Konzerttickets sind seit der Corona-Pandemie immer teurer geworden. Der Chef des führenden deutschen Ticketanbieters macht Fans wenig Hoffnung, dass sich daran etwas ändert. Bei der Festlegung von Preisen hätten Veranstalter kaum Spielraum.

Wer live Musik erleben will, muss künftig tiefer in die Tasche greifen. Der Chef des führenden deutschen Ticketanbieters CTS Eventim, Klaus-Peter Schulenberg, rechnet mit weiter steigenden Konzertpreisen. Wer die Branche beobachte, erkenne schnell, dass es nur eine Richtung gebe: "Die Preise steigen". Das Geschäft unterscheide sich hierbei nicht von anderen Branchen. "Aber ich hoffe und unterstütze, dass es in einem akzeptablen Maß stattfindet", sagte der 74-Jährige. "Das Niveau der Eintrittspreise ist sehr hoch." Das sei überhaupt keine Frage.

"Bei der Festlegung von Konzertpreisen haben die Veranstalter kaum Spielraum, eine Vielzahl an Faktoren führt zur Preisbildung", sagte Schulenberg. Gründe für den Anstieg seien gestiegene Gagen und höhere Kosten für Veranstaltungsstätten und Mitarbeiter. Bands und Solo-Künstler seien wegen des Streamings zunehmend auf Einnahmen aus Tourneen angewiesen. In der alten analogen Welt habe der Verkauf von Tonträgern etwa 85 Prozent der Einnahmen ausgemacht, das Live-Geschäft 15 Prozent. "Das hat sich heute umgekehrt."

Einen Pauschalwert der Gagen kann Schulenberg nicht nennen. Die Künstler erhielten oft eine garantierte Gage und einen erheblichen Teil des Veranstaltungsgewinns. Im Fall der bekanntesten Künstler könne deren Gewinnanteil 75 Prozent übersteigen. In den Verhandlungen seien Künstler - besonders die erfolgreichsten - mächtiger als die Veranstalter. "Es gibt einen Anbieter und mehrere Nachfrager. Dann wissen Sie schon, wie die Verhandlungen ablaufen."

Die Kosten von Infrastruktur und Personal seien seit Ende der Corona-Pandemie um 45 Prozent gestiegen. Höhere Personalkosten seien das Ergebnis von Angebot und Nachfrage, sagte Schulenberg. Das heißt: Unternehmen wie Eventim müssten mehr bieten, um Personal zu gewinnen. Denn während der Corona-Pandemie sind viele Mitarbeiter aus der Branche abgewandert, wie Schulenberg berichtete. "Es gab in der Zeit keine Branche mehr, das vergisst man schnell." Aufbauhelfer sei ein anstrengender Beruf - mit Arbeit am Tag und in der Nacht. "Es gibt sicher Branchen, in denen man das Geld einfacher verdienen kann."

Kritik von Verbraucherschützern

Das börsennotierte Unternehmen CTS Eventim ist nach eigenen Angaben der weltweit zweitgrößte Ticketanbieter. Der größte Anbieter ist Live Nation Entertainment aus den USA. Eventim verkauft Karten zu Konzerten, Theateraufführungen und Sportwettkämpfen, organisiert selbst Konzerte und betreibt Veranstaltungsstätten wie die Waldbühne in Berlin.

Das expandierende Unternehmen beschäftigte zuletzt annähernd 4900 Mitarbeitende. Im vergangenen Jahr erzielte Eventim einen Überschuss von 318,9 Millionen Euro nach 274,6 Millionen Euro 2023. Schulenberg selbst ist über seine Stiftung an Eventim beteiligt. Hauptsitz ist München, wichtige Standorte nach Mitarbeiterzahl sind Bremen und Hamburg.

An Eventim gibt es immer wieder Kritik von Verbraucherschützern und Verbrauchern. Im Februar gab das Oberlandesgericht Bamberg einer Klage der Verbraucherzentrale teils statt: Das Gericht untersagte Eventim, während des Verkaufsprozesses eine kostenpflichtige Versicherung wiederholt anzubieten.

Die Verbraucherzentrale geht zudem mit einer Musterfeststellungsklage gegen Eventim vor. Sie wirft dem Unternehmen vor, dass es Verbrauchern Kosten nach Absagen häufig nur teilweise erstattet. Eventim bezeichnet die Klage als unbegründet. Ein Verhandlungstermin liegt nicht vor.

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