Volkswagen kappt wegen der Zölle von US-Präsident Trump seine Prognose. Selbst der sich abzeichnende Deal mit 15-prozentigen Zöllen auf EU-Güter sei für den deutschen Autobauer zu hoch, sagt Konzernchef Blume im Interview mit RTL/ntv.

Trotz eines Gewinnrückgangs um rund ein Drittel im zweiten Quartal 2025 hält Volkswagen-Chef Oliver Blume an der massiven Investitionsoffensive von 160 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren fest. Dabei warnt er eindringlich vor den Risiken durch steigende US-Importzölle. "15 Prozent sind für uns zu hoch", sagte er im Interview mit RTL/ntv. Das sei eine Steigerung von 12,5 Prozentpunkten gegenüber dem bisherigen Niveau. "Deshalb setzen wir darauf, dass wir mit unserem Engagement in den USA diesen Satz noch weiter runter arbeiten können."

Die Europäische Union und die USA stehen Medienberichten zufolge kurz vor einem Abkommen, das einen Zoll von 15 Prozent auf EU-Waren vorsieht. US-Präsident Donald Trump hatte im April Zusatzzölle für Autos in Höhe von 25 Prozent verhängt. Darunter leiden besonders die Volkswagen-Premiummarken Audi und Porsche, die nicht über eine eigene Fertigung in den USA verfügen. Volkswagen und andere Autobauer drängen die Unterhändler der Europäischen Union zu einer Einigung mit den USA, um ihre Zollbelastung zu senken. VW-Chef Oliver Blume hatte sich persönlich in die Verhandlungen eingeschaltet und war wiederholt zu Gesprächen in den USA.

Der Volkswagen-Konzerngewinn war auf rund 2,3 Milliarden Euro gefallen - vor allem belastet durch hohe Restrukturierungskosten und sinkende Margen bei Elektrofahrzeugen, die in Europa inzwischen 60 Prozent der Auftragseingänge ausmachten. Blume sieht dennoch Fortschritte: "Wir liegen bei den Auftragseingängen in Europa 20 Prozent über dem Vorjahr. Wir haben unsere Produkte bei Design, Technologie und Qualität maßgeblich verbessert", so der Konzernchef.

Wie die Branche steht der VW-Konzern aktuell extrem unter Druck und kämpft mit schrumpfenden Märkten und einem Überangebot an Fahrzeugen - der europäische Automobilmarkt ist um mehr als 15 Prozent geschrumpft. Blume schließt nicht aus, dass sich der Konzern von Beteiligungen oder Unternehmensbereichen trennt: "Wir müssen unsere Kapazitäten und unser Beteiligungsportfolio kontinuierlich prüfen und anpassen. Es schließt sich nicht aus, dass wir uns von einzelnen Konzernteilen trennen, wenn das strategisch sinnvoll ist."

"Mehr Optimismus"

Neben der fortgesetzten Transformation setzt Volkswagen auf regionale Wachstumsprogramme, beispielsweise für den US-Markt, wo der Ausbau der Produktion von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig ist. Die Prognose für 2025 wurde auf stabile Umsätze mit einer operativen Marge von 4 bis 5 Prozent gesenkt, deutlich unter dem Vorjahresniveau.

Trotz der aktuellen Lage fordert Blume mehr Optimismus. "Die besten Zeiten liegen noch vor uns, wenn wir gemeinsam anpacken und mit mehr Optimismus und Engagement die Herausforderungen meistern." Der VW-Konzernchef verteidigte den am Montag im Kanzleramt stattgefundenen Investitionsgipfel als einen "sehr positiven Impuls für den Wirtschaftsstandort Deutschland", kritisierte jedoch die negative Berichterstattung.

Er verwies auf das "deutsche Mindset", das positive Initiativen oft sofort schlechtrede: "Man muss erst mal anfangen zu arbeiten, dann gleich zu Beginn zu kritisieren und Zweifel zu haben, ob das funktioniert - das hält uns zurück. Wir brauchen mehr Optimismus und Zupacken, um die Chancen auszuschöpfen."

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.