- Sachsen-Anhalt fordert ein umfassenderes Konzept zur Tierhaltungskennzeichnung sowie eine EU-weite Lösung.
- Verbraucherschützer kritisieren die Blockade der Länder und warnen vor einem Rückschritt beim Tierschutz.
- In einer Umfrage zeigen sich Verbraucher gespalten – doch das Interesse an Tierwohllabeln wächst.
Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze stört sich schon lange am Tierhaltungskennzeichnungsgesetz. Er und seine Amtskollegen in anderen Ländern kritisierten die Pläne des ehemaligen Agrarministers Cem Özdemir für ein staatliches Tierwohllabel jahrelang. Es diene weder dem Verbraucherschutz noch dem Tierwohl, sagt der CDU-Politiker.
Stattdessen fordert er: "Ein ganzheitliches Konzept. Eine Kennzeichnung, sodass auch jeder weiß, was dahintersteckt – und zwar von der Geburt des Tieres an bis hin zur Schlachtung. Und nicht, dass man sagt: 'Wenn ein Ferkel importiert wird, interessiert uns nicht, was das Ferkel in den ersten 20 bis 25 Tagen für ein Tierwohl oder Nichttierwohl im Ausland hatte."
EU-weite Lösung gefordert
Dieses neue Konzept müsse dann mit den Bundesländern und den Landwirten abgestimmt werden – und: "Wir brauchen ein gesamteuropäisches Konzept. Es bringt doch nichts, wenn Deutschland wieder allein was auf den Weg bringt. Alle drumherum – egal, ob es die Niederländer, die Polen, die Österreicher oder die Dänen sind – haben dann wieder andere Regelungen." Schulze sieht es als Aufgabe der Bundesregierung, dafür zu sorgen, dass innerhalb der Europäischen Union die gleichen Maßstäbe gelten.
In diesem Punkt habe Schulze Recht, sagt Andreas Winkler. Man würde nichts gewinnen, wenn Deutschland eine bessere Tierhaltung hat und dann aber Fleisch aus schlechterer Haltung aus dem Ausland komme, so der Sprecher der Verbraucherorganisation "Foodwatch".
Verbraucherschützer kritisieren Blockadehaltung
Trotzdem kritisiert er, dass die Länder Özdemirs Gesetz nun ganz stoppen wollen. "Die machen es sich ganz schön einfach: Die sagen, das Siegel soll weg, machen aber überhaupt keinen Vorschlag, was denn stattdessen unternommen werden soll, um die Tierhaltung zu verbessern."
Das ist wirklich ein Freibrief für die Fleischindustrie, so weiterzumachen wie bisher.
Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz in seiner jetzigen Form wäre zumindest ein kleiner Schritt für mehr Tierwohl, glaubt Winkler. Und die Verbraucherinnen und Verbraucher?
Verbraucherinteresse wächst – Meinungen bleiben geteilt
Bei einer kurzen, nicht-repräsentativen Umfrage in Leipzig fallen die Reaktionen zum Label unterschiedlich aus: "Absolut, das Tierwohllabel sollte eingeführt werden", heißt es an der einen Stelle, an einer anderen jedoch: "Schwierig. Es gibt halt auch Menschen, die sich wahrscheinlich nur diese Produkte, wo die Tiere nicht so gut behandelt werden, leisten können. Und dann werden sie noch abgeschreckt und können sie sich dann auch nicht kaufen und haben ein schlechtes Gewissen."
Aus dem Ernährungsreport der Bundesregierung von 2024 geht hervor, dass schon bestehende Label immer mehr Beachtung finden. 65 Prozent der Befragten gaben an, dass für sie Tierwohllabel beim Einkaufen eine Rolle spielen. 2015 waren es noch 36 Prozent.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.