Es geht um hunderte Millionen Euro, die möglicherweise gezielt am Staat vorbeigeschleust worden sind: Sächsische Steuerfahnder nehmen verstärkt Influencer wegen möglicher Steuerbetrügereien ins Visier. Den Finanzbehörden sei bewusst, dass sowohl die Nutzer- als auch die Influencerzahlen stetig steigen, teilte das Finanzministerium in Dresden auf Anfrage mit. Die Steueraufsichtsstelle arbeite deshalb „intensiv an der Ermittlung aktiver Influencer, die ihren steuerlichen Pflichten nicht nachkommen.“

Eine von ihnen soll Laura Maria Rypa sein, die Verlobte von Sänger Pietro Lombardi. Die 29-Jährige hat auf Instagram rund 950.000 Follower. In einer Instagram-Story am 16. Juli erzählte die Influencerin, dass bei ihr im Zuge des Skandals angeblich eine Steuerprüfung anstehe. „Was Steuern zahlen angeht, bin ich der reinste Mensch. Also, ich habe damit nichts zu tun“, sagte Rypa entspannt. Ihr Ehemann Pietro lache sie immer aus, weil sie sogar Ein-Euro-Park-Belege bei ihrem Steuerberater einreiche.

Für die Recherchen nutzten die Steuerfahnder öffentlich zugängliche Quellen. Künftig sollten aber auch digitale Prüfmethoden und spezielle Software zum Einsatz kommen, um Steuerbetrug systematisch verfolgen zu können.

Nordrhein-Westfalen wertet Datensätze aus

2021 habe die Steuerfahndung des Leipziger Finanzamtes schon einmal reichweitenstarke Influencer genauer unter die Lupe genommen. Damals seien keine größeren Probleme entdeckt worden. Inzwischen sei das Geschäft aber deutlich gewachsen. Die Content-Creator verbinden ihre Inhalte auf Plattformen wie Instagram vielfach mit Werbung und verdienen durch diese Kooperationen mit Firmen Geld.

Allein in Nordrhein-Westfalen sollen Influencer den Fiskus um rund 300 Millionen Euro betrogen haben. Dort analysiert das Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität (LBF NRW) aktuell ein Paket mehrerer Social-Media-Plattformen mit 6000 Datensätzen, aus denen sich der mutmaßliche Millionen-Schaden ergibt. Auch andere Bundesländer sollen betroffen sein.

„Ziel der Ermittlungen sind professionelle Influencer, die ihre steuerlichen Pflichten mit hoher krimineller Energie umgehen“, hieß es von dem Landesamt. Es sei keine Seltenheit, dass ein Content-Creator pro Monat mehrere zehntausend Euro verdiene, aber nicht einmal eine Steuernummer habe.

Behörde führt bereits 200 Verfahren

Das LBF führt bereits rund 200 laufende Strafverfahren gegen in Nordrhein-Westfalen lebende Influencerinnen und Influencer – die Fälle aus dem aktuellen Datenpaket sind dabei noch nicht eingerechnet. Durchschnittlich geht es laut LBF um einen hohen fünfstelligen steuerlichen Fehlbetrag, in Einzelfällen auch um Fehlbeträge in Millionenhöhe.

Auch Hamburg verfolgt seit einiger Zeit einen gezielten Ansatz. Im Jahr 2022 wurde dort eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit der steuerlichen Behandlung von Social-Media-Akteuren befasst. Seit 2024 läuft eine Branchenprüfung, die Anfang 2026 beendet sein soll. Mit rund 140 Fällen rechnen die Steuerfahnder in der Hansestadt aktuell.

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