Filmstars liebten ihre Sportwagen im US-amerikanischen Dream-Car-Design und VW-Käfer-Hasser favorisierten ihre modernen Frontantriebstypen: Der Marke DKW gelang eine der großen Erfolgsstorys des Wirtschaftswunders – bis der Ingolstädter Auto- und Zweiradhersteller in die Zweitaktkrise fuhr und Audi das Feld überließ.

Was ist seit dem Zweiten Weltkrieg nicht alles im Zeichen der vier Ringe gebaut worden, bevor das Logo 1965 zur exklusiven Audi-Insignie mutierte: Los ging es vor genau 80 Jahren in Ingolstadt mit Ersatzteilen für die 60.000 Auto-Union-DKW-Fahrzeuge, die den Krieg überlebt hatten, weil die Heeresverwaltung die militärische Eignung der markentypischen Zweitaktmotoren anzweifelte. Erst 1949 lief die Fertigung von Motorrädern wieder an - DKW war einst global größter Motorradhersteller.

Schon vor dem VW Bulli rollten an der Donau die DKW-"Schnelllaster" vom Band. Dagegen startete die Produktion der DKW-Meisterklasse-Pkw 1950 in Düsseldorf, fehlte es doch in Ingolstadt an Kapazitäten für die im Vorkriegsstil gestalteten Zweitakter.

Einen Paukenschlag setzte die bayerische Marke 1955: Im legendären DKW 3=6 Sonderklasse arbeitete ein Dreizylinder-Zweitakter, der die Leistungscharakteristik eines Sechszylinders haben sollte. Auch wenn kaum ein Mercedes- oder BMW-Kunde zum DKW mit dem typischen Reng-teng-teng-Sound wechselte: Filmstars wie Romy Schneider bewirkten als Markenbotschafter einen Imageschub für die eigenwilligen Modelle. An genialen Ideen fehlte es DKW nie, so bauten sie Kunststoffkarosserien und den Bundeswehr-Offroader DKW Munga, dazu kamen Sportler mit Herzklopffaktor wie der Monza und der 1000 SP im Dream-Car-Design.

Aber dann gerieten die Zweitakter aus dem Takt, DKW produzierte tiefrote Zahlen und wurde an VW verkauft. Plötzlich entstanden in Ingolstadt Käfer, ehe 1965 aus dem letzten westdeutschen Zweitakt-Pkw der erste Nachkriegs-Audi (F103) hervorging.

Gemeinsame Vergangenheit von Audi und DKW im Auto-Union-Konzern

Wer kennt sie noch, die gemeinsame große Vergangenheit von Audi und DKW im Auto-Union-Konzern? Werden die DDR-Zweitakter Trabant und Wartburg heute von der Oldtimer-Community mehr denn je gehypt, wecken die westdeutschen DKW-Modelle mit ihrem ebenfalls markanten Auspuffdunst von verbranntem Benzin und Öl bei Klassikertreffen eher fragende Blicke: Nur Enthusiasten erinnern sich noch an die gemeinsamen Wurzeln von DKW, Trabant und Audi.

Eine Zeitreise in die drei Schlüsseljahre 1932, 1945 und 1965 gibt dazu überraschende Antworten. Der Däne Jørgen Skafte Rasmussen hatte DKW gegründet und als weltgrößten Motorradproduzenten etabliert. Ein Unternehmen, das 1928 die Zwickauer Audi-Werke übernahm und dort ab 1930 den Typ DKW Front baute als ersten frontangetriebenen Kleinwagen. Dennoch blieb die finanzielle Situation bei DKW angespannt, und so entstand 1932 der Konzern Auto Union mit dem bis heute bekannten Logo der vier Ringe: ein Symbol für den Zusammenschluss der Marken DKW, Audi, Horch und Wanderer. Aber mit dem Zweiten Weltkrieg wurde alles anders.

Mai 1945 - Flucht Richtung Bayern

Im letzten Moment, genau einen Tag vor dem Inkrafttreten der deutschen Kapitulation im Mai 1945, flohen führende Mitarbeiter der in Sachsen gelegenen Auto-Union-Werke Richtung Bayern - vielleicht ahnten sie, dass Sachsen bald der Sowjetischen Militäradministration gehören würde, die die Auto-Union-Fabriken enteignete und demontierte. So aber entstand schon Ende 1945 im bayerischen Ingolstadt das "Zentraldepot für Auto Union Ersatzteile" als Grundstein für den Wiederaufbau und Neubeginn der Auto Union mit DKW-Zweitakt-Modellen.

