Der Panzergetriebehersteller Renk möchte sich zu einem Anbieter von Mobilitätslösungen in der Rüstung entwickeln. Statt bisher nur Schlüsselkomponenten zu liefern, plant das Unternehmen neue Märkte zu besetzen – mit unbemannten und gepanzerten Bodenfahrzeugen.
Hierzu hat Renk eine Partnerschaft mit dem Münchner Start-up ARX Robotics gegründet. Nach Angaben von Renk-Chef Alexander Sagel könnten die neuen sogenannten UGV (Unmanned Ground Vehicle) etwa ab 2030 auf den Markt kommen.
„Ich bin ein leidenschaftlicher UGV-Anhänger“, sagte Sagel jetzt am Renk-Sitz in Augsburg. Unbemannte Bodenfahrzeuge könnten in Zukunft gemeinsam mit schweren Kampfpanzern im Gefechtsfeld operieren.
Mit dem Betriebssystem Mithra von ARX Robotics sollen Mobilitätslösungen zur Automatisierung und Digitalisierung künftiger Flotten entwickelt werden. „Gemeinsam wollen wir die Produktion skalieren, die internationale Reichweite ausbauen und autonome Funktionalitäten weiterentwickeln“, erklärt der Renk-Chef.
Für Renk wäre es der Einstieg in das Segment neuer leichter Panzer bis etwa 15 Tonnen Gesamtgewicht. „Wir müssen uns auf die nächste Generation der Mobilität nach 2030 vorbereiten“, erklärte Sagel.
In Duellsituationen sei Mobilität immer wichtiger. Dies hätten auch die Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg gezeigt.
Renk arbeitet an neuen technologischen Getriebelösungen
In der Branche ist es ein offenes Geheimnis, dass Renk an neuen technologischen Getriebelösungen arbeitet, auch für schwere Kampfpanzer, wie dem Leopard oder dem südkoreanischen K2.
Hinzu kämen dann auch das Marktsegment der kleineren gepanzerter Kettenfahrzeuge. Deren Geschwindigkeit soll bis zu 90 km/h betragen.
Der börsennotierte Renk-Konzern sieht sich mit 1,14 Milliarden Euro Umsatz 2024 als weltweiter Marktführer bei Panzergetrieben mit einem Marktanteil von rund 70 Prozent. In etwa 180.000 Fahrzeugen, darunter Panzer oder auch Schiffen, stecken Renk-Produkte. Größter Einzelaktionär ist mit knapp 19 Prozent der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS.
Der aktuelle Rüstungsboom beschert Renk volle Auftragsbücher. So stieg das Neugeschäft im ersten Halbjahr um rund 47 Prozent auf 921 Millionen Euro, wie das Unternehmen jüngst mitteilte.
Der gesamte Auftragsbestand belaufe sich nun auf 5,9 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um gut ein Fünftel auf 620 Millionen Euro zu.
Renk-Chef Sagel sieht den Konzern für einen Produktionsausbau gut gerüstet. In den nächsten vier bis fünf Jahren sollen 500 Millionen Euro in den Kapazitätsausbau investiert werden. Dies soll an den bestehenden Standorten erfolgen. „Wir müssen kein neues Werk bauen“, sagte Sagel.
Über die Stückzahlen der zusätzlichen Bundeswehrbestellungen durch die Aufstockung des Wehretats werde es vermutlich erst am Jahresende oder im ersten Halbjahr 2026 Klarheit geben. Je größer die Bestellung ausfalle, desto niedriger sei der Stückpreis.
Nach Informationen des Branchendienstes hartpunkt.de und aus Insiderkreisen plant die Bundeswehr in den kommenden zehn Jahren die Beschaffung von 1000 zusätzlichen Kampfpanzern, knapp 400 Schützenpanzer Puma und etwa 2500 Radpanzer Boxer.
Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider erstellt.
Gerhard Hegmann schreibt über Rüstung, Luft- und Raumfahrt und Militär.
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