Die Deutsche Bahn ist auf der Suche nach einer Person für die Konzernspitze. Die Gewerkschaft EVG äußert klare Vorstellungen für die neue Führungsperson. Diese soll nicht aus den eigenen Reihen kommen.
Nach der Entlassung von Bahnchef Richard Lutz hat sich die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gegen eine interne Neubesetzung des Chefpostens bei der Deutschen Bahn ausgesprochen und für eine Suche nach einem geeigneten Kandidaten auch im Ausland plädiert. Für die Krise des Konzerns sei nicht nur der scheidende Bahnchef, sondern der gesamte Vorstand verantwortlich, sagte EVG-Vize Kristian Loroch dem "Tagesspiegel". "Der Vorstand muss deshalb im Wesentlichen neu besetzt werden."
"Wer unter Richard Lutz nicht den Mund aufbekommen hat, um gegen strategische Fehlentscheidungen zu protestieren, wird auch als Bahnchef nicht den Mund aufbekommen", sagte Loroch weiter. Deshalb komme für den Posten kein aktueller Manager bei dem Unternehmen infrage.
Zugleich sprach sich der EVG-Vorstand dagegen aus, den Chefposten bei der Bahn mit einem Politiker oder einem Spitzenmanager zu besetzen, der bisher in einer anderen Branche tätig war. "Für Experimente ist die Lage bei der Bahn viel zu ernst", betonte Loroch. Der nächste Bahnchef müsse sich im Eisenbahngeschäft auskennen und Erfahrung bei der Sanierung von Staatskonzernen gesammelt haben. Um einen geeigneten Kandidaten zu finden, lohne sich "der Blick ins Ausland", fügte der EVG-Vertreter hinzu.
Überraschende Entlassung
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hatte in der vergangenen Woche überraschend Lutz' Entlassung bekannt gegeben und erklärt, dessen Vertrag werde "vorzeitig und einvernehmlich" beendet. Bis seine Nachfolge geregelt sei, werde Lutz seine Aufgaben aber noch weiter wahrnehmen. Die Suche nach einem neuen Bahnchef oder einer neuen Bahnchefin habe "mit dem heutigen Tag begonnen".
Verkehrsstaatssekretär Ulrich Lange erklärte der "Augsburger Allgemeinen", der neue Bahnchef oder die neue Bahnchefin müsse "ein Macher mit Managerqualitäten" sein und "den grundlegenden Neuanfang mit Elan, Mut und Ausdauer anpacken wollen".
Dem Verkehrsministerium zufolge soll ein Beratungsunternehmen den Nachfolger oder die Nachfolgerin von Lutz finden. Zunächst sei der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn gefordert, dann werde ein Beratungsunternehmen "auf die Suche gehen", sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums.
Mögliche Nachfolger
In den Medien genannt werden etwa die DB-Managerinnen Evelyn Palla und Sigrid Nikutta. Palla ist Chefin der Tochter DB Regio, zuvor war sie Managerin bei den Österreichischen Bundesbahnen. Nikutta leitet die Güterverkehrssparte DB Cargo.
Interne Besetzungen wären auch der Chef der Infrastruktur-Tochter DB Infrago, Philipp Nagl, ein Österreicher, der auch bereits bei den ÖBB gearbeitet hat, sowie Berthold Huber, früher Fernverkehrsvorstand, heute Leiter des Bereichs Infrastruktur. Von außen wird Michael Peter genannt, der die Zugsparte von Siemens leitet.
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