Nach Donald Trumps Zollhammer setzt die Schweiz auf weitere Verhandlungen. Da diese bisher nicht von Erfolg gekrönt waren, schlagen Politiker einen Vermittler vor: Fifa-Boss Gianni Infantino.
Die Schweiz wird vom Zollhammer Donald Trumps besonders hart getroffen. Politiker der Eidgenossenschaft bringen einen Mann ins Spiel, der helfen soll, den US-Präsidenten umzustimmen: Gianni Infantino.
Der Präsident des Weltfußballverbands Fifa hat die Nähe zu Trump gesucht und gefunden. "Es gibt wohl keinen anderen Schweizer, der sich häufiger und geschmeidiger im Umfeld des US-Präsidenten bewegt als Infantino, der Sohn eines italienischen Gastarbeiters aus dem Wallis", schrieb die "Neue Zürcher Zeitung". Er habe verinnerlicht, dass mächtige Männer hofiert werden wollen.
Infantino war Gast bei der Amtseinführung Trumps, zu Besuch im Weißen Haus und sorgte dafür, dass die Fifa ein Büro im Trump-Tower in New York bezog. Das Finale von Infantinos Prestige-Projekt "Klub WM" sahen sie gemeinsam, Trump überreichte den Pokal und ließ sich auf dem Siegerpodest mit dem FC Chelsea feiern. Im kommenden Jahr findet die auf 48 Mannschaften aufgeblähte Fußball-Weltmeisterschaft unter anderem in den USA statt. Trump bezeichnete es als das größte Sportereignis der Geschichte und nannte den Fifa-Boss bei einem offiziellen Termin in Saudi-Arabien gegenüber dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman einen "exzellenten Typen".
Die Rufe nach Infantinos Hilfe werden lauter, nachdem die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin nach Washington geeilt waren, um die Einführung von 39-Prozent-Zöllen noch abzuwenden. Sie kehrten mit leeren Händen zurück.
Parmelin ist ein führendes Mitglied der rechtsgerichteten Schweizerischen Volkspartei (SVP). Er kennt Infantino und war Sportminister, als sein Landsmann zum Fifa-Präsidenten gewählt wurde.
"Als Türöffner fungieren"
"Es ist definitiv an der Zeit, Gianni Infantino ohne weitere Verzögerung hinzuzuziehen, um neue Türen zu öffnen", sagte Nationalrat Rino Büchel der "Financial Times". "Wenn Parmelin zum Telefon greifen und Infantino um Hilfe bitten würde, könnte ich mir gut vorstellen, dass er das tun würde", so Büchel, der ebenfalls in der SVP ist.
Die Spitze der SVP sieht in Büchels Forderung Potenzial. "Infantino könnte durchaus als Türöffner fungieren, immerhin hat er es geschafft, in den engsten Zirkel von Donald Trump zu gelangen, was die Politik nicht geschafft hat", zitiert der "Tagesanzeiger" Parteichef Marcel Dettling.
Auch für den ehemaligen Diplomaten Thomas Borer ist das "keine schlechte Idee". "Die klassischen diplomatischen Methoden funktionieren nur beschränkt bei Donald Trump. Man muss auch unkonventionell vorgehen, man muss alles versuchen", sagte das parteilose Mitglied des Bundesrates in einem Interview mit "Watson", bevor Trump die Zölle in Höhe von 39 Prozent angekündigte.
Beim deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz würde ein solcher Einsatz nichts nützen, so der Ex-Diplomat. "Aber Trump funktioniert anders. Infantino versteht sich gut mit ihm. Wenn er Trump sagen würde: 'Mr President, give me 15 minutes' - und dann nähme er Staatssekretärin [Helene] Budliger mit, die Konzessionen bereithält. Dann werden aus 15 Minuten schnell 30 oder mehr und führen vielleicht zu einem Ergebnis."
Es werde weiterverhandelt, kündigte Bundespräsidentin Keller-Sutter derweil an. Im Frühjahr hatte sie sich nach einem Telefonat noch gerühmt, sie habe wohl Zugang zu Trump gefunden. Das war ein Irrtum. Während ihres Hinflugs am Dienstag kanzelte Trump sie ab: "Sie hat einfach nicht zugehört", gab er ein Telefongespräch wieder. Zeit für Keller-Sutter hatte er nicht. Sie musste mit Außenminister Marco Rubio vorliebnehmen.
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