Die Bundesrepublik Deutschland wurde gerade gegründet, da rollten 1949 aus den Werkshallen der neuen Auto Union GmbH in Ingolstadt die ersten DKW-Motorräder und der DKW F89 Schnelllaster mit avantgardistischem Frontantrieb, zugeschnitten auf die Ära von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Im August 1950 startete in Düsseldorf in einem ehemaligen Rheinmetallwerk die Fertigung der DKW "Meisterklasse", eine Alternative zum VW Käfer und dies in DKW-typischen, unverwechselbar geschwungenen Formen.

DKW, Wartburg und Trabant

Unverwechselbar? Nicht ganz, hatte doch zwischenzeitlich in Zwickau - nun in der DDR - die Fertigung des ähnlichen Vorkriegsmodells DKW F8 begonnen, auf das der DKW F9 folgte, die Vermarktung erfolgte international als IFA-DKW. Erst Mitte der 1950er endete diese irritierende Konkurrenz: Das DDR-Produkt IFA F9 wurde vom in Eisenach gebauten Wartburg 311 ersetzt und in Zwickau startete der erste Trabant (P 50), beide mit Zweitaktmotoren.

In Westdeutschland wollte DKW durch und durch bürgerlich und doch besonders sein - das zeigte sich 1955, als das Wirtschaftswunder Vollgas gab. Auch DKW brummte, die Ingolstädter hatten mit ihren "Meisterklasse"-Zweizylindern (1950-1954) und "Sonderklasse"-Dreizylindern (1953-1955) Erfolge erzielt und den "Schnelllastwagen" als Alternative zu VW Bulli (T1) oder Ford FK 1000 etabliert.

Mehr noch: Der "Schnelllastwagen", aber auch andere DKW-Typen wurden auf drei Kontinenten in Lizenz gefertigt. Ob Südamerika - in Brasilien entstanden sogar eigene Modelle wie die Sportwagen GT Malzoni und Puma GT - oder Südafrika und Südeuropa, die Frontantriebs-Zweitakter reüssierten und inspirierten auch Karossiers wie Fissore zu Alta-Moda-Designs.

In Deutschland triumphierte die Auto Union über Porsche und Borgward, als es um den ersten Bundeswehrauftrag für einen 4x4-Geländewagen ging: Der DKW "Munga" ging 1955 in Großserie. Und dann stand da auf der IAA 1955 der Prototyp eines 2+2-sitzigen DKW-Sportwagens, der mit seiner aufregenden Kunststoffkarosserie fast den Porsche 356 überstrahlte: Das Publikum war begeistert, vor allem als der DKW Monza 1956 im italienischen Autodromo Monza Tempo-Weltrekorde erzielte.

Realisiert worden war der Monza durch DKW-Handelspartner, die verschiedene Karossiers mit der Kleinserienproduktion beauftragten. Pure Provokation verkörperte auch der im Herbst 1955 gelaunchte DKW F 93 3=6, der Oberklasse-Aura in die kleine Klasse bringen sollte. DKW argumentierte, dass ein Dreizylinder-Zweitakter pro Kurbelwellenumdrehung ebenso viele Arbeitstakte absolviert wie ein Sechszylinder-Viertakter, ergo ebenso laufruhig sei. Die DKW-Community freute es, die 3=6 Typen verkauften sich bestens - und das Sportcoupé Auto Union 1000 SP im Stil eines Ford Thunderbird avancierte ab 1958 zum Objekt der Begierde.

Die vier Ringe florierten und so übernahm 1958 die Daimler-Benz AG 88 Prozent des Gesellschaftskapitals. Die DKW-Typen, zu denen sich der Junior gesellte als Angebot für Motorradaufsteiger, wurden ebenso begehrt wie die stylischen AU-1000-Typen, obwohl keiner der Zweitakter nach Sechszylinder klang. Im Gegenteil: In den 1960ern stürzte die Auto Union mit ihrer Zweitakt-Flotte in ein tiefes Absatztal, aus dem sie erst der Einstieg des VW-Konzerns befreite. Was war geschehen? Die westdeutsche Wohlstandsgesellschaft goutierte die Abgasfahnen der DKW-Typen nicht mehr, obendrein zeigten zu viele Zweitakter im kalten Winter 1962/63 Defekte. Plötzlich stauten sich die unverkauften DKW rund um Ingolstadt, zumal der 1964 aufgelegte neue DKW F 102 in modernem attraktivem Design traditionelle DKW-Kunden irritierte.

