Für die Entwicklung von Medikamenten sind Tierversuche notwendig. Neue Software kann inzwischen virtuelle Zwillinge und damit reale Produkte, aber auch Organe simulieren. Wie das funktioniert, erklärt Sabine Scheunert von Dassault Systèmes in der neuen Folge von "So techt Deutschland".
Sabine Scheunert kennt die Autoindustrie aus dem Effeff, seit gut einem Jahr verantwortet sie bei Dassault Systèmes die Region Zentraleuropa. Ein Perspektivwechsel mit einer klaren Mission: "Technologie beherrscht oder besser gesagt dominiert mittlerweile die Welt", sagt sie im ntv-Tech-Podcast "So techt Deutschland".
Diese Entwicklung will sie mitgestalten, etwa durch die Entwicklung virtueller Zwillinge, die reale Produkte digital simulieren. Die Technologie ist so weit, dass "es in der virtuellen Welt heute keinen Unterschied mehr zum realen Produkt gibt."
Dabei geht es längst nicht mehr nur um Autos oder Flugzeuge, Dassault-Software kann mittlerweile auch Organe abbilden. In der Pharmaindustrie werden Medikamente virtuell getestet, sogenannte Kohorten ersetzen Tierversuche und klinische Tests am Menschen. Ein enormer Innovationsschub, der Zeit und Geld spart - nicht nur Großkonzernen: "Wir sind in der Lage, Startups und kleine Unternehmen mit kostengünstiger Software zu versorgen", sagt Scheunert.
Parallel zur Digitalisierung nimmt auch die Automatisierung Fahrt auf: 2024 wurden in Europas Autoindustrie mehr als 23.000 neue Roboter installiert, das zweitbeste Ergebnis der letzten fünf Jahre. Das zeigen Daten der International Federation of Robotics. Vor allem kollaborative Roboter ("Cobots") helfen, Fachkräftemangel zu kompensieren und die Produktionsflexibilität zu steigern. In Kombination mit virtuellen Zwillingen lässt sich ein komplettes Fahrzeug in der Simulation durchtesten, bevor ein Prototyp gebaut wird.
Doch Europa droht, den Anschluss zu verlieren. Deutschland? "Zu langsam in den Themen der Risikobereitschaft, in Technologie zu investieren", warnt Scheunert. "Wenn wir nicht bald handeln, werden wir im physischen Raum irrelevant." Hoffnung macht ihr der Mittelstand, denn das ist "die größte Innovationskraft, die wir haben."
Warum wir weniger Powerpoint brauchen, sondern "wirklich ins Tun kommen müssen", erklärt sie in der neuen Folge von "So techt Deutschland".
Mit Sabine Scheunert sprachen Frauke Holzmeier und Andreas Laukat. Das komplette Gespräch hören Sie im Podcast "So techt Deutschland".
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