Während die einen in den Urlaub fliegen, müssen andere arbeiten, auch das Flugpersonal. Im Cockpit lassen sich dabei hohe Gehälter erzielen. Der Weg dorthin ist allerdings lang - und endet alles andere als automatisch beim Spitzengehalt.

Für viele ist es immer noch ein Traumberuf, ein Flugzeug zu steuern. Die Chancen, Pilotin oder Pilot zu werden, sind inzwischen gestiegen: Während in der Corona-Pandemie der Luftverkehr massiv eingebrochen war, herrscht heute selbst in diesem Beruf Fachkräftemangel. Dabei lässt sich im Vergleich zu anderen Jobs immer noch sehr gut verdienen, bereits die Einstiegsgehälter übersteigen den branchenübergreifenden Durchschnittsverdienst. Allerdings nur bei einzelnen Airlines - das untere Ende der Gehaltsspanne liegt im Bereich deutlich weniger spezialisierter Berufe.

Wer bei den großen Fluggesellschaften unterkommt, kann ein Vielfaches des Gehalts erzielen, das Billigflieger oder auch Tochter-Airlines bezahlen. Entscheidend ist daneben die Berufserfahrung - ein Kapitän kann das Doppelte bis Dreifache eines Co-Piloten verdienen.

Letztere kommen nach Angaben der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) anfangs je nach Arbeitgeber auf ein Monatsgehalt zwischen 1500 und 6500 Euro brutto. Ein Kapitänsgehalt beginnt demnach je nach Airline zwischen 3000 und 12.000 Euro. Durchschnittliche Jahresgehälter liegen für Co-Piloten insgesamt bei 100.000 Euro, für Kapitäne, die Mittelstrecke fliegen, bei etwa 135.000 Euro, wie die Gewerkschaft RTL mitteilte. Umgerechnet auf den Monat sind das gut 8300 beziehungsweise 11.250 Euro.

220.000 Euro Gehaltsunterschied

Das Jobportal Stepstone nennt für Piloten eine deutlich niedrigere Gehaltsspanne von gut 58.000 bis rund 79.000 Euro brutto pro Jahr, umgerechnet also rund 4800 bis 6600 Euro pro Monat. Die Arbeitsagentur kommt auf ein Mediangehalt von 7100 Euro - die Hälfte verdient mehr, die Hälfte weniger, wobei nur für Süd- und Westdeutschland genug Daten vorliegen. Berücksichtigt werden müssen hier zudem teils besondere Konditionen, beispielsweise bei Urlaub oder Rente.

Von ihrem Gehalt müssen Pilotinnen und Piloten zunächst einmal ihre Ausbildung abbezahlen. Die kostet laut VC zwischen 60.000 und 120.000 Euro. Die Gewerkschaft warnt vor teils hohen Zusatzkosten darüber hinaus, etwa für die Berechtigung für bestimmte Flugzeugmodelle.

Kapitänin oder Kapitän zu werden, dauert demnach 3 bis sogar 20 Jahre. Bei der Lufthansa etwa sind es 18 bis 20 Jahre, wie VC-Präsident Andreas Pinheiro im Gespräch mit ntv.de sagt. Hier sind die Gehaltsaussichten dafür besonders gut. Bei der Kernmarke Lufthansa steigt ein Co-Pilot mit einem Fixgehalt von 88.600 Euro im Jahr ein, wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf das Unternehmen berichtete. Kapitäne in der höchsten Erfahrungsstufe können demnach bis zu 281.300 Euro verdienen - plus Zulagen.

Anstellung in Tochterfirmen

Allerdings ist der Einstieg kaum noch möglich - die Lufthansa stellt inzwischen über ihre Tochterunternehmen ein. Der Konzern will zwar in den kommenden Jahren nach eigenen Angaben mehr als 2000 neue Mitarbeiter fürs Cockpit einstellen, gliedert sich aber in elf Airlines. Die aktuellen Stellenanzeigen für Piloten auf der Internetseite der Gruppe beziehen sich alle auf Tochtergesellschaften. Dort verdient die Cockpit-Crew bis zu 50 Prozent weniger als beim Mutterkonzern.

Die Fluggesellschaften selbst zeigen sich verschwiegen beim Gehalt im Cockpit. Condor bildet dabei eine Ausnahme. Das Einstiegs-Grundgehalt liegt dort bei 78.000 Euro jährlich, wie die Airline zu Jahresbeginn RTL verriet. Hinzu kommen Zulagen und Spesen. Auch Condor betont, dass der Verdienst durch verschiedene Faktoren wie Erfahrungsgrad, Betriebszugehörigkeit oder Einsatztage variiert.

Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg lag der mittlere Jahresverdienst von Vollzeitbeschäftigten laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr bei knapp 52.200 Euro brutto - die Hälfte verdiente mehr, die Hälfte weniger. Auf den Monat umgerechnet sind das 4350 Euro. Das durchschnittliche Jahresgehalt einschließlich Sonderzahlungen lag bei gut 62.200 Euro, also knapp 5200 Euro monatlich.

"Wir wollen keinen Eliteberuf"

Piloten verdienen somit immer noch überdurchschnittlich. Die Vereinigung Cockpit fordert dennoch ein Gehaltsplus, um den Beruf wieder attraktiver zu machen. Der Job ist anstrengend: Schicht- und Nachtarbeit nach einem strikten Dienstplan. Gewerkschaftschef Pinheiro meint, dass heute schon junge Menschen bei der Berufswahl den Piloten-Beruf mit anderen Jobs und deren Gehältern vergleichen - beispielsweise mit Ärzten, Unternehmensberatern oder Juristen. Ärzte verdienen nach Berechnungen des Jobportals Stepstone im Schnitt knapp 110.000 Euro brutto pro Jahr; ihr mittleres Jahresgehalt liegt demnach bei knapp 99.000 Euro, umgerechnet knapp 9200 beziehungsweise 8250 Euro im Monat.

Auch eine Übernahmegarantie nach der teuren Ausbildung will die VC zurück. Deren Finanzierung solle zudem erleichtert werden, also unabhängig vom finanziellen Hintergrund der Bewerber. Bei der Lufthansa beispielsweise sind schon während der Ausbildung 10.000 Euro fällig. "Wir wollen keinen Eliteberuf schaffen, sondern die fähigsten Leute im Cockpit", sagt Pinheiro. "Dafür ist die soziale Schicht oder das Einkommen des Elternhauses egal."

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