VW zog die Notbremse, vollzog den Umstieg von Zwei- auf Viertaktmotoren und der aus dem F 102 entwickelte "Audi" (F 103) leitete 1965 die Wiedergeburt der Marke ein. Ein Audi-Relaunch, für den DKW sterben musste.

Chronik

1904: Im Mai erfolgt die Eintragung der "A. Horch & Cie. Motorenwerke AG" ins Zwickauer Handelsregister, damit legt das Audi-Vorgänger-Unternehmen den Grundstein für den sächsischen Automobilbau im großen Stil

1909: August Horch gründet am 16. Juli nach dem Ausscheiden aus der Horch Motorenwerke AG die "August Horch Automobilwerke Zwickau GmbH"

1910: Nachdem August Horch das von ihm gegründete Unternehmen verlassen muss und den Namen "Horch" für seine Firma selbst nicht mehr verwenden darf, erfolgt am 25. April die Umbenennung der Firma in "Audi" (lateinischer Imperativ von "Horch!") und die Eintragung von Audi in das Handelsregister von Zwickau

1928: Jørgen Skafte Rasmussen, Gründer und Eigentümer der seit 1907 in Zschopau/Sachsen bestehenden Marke DKW (ursprünglich die Abkürzung von "Dampfkraftwagen"), erwirbt die Zwickauer Audiwerke AG mit Finanzierung durch die Sächsische Staatsbank

1932: Auf Initiative der Sächsischen Staatsbank entsteht die Auto Union AG, ein Verbund der vier Hersteller Audi, DKW, Horch und Wanderer. Die Auto Union AG ist der zweitgrößte deutsche Automobilkonzern, dies mit dem Markensignet von vier ineinander verschlungenen Ringen (ein Ring für jede Marke). Die Auto Union verfügt zwar über die Werke in Zwickau, hat ihren Sitz jedoch in Chemnitz. Audi steht für Modelle der oberen Mittelklasse, Horch für Prestige- und Luxusautos, Wanderer für Mittelklassemodelle und DKW für Kleinwagen und Motorräder

1937: Die Auto Union AG liefert in diesem Jahr 54.765 Automobile aus und hält damit 25,3 Prozent an den gesamten Automobilzulassungen in Deutschland (216.538). 19,5 Prozent der Auto-Union-Zulassungen entfallen auf DKW (42.143), Wanderer Automobile machen einen Anteil von 4,7 Prozent (10.177) aus. Die Nobelmarken Audi und Horch liegen jeweils unter einem Prozent

1938: Jedes fünfte deutsche Auto kommt aus Zwickauer Produktion. DKW ist weltgrößter Motorradhersteller und hält in Deutschland ein Drittel des Motorradmarkts

1940: Die Fertigung ziviler Pkw wird bei der Auto Union zugunsten von Rüstungsaufträgen eingestellt

1945: Mit Kriegsende beenden US-amerikanische Truppen die Produktion in Zwickau. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches werden die in der Sowjetischen Besatzungszone gelegenen Fabriken der Auto Union demontiert, bevor die Sowjetische Militäradministration 1948 die Enteignung des Unternehmens veranlasst. Die Keimzelle für den Neubeginn der Auto Union und der Marke DKW in Westdeutschland formt ein 1945 nach Ingolstadt verlegtes Ersatzteillager, das unter der im Dezember 1945 gegründeten Firma Zentraldepot für Auto Union Ersatzteile Ingolstadt GmbH floriert

1947: Die Auto Union GmbH (sogenannte 1. Auto Union) wird am 25. März in Ingolstadt als Tochter der Auto Union AG, Chemnitz, gegründet

1948: Im August erfolgt die Löschung der Auto Union AG im Handelsregister von Chemnitz. Im Zwickauer Werk Audi beginnt die Fertigung des Vorkriegsmodells DKW F8, auf das später der DKW F9 folgt (der F9 wurde als serienreifer Prototyp bereits 1940 gezeigt). Die Vermarktung erfolgt als IFA-DKW. Da im bayerischen Ingolstadt die neu gegründete Auto Union GmbH aktiv ist, gibt es in den 1950er Jahren bauähnliche Zweitakter von IFA und DKW

