Mit einer gewissen Gelassenheit haben die Finanzmärkte auf Trumps Ankündigung reagiert, Zölle in Höhe von 30 Prozent zu erheben. Beunruhigt zeigt sich aber die Wirtschaft, allen voran der Maschinenbau.
Hart durchgreifen oder gelassen abwarten? Die Meinungen in Politik und Wirtschaft gehen auseinander, wie die Europäische Union auf die Zolldrohung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump reagieren sollte. Die EU zögert und setzt weiter auf Verhandlungen. Gegenzölle soll es vorerst nicht geben.
"Das Problem mit Zöllen ist, dass in einem Handelskrieg alle verlieren", so Sonja Marten, Analystin der DZ-Bank im Gespräch mit tagesschau24. "Wenn wir als Gegenmaßnahme Zölle erheben, dann werden wir einen Preis dafür zahlen müssen. Und das ist eben die Abwägung, die man jetzt treffen muss."
Finanzmärkte bleiben gelassen
Eine gewisse Gelassenheit zeigt sich an den Finanzmärkten. Der DAX ist zwar mit Verlusten in die neue Woche gestartet, doch von Panik ist an der Börse keine Spur.
An den Märkten sei ein Gewöhnungseffekt eingetreten, sagt Sonja Marten: "Vor einigen Monaten, wenn solche Ankündigungen kamen, dann wurde gleich bei uns in den Büros hektisch diskutiert: Was machen wir mit den Prognosen? Müssen wir Anpassungen vornehmen?" Mittlerweile, so Marten, sei man gelassener geworden. Es mache Sinn, abzuwarten. "Aber es wird uns erhalten bleiben, dieses Thema", betont die DZ-Analystin.
Merz: Zölle würden Exportwirtschaft "ins Mark treffen"
In der deutschen Wirtschaft ist die Stimmung dagegen angespannt. Vom Bundesverband der Deutschen Industrie hieß es, die von Trump angekündigten Zölle für die EU seien ein Alarmsignal auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Sorge in der Wirtschaft ist groß, dass Trump ab dem 1. August doch Ernst macht und die Verhandlungen zwischen der EU und den USA ohne Erfolg bleiben.
Im ARD-Sommerinterview sagte Bundeskanzler Friedrich Merz mit Blick auf mögliche Einfuhrzölle von 30 Prozent: "Wenn das käme, dann könnten wir große Teile unserer Anstrengungen um die Wirtschaftspolitik hintanstellen. Denn das würde alles überlagern und würde die deutsche Exportwirtschaft ins Mark treffen."
Deutscher Maschinenbau alarmiert
Eine Branche, die massiv von hohen Zöllen betroffen wäre, ist der deutsche Maschinenbau. Die USA sind für die Branche der wichtigste Exportmarkt. Im vergangenen Jahr verkauften die Unternehmen Anlagen und Maschinen im Wert von mehr als 27 Milliarden Euro in die USA.
Die Verunsicherung derzeit sei das größte Problem, so Oliver Richtberg, Leiter der Außenwirtschaft beim Branchenverband VDMA. Man gehe derzeit davon aus, dass die Zolldrohung zu Trumps Verhandlungstaktik gehört, aber: "Sollten die 30 Prozent wirklich kommen, würde es am härtesten die Unternehmen treffen, die einen Konkurrenten in den USA haben", so Richtberg.
Der Leiter der VDMA-Außenwirtschaft weist jedoch darauf hin, dass viele Produkte aus dem Maschinenbau in den USA nicht hergestellt würden: "Wenn alle anderen Länder auch 30 Prozent Zölle oder 25 Prozent Zölle bekommen, dann ist unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht geringer als die der anderen."
Hoffnung auf Verhandlungslösung
Noch ist auch unter den Maschinenbauern die Hoffnung groß, dass Trump am Ende einlenkt und die US-Regierung die Drohung von 30-prozentigen Einfuhrzöllen nicht in die Tat umsetzt.
Gut zwei Wochen bleiben, um im Streit mit den USA zu einer Lösung zu kommen - vorausgesetzt, es bleibt bei der Frist vom 1. August. Schon jetzt ist klar: Einfacher dürfte der Handel mit den USA absehbar nicht werden. Für die lang ersehnte Erholung der deutschen Wirtschaft ist das ein neuer Dämpfer.
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