Seit Jahrzehnten wenden sich die Befürworter psychedelischer Drogen mit einer provokanten Botschaft an Washington: Illegale, bewusstseinsverändernde Substanzen wie LSD und Ecstasy sollten für Amerikaner zugelassen werden, die mit Depressionen, Traumata und anderen schwer zu behandelnden Krankheiten zu kämpfen haben. Trumps Administration scheint nun zuzustimmen.
„Diese Reihe von Therapeutika hat enorme Vorteile, wenn sie in einer klinischen Umgebung verabreicht werden, und wir arbeiten sehr hart daran, dass dies innerhalb von 12 Monaten geschieht“, sagte US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. kürzlich vor Kongressmitgliedern.
Der von ihm vorgeschlagene Zeitplan für die Freigabe der psychedelischen Therapie überraschte selbst Befürworter des Vorhabens. Sie befürchten, dass die Drogen in Verruf geraten könnten, wenn sie überstürzt auf den Markt gebracht werden oder zu eng mit Kennedy verbunden sind, der für seine kontroversen Ansichten über Impfstoffe, Antidepressiva und Fluorid bekannt ist.
Der Vorstoß von Kennedy kommt zu einer Zeit, in der Psychedelika auch in republikanisch geprägten Bundesstaaten wie Texas auf dem Vormarsch sind, wo der ehemalige Kabinettssekretär und Ex-Gouverneur Rick Perry seine volle Unterstützung für die Bemühungen bekundet hat.
„Ich bin recht optimistisch“, sagt Rick Doblin, ein prominenter Verfechter der therapeutischen Verwendung von Psychedelika und ist Gründer der Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS). Seine Organisation die medizinische Verwendung insbesondere von MDMA seit den 1980er Jahren. „Aber ich bin auch besorgt, dass die Öffentlichkeit die Botschaft erhalten könnte: ‚Nun, RFK mag Psychedelika und deshalb ist jetzt ist es zugelassen‘“.
Zulassungsbehörde könnte MDMA überdenken
Unter Präsident Joe Biden hatte die FDA MDMA als Mittel zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen abgelehnt und sich dabei auf fehlerhafte Daten und fragwürdige Untersuchungen berufen. Die Aufsichtsbehörden hatten daraufhin eine neue Studie angefordert – ein schwerer Rückschlag für Doblin und andere Befürworter, die auf die erste Zulassung eines Psychedelikums für medizinische Zwecke in den USA gehofft hatten.
Nun scheint die Behörde bereit zu sein, ihre Entscheidung zu überdenken. FDA-Chef Marty Makary, der Kennedy unterstellt ist, hat die Bewertung von MDMA und anderen Psychedelika als „oberste Priorität“ bezeichnet und eine Reihe von Initiativen angekündigt, mit denen ihre Zulassung beschleunigt werden könnte.
Ein neues Programm verspricht, Medikamente, die „den Gesundheitsinteressen der Amerikaner“ dienen, zu beschleunigen, indem die Prüfungszeit von sechs Monaten oder mehr auf nur einen Monat verkürzt wird. Makary hat auch vorgeschlagen, die Anforderungen für bestimmte Arzneimittel flexibler zu gestalten und möglicherweise auf strenge kontrollierte Studien zu verzichten, bei denen Patienten mit einer Placebogruppe verglichen werden. Dieser Ansatz, der als wesentlich für eine qualitativ hochwertige Forschung gilt, war lange Zeit ein Stolperstein für psychedelische Studien, bei denen die Patienten fast immer richtig erraten können, ob sie das Medikament oder eine Scheinpille erhalten haben.
Das US-Gesundheitsministerium und die FDA haben zudem mehrere neue Mitarbeiter mit Verbindungen zur psychedelischen Bewegung eingestellt. „Dies sind alles sehr vielversprechende Anzeichen dafür, dass sich die Regierung des Potenzials von Psychedelika bewusst ist und versucht, ein Zeichen zu setzen, dass sie bereit ist, sie zuzulassen“, sagte Greg Ferenstein, ein Mitarbeiter der libertären Reason Foundation, der auch als Berater für Psychedelika-Unternehmen tätig ist. „Davon haben wir in der Biden-Regierung nichts gehört“. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums reagierte nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme der Nachrichtenagentur AP.
Experten warnen vor Hype
Als Präsidentschaftskandidat hatte Kennedy darüber gesprochen, wie sein Sohn und mehrere enge Freunde von der Einnahme von Psychedelika profitierten, um mit Trauer und anderen Problemen fertig zu werden.
Eine Reihe von Veteranen, die sich für den Zugang zu Psychedelika einsetzen, haben sich bereits mit Trumps Minister für Veteranenangelegenheiten, Doug Collins, getroffen. „Was wir bisher gesehen haben, ist positiv“, sagte Collins im Mai vor Gesetzgebern im Repräsentantenhaus.
Einige Experten befürchten jedoch, dass die Hoffnung und der Hype um Psychedelika die Wissenschaft überholt haben. Philip Corlett, ein Psychiatrieforscher an der Universität Yale, meint, dass die Umgehung strenger klinischer Studien die Forschung zurückwerfen und die Patienten gefährden könnte. „Wenn es RFK und der neuen Regierung mit dieser Arbeit ernst ist, könnten sie einiges tun, um sie in die Realität umzusetzen, indem sie die Maßstäbe der medizinischen Wissenschaft erfüllen“, so Corlett. „Ich glaube einfach nicht, dass das passieren wird“.
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