1949: In Ingolstadt wird eine "neue" (2.) Auto Union GmbH gegründet, mit Sitz in der Schrannenstraße. Das Unternehmen zieht einen Trennstrich zur früheren GmbH, damit die Bayerische Staatsbank einen Millionenkredit bewilligt. Nun kommt in Ingolstadt auch die Automobilproduktion der Marke DKW in Gang, als erstes Fahrzeug wird der neue DKW Schnelllaster F 89 L mit Frontantrieb und Zweitaktmotor aufgelegt, bis zum Jahresende verlassen bereits 504 Schnelllaster das Werk, hinzu kommen 500 Motorräder vom Typ DKW RT 125 W ("West" zur Differenzierung von den in Zschopau gebauten DKW-Motorrädern)

1950: In Düsseldorf mietet die Auto Union GmbH ein früheres Gelände der Rheinmetall, dort startet im Sommer die Fertigung des Pkw DKW F 89 P "Meisterklasse" mit einem Zweizylinder-Zweitakt-Benziner. Die bis 1954 gebauten Meisterklasse-Modelle umfassten die Karosserieformen Limousine, Cabriolet, Coupé, Universal (Kombi) und Stadtlieferwagen

1953: Im März debütiert auf der IAA in Frankfurt der DKW F 91 "Sonderklasse" mit Dreizylinder-Zweitaktmotor. Die bis 1955 gebauten F-91-Familie umfasst die Karosserieformen Limousine, Cabriolet, Coupé, Universal (Kombi) und Allsicht- beziehungsweise Luxus-Coupé

1954: Die Auto Union gewinnt gegen Porsche und Borgward den Zuschlag in einer Bundeswehrausschreibung für ein geländegängiges Fahrzeug. Das "Mehrzweck-Universal-Geländefahrzeug mit Allradantrieb (Munga)" geht 1955 in Serie

1955: Am 1. Mai wird in der DDR der VEB Audi umbenannt in VEB Automobilwerke Zwickau. Weltpremiere für den Kleinwagen P 70, der als Vorgänger des Trabant mit serienmäßiger Kunststoffkarosserie aufwartet. Seit diesem Jahr fertigt im spanischen Vitoria die Marke Imosa den DKW Schnelltransporter in Lizenz. Die spanische Eigenentwicklung F 1000 L wird ab 1963 gebaut und von Auto Union vertrieben. Imosa wird später von Daimler-Benz übernommen und produzierte bis 1975 "Auto Union DKW Transporter". Weitere Auslandsfertigungen von DKW- und Auto-Union-Modellen erfolgen unter anderem in Argentinien, Belgien, Brasilien (hier auch die Eigenentwicklungen GT Malzoni/Puma GT (Sportwagen), Candango (Jagd- und Strandauto), Vemag Fissore (Limousine mit Kunststoffkarosserie)), Irland, Italien, Jugoslawien, Mexiko, Niederlande und Südafrika. Auf der IAA 1955 debütiert ein Prototyp des 2+2-sitzigen Sportwagens DKW 3=6 Monza mit einer Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff, realisiert durch den Rennfahrer Günther Ahrens und den DKW-Tuningspezialisten A. W. Mantzel sowie den Karossier Dannenhauer & Stauss in Stuttgart. Später werden die Autos von den Karossiers Massholder/Heidelberg und Schenk/Stuttgart eingekleidet. Insgesamt werden bis 1959 rund 75 DKW Monza ausgeliefert. Fünf Langstreckenweltrekorde erzielt der Sportwagen DKW Monza im Dezember 1956 im Autodromo Monza. Neu ist im September 1955 außerdem der DKW F 93 als Nachfolger des Typs F 91. Die bis 1959 gebauten F 93 und F 94 Modelle umfassen die Karosserieformen Limousine zweitürig und viertürig, Cabriolet, Coupé und Universal (Kombi)

1956: Aus dem DDR-Produkt IFA F9 geht die in Eisenach gebaute Zweitaktlimousine Wartburg 311 hervor. Debüt der Wartburg-Palette auf der Leipziger Frühjahrsmesse

