Russlands Banken kämpfen mit einer wachsenden Flut an faulen Krediten. Topmanager sprechen bereits über mögliche staatliche Rettungsaktionen. Offiziell ist die Lage stabil, die wahren Ausmaße der Probleme bleiben im Dunkeln.

Topmanager einiger der größten russischen Banken haben laut einem Bericht des Finanzportals Bloomberg intern über die Notwendigkeit einer staatlichen Rettungsaktion gesprochen. Grund ist eine besorgniserregende Zunahme fauler Kredite. Bei faulen Krediten handelt es sich um Kredite, bei denen die Rückzahlung unsicher ist oder gar ganz auszufallen droht.

Mindestens drei Kreditgeber, die die russische Zentralbank als systemrelevant einstuft, ziehen demnach die Möglichkeit in Betracht, dass sie in den nächsten zwölf Monaten eine Kapitalerhöhung benötigen. Dem Bericht zufolge sollen die Banken bereits erörtert haben, wie sie die Aussicht auf eine Rettungsaktion mit der Zentralbank besprechen würden, sollte dies notwendig werden.

Auf dem Papier sieht der russische Bankensektor einem rekordverdächtig hohen Leitzins von 20 Prozent zum Trotz relativ gesund aus. Offiziell liegt das Niveau der faulen Kredite laut Bloomberg deutlich unter dem Niveau früherer Finanzkrisen. Die Zentralbank selbst soll Kreditgebern dem Bericht zufolge geraten haben, sich auf eine Umschuldung zu konzentrieren, anstatt das gesamte Ausmaß der faulen Kredite zu erfassen. Die Gouverneurin der Zentralbank, Elvira Nabiullina, spielte zuletzt Anfang Juli auf einem Finanzforum in St. Petersburg das Risiko einer Systemkrise herunter und erklärte, der russische Bankensektor sei gut aufgestellt und verfüge über Kapitalreserven von 8 Billionen Rubel (102 Milliarden US-Dollar).

Führende Banker geben sich weniger optimistisch. Laut der staatlichen Sberbank, Russlands größtem Kreditgeber, hat sich die Qualität des Kreditportfolios zuletzt verschlechtert und Unternehmen müssen zunehmend ihre Schulden umstrukturieren. "Ich hoffe, dass wir wie immer in der Lage sein werden, gemeinsame Strategien zu finden, um diese schwierigen Zeiten zu überstehen", hat der Vorstandsvorsitzende Herman Gref zuletzt auf der jährlichen Aktionärsversammlung gesagt.

Bei Russlands zweitgrößtem Kreditgeber, der VTB, erreichte der Anteil fauler Kredite von Privatpersonen an ihrem Privatkundenportfolio laut Bloomberg im Mai 5 Prozent und betrug 377 Milliarden Rubel. Einschätzungen des stellvertretenden Vorsitzenden der Bank, Dmitrij Pianow, zufolge könnte der Anteil fauler Kredite bis 2026 7 Prozent erreichen. Pianov machte allerdings auch deutlich: In den Jahren 2014 bis 2016 lag der Spitzenwert bei 8-10 Prozent.

Zwar seien bisher wenig Anzeichen für eine Krise offen sichtbar. Die Topmanager, mit denen Bloomberg gesprochen hat, geben allerdings zu bedenken: Viele Daten werden unter Verschluss gehalten, sodass sich ein allumfassendes Bild nicht wirklich erfassen lässt.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.