Der Bürgermeister von Gelnhausen hat seine Vorwürfe gegenüber WELT wegen der Berichterstattung über einen Freibad-Vorfall in seiner Stadt zurückgezogen. Er habe sich „missverständlich ausgedrückt“ und wolle daher seine „geäußerten Vorwürfe gegen den Verlag zurücknehmen“, schreibt Christian Litzinger (CDU) in einem Instagram-Post.

Was war passiert? Nachdem bekannt wurde, dass eine Gruppe von vier Syrern im Gelnhäuser Freibad mehrere minderjährige Mädchen sexuell belästigt haben soll, kochte der Fall hoch. Viele Medien berichteten, als Bürgermeister der betreffenden Stadt wurde Litzinger angefragt, auch von WELT. Im Interview fiel der Satz: „Bei hohen Temperaturen liegen die Gemüter manchmal blank.“ Die Aussage wurde ihm von vielen im Netz als Relativierung der Vorkommnisse ausgelegt.

Anschließend rollte eine Welle der Wut und des Hasses über Litzinger hinweg. Von Online-Kommentaren über eine Petition, um ihn als Bürgermeister abzusetzen, bis hin zu Morddrohungen, wie er berichtete. Litzinger sah sich falsch dargestellt, ließ eine Abmahnung verschicken.

In einem inzwischen gelöschten Facebook-Post schrieb Litzinger, es sei „schon erstaunlich, was aus deutschen Leitmedien geworden ist“. Es sei nicht zu entschuldigen, wenn eine Publikation „derart perfide die Ethik des Journalismus mit Füßen tritt“.

Nun jedoch kenne er „den vollständigen Inhalt“ des Interviews, schreibt Litzinger am Donnerstag, einige Tage später. Er habe sich zunächst anders an das Gespräch erinnert, als es tatsächlich stattgefunden habe. „Die WELT hat weder falsch berichtet noch einen falschen Eindruck vermittelt, sondern journalistisch korrekt gearbeitet“, so Litzinger. Und weiter: „Für meinen öffentlichen Vorwurf der bewussten Falschberichterstattung möchte ich mich ausdrücklich bei der Redaktion entschuldigen.“

Er betonte, dass er mit dem fraglichen Satz, die hohen Temperaturen könnten eine Rolle gespielt haben, „selbstverständlich“ nicht die jüngsten Vorfälle in dem Freibad gemeint habe, sondern „ausschließlich die verbalen Ausfälle in der Vergangenheit“. Auch als erfahrener Bürgermeister sei man in einer solchen Lage „emotional betroffen“.

Dass es Übergriffe gegeben habe, habe ihn „als Mensch vom ersten Moment an sehr berührt“. Als Vater einer Tochter liege es ihm fern, derartige Vorfälle relativieren zu wollen. Vielmehr sei er „entsetzt“ über das, was in dem Freibad geschehen sei.

Gleichzeitig dürfe es nicht länger um seine Person gehen. Der Fokus müsse auf der Klärung des Sachverhalts liegen, außerdem den betroffenen Mädchen Unterstützung zuteilwerden und sichergestellt sein, dass sich derartige Vorfälle nicht wiederholten.

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