1957: Zum 40. Jahrestag der russischen Oktoberrevolution geht in Zwickau am 7.11. der erste Trabant (P 50) in die Nullserie. Der Name ist inspiriert durch den Start des sowjetischen Erdtrabanten Sputnik. Innovative Karosseriebeplankung des Trabant durch Duroplast-Kunststoff, dies um kostspieliges Stahlblech zu sparen, während Ingolstadt seit zwei Jahren Grundlagenforschung an Fiberglaskarosserien betreibt. In Ingolstadt resümiert die Auto Union GmbH, dass bisher rund 50.000 DKW Schnelllaster, 187.000 DKW Pkw und 6.300 Offroader vom Typ DKW F 91/4 (später "Munga" genannt) gebaut wurden. Die Beschäftigtenzahl stieg von 1.400 Mitarbeitern im Jahr 1949 auf 9.750. In kleiner Stückzahl gehen vollelektrische DKW Schnelllaster in die Felderprobung. Auf der IAA 1957 debütiert im September der DKW 3=6 als erstes deutsches Serienauto mit vollautomatischer Kupplung ("Saxomat"). Außerdem zeigt die Auto Union GmbH auf der IAA das neue Modell Auto Union "AU" 1000 als Evolution des DKW 3=6. Die bis September 1963 gebaute "AU"-1000-Familie umfasst die Karosserieformen Limousine zweitürig und viertürig, Coupé, S Coupé und Universal (Kombi). Und noch eine Premiere gab es auf der IAA 1957 zu bestaunen, der Prototyp "Der kleine DKW" debütierte als Vorbote des 1959 lancierten DKW Junior

1958: Im April erwirbt die Daimler-Benz AG 87,8 Prozent des Gesellschaftskapitals am immerhin fünftgrößten deutschen Automobilunternehmen (Lloyd, Borgward, Glas, NSU und BMW waren kleiner). Nachdem seit 1949 insgesamt 518.735 DKW Motorräder, Roller und Mopeds gebaut wurden, verabschiedet sich der Auto-Union-Konzern von der Zweiradproduktion. Neu ist das Auto Union AU 1000 SP Coupé, designt vom Auto-Union-Hausstilisten Josef Dienst im Stil amerikanischer Sportwagen wie des Ford Thunderbird

1959: Nach rund zehn Jahren andauernder Pkw-Produktion im Werk Düsseldorf und einer Produktion in der Ingolstädter Innenstadt hat die Auto Union GmbH ein neues Werk an der Ettinger Straße errichtet. Dort startet im August 1959 die Fertigung des erschwinglichen zweitürigen Kleinwagens DKW Junior 750, der nach dem Auslaufen der Motorradtypen im Vorjahr für die Auto Union GmbH die dauerhafte Konzentration auf den Bau von Pkw symbolisiert. Der italienische Starkarossier Fissore zeigt einen viersitzigen 1000 SP und einen zweisitzigen Roadster mit Spezialkarosserie, die in Italien bis 1964 unter dem Namen Auto Union 1000 SE Millespecial montiert und vermarktet werden

1961: Neu ist der DKW Junior de Luxe mit anders gestalteter Fahrzeugfront, größeren Rädern und umfangreicherer Ausstattung

1962: Verkauf des Düsseldorfer Werks, in dem insgesamt 483.368 DKW gebaut wurden. Die Zweitakter der Auto Union erleiden einen Rufschaden, als im kalten Winter 1962/63 die mit Bosch entwickelte Frischölautomatik auffällig oft versagt und es bei im Kurzstreckenbetrieb bewegten Autos zu vielen Kurbelwellschäden kommt. Neu im Programm ist der Auto Union "AU" 1000 SP Roadster, der im Vorjahr auf der IAA debütierte. Im Dezember endet die Produktion des DKW Junior nach nur zweieinhalb Jahren und 119.000 Einheiten, der DKW Junior de Luxe wird noch bis Oktober 1963 gebaut

1963: Zum Jahresbeginn geht der DKW F 12 in Serie, eine zweitürige Limousine, die etwas höher positioniert ist als der DKW Junior de Luxe. Als Nachfolger des DKW Junior startet der DKW F 11, der bis April 1965 in 30.738 Einheiten gebaut wird. Daimler-Benz entsendet den Ingenieur Ludwig Kraus (Leiter der Vorentwicklung bei Mercedes-Benz) als technischen Direktor nach Ingolstadt. Kraus wird beauftragt, den ursprünglich für Daimler-Benz-Fahrzeuge konzipierten Viertaktmotor mit Codenamen "Mexico" für den Einsatz im neuen DKW-Flaggschiff F 102 anzupassen. Im September feiert der DKW F 102 (4,28 Meter lang, Radstand 2,48 Meter) Weltpremiere auf der IAA in Frankfurt. Der in modernen Ponton-Formen gezeichnete DKW F 102 ersetzt den Auto-Union 1000, wird aber nicht vom "Mexico"-Motor, sondern von einem 1,2-Liter-Zweitakt-Dreizylinder-Benziner angetrieben

