Für junge Hochschulabsolventen sind es harte Zeiten: Laut einer Auswertung des Job-Portals Stepstone lag der Anteil ausgeschriebener Einstiegsjobs im ersten Quartal dieses Jahres 45 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Das bedeutet: Selbst in den ersten Corona-Monaten war das Angebot besser.

Für die Analyse wurden mehr als vier Millionen Stellenanzeigen von Januar 2020 bis April 2025 auf der Plattform ausgewertet. Demnach sei nach einem Nachfragehoch im Jahr 2021 der Anteil der ausgeschriebenen Positionen für Berufseinsteiger seit 2023 im Vergleich zum gesamten Jobangebot deutlich stärker zurückgegangen.

Betroffen seien vor allem Stellen in klassisch administrativen und datenverarbeitenden Tätigkeiten, heißt es in einer Pressemitteilung. In Branchen wie Vertrieb (minus 56 Prozent), Personalwesen (minus 50 Prozent), Verwaltung (minus 34 Prozent) oder Kundenservice (minus 20 Prozent) sei der Anteil an Einstiegsstellen seit 2022 deutlich rückläufig. In Branchen mit viel direktem Menschenkontakt gebe es dagegen sogar einen Aufschwung, etwa im Bildungsbereich (plus 96 Prozent) oder im Handwerk (plus 52 Prozent).

KI als Jobkiller?

Laut einer Analyse des „Handelsblatts“ liegt das vor allem am Siegeszug der Künstlichen Intelligenz. Demnach übernehme KI immer öfter Aufgaben, die bislang von Berufseinsteigern erledigt wurden. „Dort war der Einstieg bislang klar definiert: viel operative Arbeit, wenig Verantwortung – aber gute Lernchancen“, heißt es in dem Bericht. Durch die Verdrängung dieser Einstiegsjobs könnten langfristig ganze Unternehmensstrukturen umgekrempelt werden, aber auch Lücken bei Nachwuchskräften entstehen.

Besonders in der IT sei dieser Wandel zu spüren, schreibt das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Zahlen des Branchenverbands Bitkom. Zwar fehlen Prognosen zufolge bis 2040 rund 660.000 Fachkräfte im IT-Bereich, gleichzeitig sei aber die Zahl offener IT-Stellen in den vergangenen zwei Jahren von 149.000 auf 109.000 gesunken – vor allem auf Junior-Level.

Auch in der Beratung mache sich der Umbruch bemerkbar. „Früher arbeiteten zwei Junioren mit einem Senior“, sagt der Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberatungen, Harald Fortmann, dem „Handelsblatt“: „Heute ersetzt die KI die Junioren.“

Um die Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt gibt es polarisierte Debatten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) gab 2024 an, dass künstliche Intelligenz weltweit gut 40 Prozent der Arbeitsplätze betreffen werde, in weiterentwickelten Gesellschaften wie Deutschland sogar 60 Prozent. Dabei würden einige Jobs ersetzt, andere ergänzt.

Der Tech-Unternehmer Dario Amodei, Chef des KI-Unternehmens Anthropic, entwarf kürzlich das Szenario, dass binnen fünf Jahren KI die Hälfte aller Einsteigerjobs für Büroangestellte vernichten.

Dem gegenüber stehen Analysen wie die des World Economic Forums, das in seinem diesjährigen Job-Report von einem Nettozuwachs bei Jobangeboten bis 2030 ausgeht – jedoch mit technologischen Disruptionen in einzelnen Branchen.

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