Oleksij Makejew, 49, ist seit Oktober 2022 Botschafter der Ukraine in Deutschland.

Politico: Herr Botschafter Makejew, hat die Welt verstanden, was die Ukraine jetzt braucht?

Oleksij Makejew: Ich hoffe sehr. Wenigstens Deutschland hat es gut verstanden. Die Entscheidungsträger verstehen es ganz gut. Es wäre mir natürlich lieber, wenn auch die breite deutsche Öffentlichkeit ganz klar versteht, worum es heute in Europa und in der Ukraine geht.

Politico: Aber ist nicht ein Hauptproblem, dass die US-Administration einfach nicht verlässlich ist? Pete Hegseth hat die Waffenlieferungen zunächst gestoppt. Jetzt kommt wieder etwas – aber alles nicht so richtig überzeugt.

Makejew: Alle sind daran interessiert, dass die Amerikaner mit am Tisch sitzen, mitentscheiden. Und wir brauchen diese amerikanische Hilfe, um einfach die russischen Luftterrorwellen abwehren zu können. Und in den letzten Monaten haben Putin und Russland gezeigt, dass sie überhaupt nicht an Friedensverhandlungen interessiert sind. Was die machen: Hunderte Drohnen jede Nacht auf die Ukraine loszuschicken. Und auch Marschflugkörper und ballistische Raketen. Und das ist alles andere als Friedensbemühungen.

Politico: Was brauchen Sie genau?

Makejew: Erstens brauchen wir natürlich immer noch Waffen. Und für Luftverteidigung brauchen wir verschiedene Systeme, aber vor allem amerikanische Patriot-Systeme, die diese ganz schnellen ballistischen Raketen abfangen können. Deutschland hat uns schon drei Systeme zur Verfügung gestellt: Drei Patriot-Systeme, sieben Iris-T-Systeme und sehr viele Gepard-Flak-Panzer. Auf der Welt gibt es noch mehrere Patriot, und die brauchen wir, um unsere Zivilisten zu schützen.

Wir brauchen auch viel mehr Druck auf Russland und in erster Linie Sanktionen. Hoffentlich wird das 18. Paket der Europäischen Union bald auch verabschiedet. Und wir brauchen ein starkes Signal an Russland, dass das russische Vermögen dann beschlagnahmt wird. Über 300 Milliarden Euro an russischem Geld liegen überall auf der Welt und in Europa. Und dieses Geld muss genutzt werden, um uns weiter zu unterstützen.

Politico: Das ist natürlich für die Europäer immer ein Problem gewesen. Was wünschen Sie sich denn von Friedrich Merz konkret? Dass er sich in der Frage bewegt, oder auch ein Waffensystem, das Sie gerne hätten?

Makejew: Über alles wird gesprochen. Mein Präsident (Wolodymyr Selenskyj, d. Red.) war vor Kurzem in Berlin, Außenminister Wadephul und Verteidigungsminister Pistorius waren in Kiew. Unsere Wunschliste haben wir natürlich übergeben. Und ich sehe bei dieser Bundesregierung wirklich eine große Bereitschaft, uns in allen Gebieten zu helfen.

Politico: Nur nicht bei Taurus.

Makejew: Ja, hätte ich einen Taurus gehabt, hätte ich ihn sofort abgegeben. Aber ja, wir brauchen auch diese Waffen, und darin wird investiert, dass wir gemeinsam Long-Range-Waffen produzieren.

Gordon Repinski ist Executive Editor „Politico“ Deutschland.

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