1964: Im Januar läuft die Produktion des DKW F 12 Roadster an, der im Dezember allerdings schon wieder gestrichen wird. Im März beginnt die Serienproduktion der zweitürigen Limousine DKW F 102. Im November startet der DKW F 12/65 als finale Version der Baureihe F 12. Die Auto Union muss in Deutschland stark rückläufige Marktanteile hinnehmen, lag der Anteil der Zweitakter 1961 noch bei 7,2 Prozent an den Gesamtzulassungen, sind es nun nur noch 3,7 Prozent. Daimler-Benz verkauft die Auto Union in mehreren Abschnitten an Volkswagen

1965: Zum 1. Januar hat die Daimler-Benz AG die Aktienmehrheit der Auto Union an den Volkswagen-Konzern verkauft. Ab 1966 ist die Auto Union eine hundertprozentige Tochter von Volkswagen. In Ingolstadt stehen über 20.000 unverkaufte DKW auf Halde. Im April endet die Produktion der Typen F 12/65 und F 11. Im April debütiert jedoch auch der DKW F 102 als viertürige Limousine. Dennoch sinken die Neuzulassungen auf unter 1.000 Einheiten pro Monat. So wird der geplante und nur als Prototyp gebaute F 102 Universal (Kombi) abgesagt. Alles neu machen soll der ab August gebaute und aus dem F 102 hervorgegangene Auto Union "Audi" (F 103). Der Name soll zeigen, dass dieses Auto für den technischen Neuanfang bei der Auto Union steht, der Audi ist das erste Fahrzeug der Vier Ringe mit sogenanntem Mitteldruckmotor und Viertaktprinzip (hervorgegangen aus dem Mexico-Motor von Daimler-Benz). Der deutsche Bundespräsident Heinrich Lübke ist bei der Premiere des neuen "Audi" (später Audi 72 genannt) auf der IAA zugegen. Freie Produktionskapazitäten in Ingolstadt werden vorübergehend für die Fertigung des VW Käfer genutzt. Dennoch entwickelt Ludwig Kraus im Geheimen ein neues Audi-Modell, den Typ 100. Dieses nachträglich von der Wolfsburger Konzernspitze sanktionierte Modell ist 1968 das erste Fahrzeug ohne DNA von DKW. Erster wirtschaftlicher Audi-Erfolg ist jedoch die Baureihe Audi 60 bis Super 90 (F 103)

2025: Audi und die Community feiern den 80. Jahrestag der Gründung des Zentraldepots für Auto Union Ersatzteile in Ingolstadt als Start der Ingolstädter Erfolgsstory

Die bekanntesten DKW (Auto Union) Automobile 1949-1968

  • DKW F 89 L "Schnelllastwagen" (1949-1954) mit 0,7-Liter-Zweizylinder-Zweitakter
  • DKW 30 "Schnelllastwagen" (1954-1955) mit 0,8-Liter-Zweizylinder-Zweitakter
  • DKW 3=6 "Schnelllastwagen" (1955-1962) mit 0,9-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • DKW 1000 L "Schnelltransporter" (1963-1968) mit 1.0-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • DKW F 89 P "Meisterklasse" (1950-1954) mit 0,7-Liter-Zweizylinder-Zweitakter
  • DKW F 91 "Sonderklasse" (1953-1955) mit 0,9-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • DKW F 93/F 94 und 3=6 "Großer DKW" (1955-1959) mit 0,9-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • DKW 3=6 "Monza" (1955-1958) mit 0,9-Liter-Dreizylinder-Zweitakter bzw. mit 1,0-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • DKW F 91/4 "Munga" (1955-1968, ab 1962 unter der Bezeichnung "Munga"; auch als sechssitziger F 91/6 und als achtsitziger F 91/8) mit 0,9-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • Auto Union "AU" 1000 (1957-1960) mit 1,0-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • Auto Union 1000 S (1959-1963) mit 1,0-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • Auto Union 1000 SP (1958-1965) mit 1,0-Liter-Dreizylinder-Zweitakter (als Coupé von 1958-1965, als Roadster von 1962-1965)
  • DKW Junior (1959-1963) mit 0,75-Liter- bzw. mit 0,8-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • DKW F 11/64 (1963-1965) mit 0,8-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • DKW F 12 (1963-1965) mit 0,9-Liter-Dreizylinder-Zweitakter
  • DKW F 102 (1964-1966) mit 1,2-Liter-Dreizylinder-Zweitakter

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