Im Zusammenhang mit Plagiatsvorwürfen gegen die beiden Juristen Frauke Brosius-Gersdorf und ihren Ehemann Hubertus Gersdorf hat der Plagiatsjäger Stefan Weber betont, dass die Textuntersuchung keine Auftragsarbeit gewesen sei: „Es gab keinen Auftraggeber, wir machen politisch potenziell brisante Untersuchungen fast immer ehrenamtlich“, erklärte Weber auf Anfrage von WELT AM SONNTAG. Ein Mitarbeiter habe ihn am vergangenen Mittwoch auf den Sachverhalt aufmerksam gemacht.

Es geht um die Habilitationsschrift von Hubertus Gersdorf vom 1998 und die Dissertation von Frauke Brosius-Gersdorf von 1997. Weber weist darauf hin, dass beide Arbeiten „fast zeitgleich 1997“ fertiggestellt worden seien und führt dazu entsprechende Angaben aus beiden Schriften heran. Damit gebe es, so Weber, „drei Möglichkeiten“: dass Gersdorf von Brosius-Gersdorf abgeschrieben habe oder umgekehrt. Oder beide hätten zusammengearbeitet; dies hätte dann im Vorwort ausgewiesen werden müssen – was aber nicht der Fall sei. Eine entsprechende Erklärung teilte er auch auf X.

Die Unionsfraktion hatte am Freitagmorgen kurzfristig die Absetzung der Wahl der SPD-Kandidatin Brosius-Gersdorf gefordert und dabei auf Plagiatsvorwürfe verwiesen. Daraufhin entzündete sich eine heftige Diskussion, weil die drei Kandidaten im Vorfeld vom Wahlausschuss mit entsprechend ausreichenden Stimmen des Gremiums – auch von der Union – vorgeschlagen worden waren.

Der Bundestag sagte infolgedessen die für heute angesetzten Wahlen von drei Richtern für das Bundesverfassungsgericht ab. Das Plenum fasste einen entsprechenden Beschluss zur Vertagung mit den Stimmen von Linken, Grünen, SPD und Union. Die AfD stimmte dagegen.

Weber wies darauf hin, dass die „Sicht der CDU“ in dieser Angelegenheit „falsch“ sei. Er teilte mit, dass nur die „Fälle 2 und 3“ für Brosius-Gersdorf problematisch wären – also, dass sie von ihrem Ehemann abgeschrieben habe oder eine Zusammenarbeit nicht im Vorwort kenntlich gemacht worden sei.

Die Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge hatte der Union vorgeworfen, die Plagiatsvorwürfe nur vorzuschieben. Hier werde versucht, „mit Halbwahrheiten, mit Falschbehauptungen eine angesehene Juristin zu diskreditieren“, sagte sie. Es sei „sicher kein Zufall“, dass die Vorwürfe des umstrittenen „Plagiatsjägers“ Stefan Weber ausgerechnet jetzt vorgebracht würden.

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