozent auf 1,1797 Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung war gestern erstmals seit vier Jahren über die Marke von 1,18 Dollar gestiegen.

Die vermeintliche Euro-Stärke ist allerdings in erster Linie eine Dollar-Schwäche. Der US-Devise hatten zuletzt Zinssenkungsfantasien und Spekulationen zugesetzt, Trump könnte mit der Nominierung eines Nachfolgers für die US-Notenbank einen "Schatten-Fed-Chef" ernennen und den amtierenden Notenbank-Präsidenten Jerome Powell zur "lahmen Ente" machen.

Goldpreis nimmt Fahrt auf

Am Abend kam Bewegung in den Goldpreis. Im späten Geschäft wurde die Feinunze 0,6 Prozent höher bei 3.358 Dollar gehandelt. Wie Finanzanalyst Dimitri Speck von Seasonax betonte, beginnt nun eine günstige saisonale Phase für das Edelmetall.

Ölpreise ziehen wieder an

Am Rohstoffmarkt legten die Ölpreise deutlich zu. Der Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee zog um 2,5 Prozent auf 68,88 Dollar je Barrel (159 Liter) an. Dabei sind die Ölreserven in den Vereinigten Staaten in der vergangenen Woche unerwartet und deutlich gestiegen. Die Rohölvorräte zogen um 3,8 Millionen auf 419,0 Millionen Barrel an. Analysten hatten im Schnitt mit einem weiteren Rückgang gerechnet.

Tesla mit weiterem Absatzrückgang

Im US-Geschäft konnte die Tesla-Aktie deutlich zulegen. Der Elektroautohersteller hat im zweiten Quartal erneut weniger Fahrzeuge ausgeliefert. Die Auslieferungen sanken im Jahresvergleich um 13,5 Prozent auf 384.122 Autos. Allerdings war das weitgehend so erwartet worden: Die mittlere Expertenschätzung lag nur etwas unter der Auslieferungszahl. Zudem steigerte der Konzern die Produktion deutlicher als gedacht.

Microsoft streicht erneut Tausende Arbeitsplätze

Microsoft streicht zum zweiten Mal in weniger als zwei Monaten Tausende Arbeitsplätze. Die Kürzungen sollen weniger als vier Prozent der Belegschaft treffen, wie der Software-Riese mitteilte. Eine genaue Zahl wurde nicht genannt. Ende Juni 2024 hatte Microsoft rund 228.000 Beschäftigte, davon 126.000 in den USA. Im Mai sprach Microsoft vom Abbau von weniger als drei Prozent der Belegschaft - und nannte ebenfalls keine konkrete Zahl. 

Microsoft hatte bereits Anfang 2023 rund 10.000 Jobs gestrichen. Bei großen Tech-Konzernen war die Belegschaft in der Corona-Pandemie stark gewachsen. Microsoft investiert gerade in großem Stil in Rechenzentren für Künstliche Intelligenz. Allein in dem noch Ende Juni abgeschlossenen Geschäftsjahr waren dafür Ausgaben von rund 80 Milliarden Dollar geplant.

JPMorgan beschließt üppigen Aktienrückkauf

Gefragt waren erneut die großen US-Banken. Nach den bestandenen Stresstests kündigten mehrere höhere Dividenden an. JPMorgan verkündete zudem ein 50 Milliarden Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm. Die Dividende soll für das dritte Quartal von zuletzt 1,40 auf 1,50 Dollar je Aktie steigen.

Autoaktien im DAX gefragt - BMW vorn

Zu den stärksten Werten im DAX gehörten die Aktien der Automobilkonzerne. Größter Kursgewinner war BMW mit einem Plus von 4,7 Prozent. Antreiber seien positive Analystenkommentare, sagte ein Händler. Demnach rechneten Experten der Schweizer Großbank UBS mit geringeren Auswirkungen der Zölle auf die Autobranche als zunächst befürchtet.

Wind- und Solaraktien im Aufwind

Von den in letzter Minute vorgenommenen Änderungen an Trumps Steuerpaket profitierten vor allem Unternehmen aus dem Sektor für Erneuerbare Energien. Titel des Windturbinenherstellers Vestas, der Windkraftanlagenbauers Nordex und des Solartechnikkonzerns SMA Solar waren stark gefragt.

Der wichtigste positive Aspekt für die Branche sei die Ausnahme von der Inbetriebnahmefrist zum Jahresende 2027, kommentierte JPMorgan nach Angaben eines Händlers. Damit würden Projekte, die in den nächsten zwölf Monaten beginnen und zumindest vor Mitte 2030 in Betrieb gehen, noch die volle Förderung erhalten.

Regierung macht Rückzieher bei U-Boot-Sparte von Thyssenkrupp

Die Bundesregierung will in absehbarer Zeit nicht bei der U-Boot-Sparte von Thyssenkrupp einsteigen. "Das ist nicht falsch", sagte ein Regierungsvertreter heute zu einem entsprechenden Bericht des Handelsblatts. Die Zeitung hatte berichtet, dass aktuell kein Einstieg bei der Thyssenkrupp-Marinetochter TKMS geplant sei. Der Mutterkonzern will das Unternehmen an die Börse bringen.

Daimler Truck lässt Lkw im Senegal montieren

Der Fahrzeughersteller Daimler Truck wird Lastwagen verschiedener Mercedes-Benz-Baureihen im westafrikanischen Senegal montieren lassen. Der schwäbische Hersteller unterstützt den Aufbau eines Montagewerks in dem westafrikanischen Staat und liefert dann nach dem Baukastenprinzip zerlegte Lkw, die dort wieder zusammengebaut werden.

BayWa gibt Startschuss für Kapitalerhöhung

Der angeschlagene Agrar- und Baustoffhändler BayWa will sich von seinen Aktionären bis zum Herbst die nötigen gut 200 Millionen Euro an frischem Eigenkapital für seine Sanierung beschaffen. Der Vorstand gab gestern den Startschuss für eine Kapitalerhöhung, mit der das Grundkapital verdreifacht werden soll.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.